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Eine Einführung in das ADDIE-Modell für Instruktionsdesigner

Eine Einführung in das ADDIE-Modell für Instruktionsdesigner
ADDIE-Modell für Instructional Designer

Sie haben bestimmt schon vom ADDIE-Modell gehört – dem am häufigsten verwendeten Instruktionsdesign-Modell (Anfang des Jahres wurde es auch schon im Artikel Eine Einführung in Instruktionsdesign erwähnt). Die Abkürzung steht für Analyse, Design, Entwicklung (Development), Implementierung und Evaluierung – die verschiedenen Phasen in der E-Learning-Entwicklung.

Dabei handelt es sich nicht um ein neues Konzept, sondern es wird schon seit über 30 Jahren als „Blaupause“ für den Aufbau von Online-Kursen verwendet. Gerade für Neulinge in der E-Learning-Entwicklung ist es eine sehr hilfreiche Schritt-für-Schritt-Anleitung. Aber auch erfahrene Entwickler schätzen das Modell als Gedankenstütze.

Werfen wir mal einen genaueren Blick auf die einzelnen Phasen des ADDIE-Modells.

Analyse

Eine ausführliche Analyse gehört an den Anfang eines jeden E-Learning-Projekts. Zwei der wichtigsten Analysen sind:

  • Schulungsbedarfsanalyse: Mit dieser Analyse sollten Sie beginnen, weil Sie damit erkennen, ob der Kurs überhaupt notwendig ist. Diese Analyse ermittelt, welche Erwartungen gestellt und wie sie gemessen werden können. Hierzu empfehlen wir Ihnen auch den Artikel: Bedarfsanalyse – Wann ist E-Learning die richtige Lösung?.
  • Zielgruppenanalyse: Sobald Sie feststellen, dass der E-Learning-Kurs tatsächlich notwendig ist, analysieren Sie im nächsten Schritt Ihre Lernenden. Ermittelt werden sollte der Kenntnisstand, den die Lernenden haben, aber auch demografische Informationen können hilfreich sein. Versuchen Sie, möglichst viele Hintergrundinformationen zu erhalten, die Ihnen helfen, den Kurs so gut wie möglich auf Ihre Zielgruppe zuzuschneiden. Mehr zu diesem Thema erfahren Sie in unserem Artikel So gehen Sie bei einer E-Learning-Zielgruppenanalyse vor.

Sobald Sie diese Analysen abgeschlossen haben, haben Sie eine viel bessere Vorstellung davon, wer an Ihrem E-Learning-Kurs teilnehmen wird und warum. Diese Erkenntnisse sollten Sie in einem Projektplan zusammenführen. Mehr dazu erfahren Sie im Artikel Wie man E-Learning-Kurse professionell plant.

Design

Nachdem Sie Ihre Analysen durchgeführt haben, können Sie mit der Entwicklung starten, oder? Falsch! Überspringen Sie nicht das erste „D“! Und Design meint hier nicht nur das visuelle Design, sondern das „Instruktionsdesign“, also die didaktische Konzeption.

Einen E-Learning-Kurs zu entwickeln, ohne ein konkretes Konzept zu haben, ist wie ein Haus ohne Bauplan zu bauen. Es ist viel sinnvoller, die Entwicklung mit einer klaren Vorstellung davon zu beginnen, wie Text, Multimedia-Inhalte und Navigation zusammenpassen. Sie bekommen so außerdem eine genauere Vorstellung davon, welche Ressourcen (sachlich sowie personell) benötigt werden und wie Sie Ihr Budget sinnvoll einsetzen können. Je genauer Sie die Planung in dieser Phase durchführen, desto einfacher sollten Sie danach den Kurs entwickeln können.

Zur Design-Phase gehören:

  • Storyboard: Dieses Dokument legt die Elemente des E-Learning-Kurses fest, die auf den einzelnen Kursseiten angezeigt werden sollen. Je nachdem, um was für einen E-Learning-Kurs es sich handelt, wird auch das Storyboard entsprechend angepasst. Sind Audiokommentare (Voiceover) geplant, wird das Audioskript Teil des Storyboards. Sind viele Animationen vorgesehen, sollte das Storyboard entsprechend aufgebaut sein, um die einzelnen Schritte der Animationen darzustellen. Mehr dazu erfahren Sie im Artikel Tipps und Tricks zur Erstellung eines E-Learning-Storyboards.
  • Prototyp: Dies ist typischerweise ein Modell oder eine rudimentäre Version des Kurses, die erstellt wird, um bestimmte Funktionen oder Konzepte zu testen. Der Prototyp hilft auch den Stakeholdern, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie der Kurs aussehen und funktionieren wird, bevor es an die konkrete Entwicklung geht. Mehr dazu erfahren Sie im Artikel Storyboard vs. Prototyp.

Sobald Sie den „Bauplan“ für Ihren Kurs fertiggestellt haben, geht es in die nächste Phase: die Entwicklung!

Entwicklung

Nun geht es (endlich!) an die Erstellung des E-Learning-Kurses, zum Beispiel mit einem E-Learning-Autorentool. Auch hier gibt es typischerweise zwei Schritte:

  • Content-Erstellung: Was manche vielleicht schon in der vorigen Phase erwartet haben, wird nun umgesetzt – die Inhalte (Texte, Audioclips, Videos usw.) werden dem Storyboard entsprechend eingefügt und angeordnet, Farben und Schriftarten werden gewählt und andere gestalterische Maßnahmen getroffen. Außerdem geht es an die Umsetzung der Navigation, Interaktionen und Lerntests. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Artikel 9 Überlegungen zur Auswahl des richtigen E-Learning-Autorentools.
  • Testen: Sobald Sie Ihre Inhalte erstellt haben, sollten Sie sie idealerweise auch testen. Dies ist ein Schritt, der leider oft vernachlässigt wird (häufig aus Zeit- oder Ressourcengründen). Zu den Dingen, die überprüft werden müssen, gehört alles von Rechtschreibung und Grammatik über die Navigation und Funktionen des Kurses bis hin zu der Ausrichtung der didaktischen Mittel an den Lernzielen. Das Testen wird typischerweise während der Entwicklungsphase und nicht erst danach durchgeführt, sodass Probleme möglichst frühzeitig erkannt und behoben werden können. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Artikel 3 Tipps für Qualitätssicherung im E-Learning.

Implementierung

Sobald Ihr Kurs voll entwickelt und ausgiebig getestet ist, sind Sie bereit, ihn den Lernenden zu zeigen. In der Regel werden die E-Learning-Kurse entweder über das Internet oder eine Lernplattform, ein sog. Learning-Management-System (LMS) bereitgestellt:

  • Internet: Wenn es nicht notwendig ist, das Lernverhalten zu verfolgen, können Sie Ihren Kurs direkt ins Internet hochladen und Ihren Lernenden den Link schicken, über den sie zum Kurs gelangen. Da die Lernaktivität nicht verfolgt wird, wissen Sie auch nicht, ob sie den Kurs absolviert haben, wie lange es dauerte oder ob im Verlauf irgendwo ein Problem aufgetreten ist. Mehr zu diesem Thema erfahren Sie im Artikel Wie stellt man einen E-Learning-Kurs online?.

Evaluierung

Wenn Sie in der Evaluierungsphase angekommen sind, werfen Sie einen Blick auf die Ergebnisse der ersten Phase des ADDIE-Modells, in der Sie (hoffentlich!) eine Bedarfsanalyse durchgeführt haben. Vergleichen Sie nun die Erkenntnisse aus der Bedarfsanalyse mit dem fertigen Kurs: Wurden die Erwartungen erfüllt? Kann man die Verbesserungen messen? Die Meinungen der Lernenden sind eine Seite der Evaluation, die Zielerreichung die andere. Mehr Details dazu erfahren Sie in unseren Artikeln Messen Sie, wie zufrieden die Absolventen mit Ihren Online-Kursen sind? und So können Ihre Lernenden Ihnen helfen, besseres E-Learning zu entwickeln.

 

Und das sind sie schon, die fünf Phasen des ADDIE-Modells! Jede Phase soll sicherstellen, dass Sie am Ende einen hochwertigen E-Learning-Kurs entwickelt haben, der den Bedürfnissen der Lernenden gerecht wird.

 

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