Articulate Netzwerk:

Articulate

Checkliste zum Review-Prozess für E-Learning-Kurse

Checkliste zum Review-Prozess für E-Learning-Kurse
Checkliste für den Review-Prozess von E-Learning-Kursen

Erinnern Sie sich noch an Ihre Schulzeit und daran, wie die Lehrer Ihnen eingetrichtert haben, Klassenarbeiten immer noch mal durchzugehen, bevor Sie sie abgeben? Für E-Learning-Kurse gilt dasselbe. Bevor Sie einen Kurs Lernenden zur Verfügung stellen, sollten Sie Ihn noch einmal auf Herz und Nieren prüfen.

Worauf soll man bei der Durchsicht eines Kurses besonders achten? Jedes E-Learning-Projekt ist anders. Deshalb lässt sich keine Checkliste erstellen, die jedes Detail abdeckt. Ich möchte Ihnen hier aber einige Tipps an die Hand geben, die für jedes Projekt hilfreich sind.

Kursinhalte prüfen

Klar, der Inhalt ist das Wichtigste an Ihrem Kurs. Hier muss also alles stimmen. Wenn Sie kein Fachmann in der Materie sind, sollten Sie spätestens jetzt einen zu Rate ziehen. Hier sind ein paar Fragen, die Sie sich stellen sollten, wenn Sie die Kursinhalte überprüfen:

  • Sind die Lernziele messbar?
  • Unterstützen alle Kursinhalte das Lernziel?
  • Gibt es Inhalte, die kürzer dargestellt oder ganz weggelassen werden könnten?
  • Fehlen noch Inhalte?
  • Haben Sie alle Fakten geprüft und verlässliche Quellen angegeben?
  • Hat der Kurs eine logische Struktur?
  • Unterstützt das verwendete Bildmaterial die Lernziele sinnvoll?
  • Stellen die Beispiele/Szenarien den realen Kontext korrekt dar?
  • Sind die verwendeten Figuren sympathisch und glaubwürdig?
  • Prüft der Test wirklich die Kursziele?
  • Sind die Testfragen verständlich?
  • Erscheinen alle Antwortmöglichkeiten (auch falsche Antworten) plausibel?
  • Ist klar angegeben, was gefordert ist, um den Kurs zu bestehen?

Die folgenden Artikel enthalten weitere Tipps für diesen Schritt des Review-Prozesses:

Texte Korrektur lesen

In den allermeisten E-Learning-Kursen ist Text der Hauptbestandteil der Vermittlung von Lernstoff. Grammatik- und Rechtschreibfehler stören hier nicht nur, sie laufen der Kernbotschaft direkt zuwider und lassen den Kurs weniger professionell erscheinen. Hier sind ein paar Tipps für die Durchsicht der Texte:

  • Stimmen Grammatik und Rechtschreibung?
  • Stimmen Interpunktion und Groß- und Kleinschreibung?
  • Gibt es Bandwurmsätze, die sich vielleicht in kürzere, prägnantere Sätze aufteilen lassen?
  • Verwenden Sie so oft es geht das Aktiv (nicht das Passiv)?
  • Sind Ihre Anredeformen konsistent („du“, „Sie“, „man“)?
  • Gibt es adverbiale Konstruktionen (z. B. „schnell laufen“), die durch präzisere Verben ersetzt werden können (z. B. „rennen“)?
  • Gibt es Superlative wie „hochwertig“ oder „erstklassig“, die gestrichen werden können?
  • Gibt es Fachjargon, der entweder überflüssig ist oder besser erklärt werden könnte?
  • Ist das Voiceover-Skript in einem natürlichen, mündlichen Stil geschrieben?
  • Enthält das Voiceover-Skript Aussprachehinweise für die Sprecher?

Wenn das Schreiben von Texten nicht zu Ihren ausgesprochenen Stärken gehört, finden Sie in den folgenden Artikeln hilfreiche Tipps:

Audioinhalte genau anhören

Wenn Ihr Kurs Voiceover-Elemente enthält, sollten Sie sich das Audiomaterial genau anhören und sich dabei von diesen Fragen leiten lassen:

  • Wird das Audiomaterial sinnvoll eingesetzt? Oder liest der Sprecher einfach den Text vor, der auf dem Bildschirm zu sehen ist?
  • Hält sich der Sprecher genau an das Skript? Wenn nicht, haben die Abweichungen eine Auswirkung auf den vermittelten Inhalt? Wenn nicht, passen Sie das Skript an das Audiomaterial an. Wenn die Abweichungen die Inhalte verfälschen, bitten Sie den Sprecher, den entsprechenden Abschnitt erneut aufzunehmen.
  • Gibt es störende Hintergrundgeräusche, die herausgefiltert werden sollten?
  • Ist die Lautstärke angenehm eingestellt (nicht zu leise, nicht zu laut)?
  • Sind Lautstärke und Audioqualität im gesamten Kurs homogen?
  • Wirken Wortwahl und Intonation natürlich?

Sie kennen sich mit Audiobearbeitung überhaupt nicht aus? Dieser Artikel erklärt das Wichtigste für Einsteiger: Grundlagen zur Aufnahme von Audioinhalten für Onlinekurse.

Optik und Design prüfen

Wir alle wissen, dass der erste Eindruck oft täuscht. Wir wissen aber auch, wie nachhaltig dieser erste Eindruck dennoch wirkt. Das optische Design eines Kurses ist das Erste, was Lernende an Ihrem Kurs wahrnehmen werden. Wenn Sie das Interesse der Lernenden ansprechen und dauerhaft aufrechterhalten möchten, sollten Sie versuchen, diesen ersten Eindruck so positiv wie möglich zu gestalten. Hier sind ein paar Leitfragen, anhand derer Sie das Design Ihres Kurses noch einmal kritisch unter die Lupe nehmen können:

  • Entspricht das Design den Markenrichtlinien (sofern vorhanden)?
  • Passt das Design zum Inhalt des Kurses?
  • Ist das Design im gesamten Kurs einheitlich?
  • Sind alle Objekte optimal angeordnet und ausgerichtet?
  • Sind Stil und Qualität des verwendeten Bildmaterials homogen?
  • Sind Fotos und Grafiken für den Lernerfolg sinnvoll? Oder sind sie rein dekorativ?
  • Werden Schriftarten konsistent verwendet (Schriftstil und Größe)?
  • Sind alle Screenshots frei von personenbezogenen Daten?
  • Haben alle Schaltflächen und Hyperlinks die gleiche Optik und Funktionsweise (wenn eine Schaltfläche z. B. einen Hover-Effekt hat, haben das alle?) damit die Lernenden direkt sehen, was klickbar ist und was nicht?

Wenn Sie ein paar Tipps für gutes E-Learning-Design möchten, werden Sie in den folgenden Artikeln fündig:

Funktionalität testen

E-Learning-Autorentools wie Storyline, in denen Sie alles ändern und anpassen können (Player, Menü, Navigation, Testoptionen usw.) geben Ihnen alle Freiheit der Welt, den Kurs genau nach Ihren Vorstellungen zu gestalten. Mit dieser Freiheit geht aber auch die Verantwortung einher, zu gewährleisten, dass alles richtig funktioniert. Hier sind ein paar Punkte, die Sie zum Thema Funktionalität überprüfen sollten:

Schaltflächen und Hyperlinks

Wenn Sie die Navigation Ihres Kurses selbst gestaltet oder abgeändert haben (zusätzliche Schaltflächen, andere Menüstruktur usw.), probieren Sie jeden Klick selbst aus, um sicherzustellen, dass alles so funktioniert wie geplant. Die folgenden Schritte sind ein guter Start:

  1. Die erste Folie sollte keine „Zurück“-Schaltfläche haben.
  2. Klicken Sie sich über die „Weiter“-Schaltflächen von vorne bis hinten durch den Kurs.
  3. Die letzte Folie sollte keine „Weiter“-Schaltfläche haben.
  4. Klicken Sie sich über die „Zurück“-Schaltflächen von hinten nach vorne durch den Kurs.
  5. Gehen Sie den Kurs jetzt noch einmal von vorne bis hinten durch. Klicken Sie bei diesem Durchgang auf jede Schaltfläche und jeden Link und vergewissern Sie sich, dass alles wie geplant funktioniert.

Menü

  • Können Sie alle Bereiche des Kurses über die Navigation erreichen?
  • Stimmen alle Titel?
  • Ist alles in der richtigen Reihenfolge?

Player

  • Gibt es auf jeder Folie mit Audio- oder Video-Elementen eine Suchleiste?
  • Erreicht die Suchleiste ihr Ende, wenn der Audioclip oder das Video zu Ende ist?
  • Wenn Ihr Kurs Audio-Elemente enthält, gibt es eine Möglichkeit, die Lautstärke zu regeln oder ganz stumm zu schalten?

Animationen

  • Sind die Animationen synchron mit dem Audiomaterial (sofern vorhanden)?
  • Werden alle Animationen wie geplant ein- und ausgeblendet?

Videos

  • Wird das Video von Anfang bis Ende abgespielt?
  • Ist die Audiospur hochwertig genug?

Testfragen

  1. Klicken Sie sich durch den Test und geben Sie immer richtige Antworten. Prüfen Sie das Feedback auf diese richtigen Antworten. Vergewissern Sie sich, dass als Ergebnis 100 % angezeigt wird und dafür die richtige Note bzw. Punktzahl (falls gewünscht) vergeben wird.
  2. Klicken Sie sich ein zweites Mal durch den Test und geben Sie immer eine falsche Antwort. Prüfen Sie das Feedback auf diese falschen Antworten. Vergewissern Sie sich, dass als Ergebnis 0 % angezeigt wird und dafür die richtige Note bzw. Punktzahl (falls gewünscht) vergeben wird.
  3. Klicken Sie sich ein drittes Mal durch den Test und geben Sie mal eine falsche und mal eine richtige Antwort. Vergewissern Sie sich, dass das richtige Ergebnis angezeigt wird und dafür die richtige Note bzw. Punktzahl (falls gewünscht) vergeben wird.
  4. Klicken Sie sich ein letztes Mal durch den Test und geben Sie wieder mal eine falsche und mal eine richtige Antwort, aber diesmal umgekehrt. Vergewissern Sie sich, dass das richtige Ergebnis angezeigt wird und dafür die richtige Note bzw. Punktzahl (falls gewünscht) vergeben wird.

Wenn Sie Tools wie Rise verwenden, können Sie sich diesen Schritt sparen, denn hier ist die Funktionalität von vornherein eingebaut und hundertprozentig zuverlässig.

Usability testen

Wenn Sie die obigen Punkte durchgegangen sind und alles zu Ihrer Zufriedenheit getestet haben, bitten Sie einen potenziellen Anwender, den Kurs zu testen. Dadurch bekommen Sie wertvolles Feedback zu Aspekten, die Ihnen als Entwickler nie aufgefallen wären, weil Sie zu eng mit dem Projekt verbunden sind. Hier sind einige Fragen, die Sie Testern nach dem Usability-Test stellen sollten:

Inhalte

  • Hat Ihnen der Kurs etwas für Ihr/e/n Studium/Tätigkeit/Beruf gebracht?
  • Was waren die drei für Sie relevantesten Erkenntnisse?
  • Wie hoch schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, dass Sie das Gelernte in Ihrem/Ihrer Studium/Tätigkeit/Beruf anwenden können?
  • Gab es etwas, das Sie nicht verstanden haben?
  • Sind Sie der Meinung, dass der Test Ihr Verständnis des Kursinhaltes angemessen abgefragt und bewertet hat?
  • Gab es einzelne Fragen, die zu leicht oder zu schwer waren?
  • War der Test insgesamt zu leicht oder zu schwer?
  • War das Feedback zu ausführlich, nicht ausführlich genug oder genau richtig?

Usability

  • Wurden die Navigationselemente gut genug erklärt?
  • Wussten Sie immer, worauf Sie als nächstes klicken können/müssen, oder waren Sie an einzelnen Stellen unsicher, wie es weitergeht?

Wenn Sie diese Checkliste abarbeiten, können Sie Ihren Kurs guten Gewissens veröffentlichen.  Sie haben alles getan, um sicherzustellen, dass der Kurs dem Anwendungszweck gerecht wird, ordnungsgemäß funktioniert und professionell aussieht. Und vergessen Sie nicht: Wenn der Kurs nicht perfekt ist (und was ist je perfekt?), können Sie später immer noch nachbessern, wenn Sie Feedback von „echten“ Anwendern bekommen.

Wenn wir einmal beim Thema Review-Prozess sind, hier sind noch ein paar Artikel, die Sie interessieren werden:

 

Wenn Sie diesen Beitrag interessant fanden, abonnieren Sie doch den wöchentlichen Blognewsletter.