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Was ist einfacher – Präsenztraining in E-Learning zu konvertieren oder komplett neu zu entwickeln?

Was ist einfacher – Präsenztraining in E-Learning zu konvertieren oder komplett neu zu entwickeln?
Vorgehensweise bei der E-Learning-Entwicklung

Angenommen Sie bekommen den Auftrag, eine zweistündiges Präsenztraining in einen E-Learning-Kurs umzuwandeln. Da diese Schulung bereits gründlich entworfen wurde, müssen Sie nur die PowerPoint-Dateien des Trainers nehmen, sie in ein E-Learning-Tool importieren und schon haben Sie einen fertigen E-Learning-Kurs – richtig?

Wenn es doch nur so einfach wäre! Ob der Kurs bereits vorhanden ist oder nicht – professionelle E-Learning-Entwickler müssen jedes Mal den gleichen Prozess durchlaufen wie bei jedem anderen Projekt dieser Art auch. Der einzige Unterschied besteht darin, dass bei der Arbeit mit einem bereits bestehenden Kurs einige der vorab erforderlichen Komponenten für Analyse und Instructional Design schon vorliegen – oder aber auch nicht.

Bevor wir uns die taktischen Schritte bei der Arbeit mit vorhandenen Schulungskursen ansehen, sollten wir einen kurzen Blick darauf werfen, warum Organisationen überhaupt direkte, persönliche Kurse in E-Learning-Kurse umwandeln sollten.

Gründe für die Umwandlung von Präsenzkurse in E-Learning-Kurse

Es gibt viele gute Gründe dafür, persönliche Schulungen in E-Learning-Kurse umzuwandeln. Dazu gehören:

  • Effizienz: Ein Kurs muss nur einmal entwickelt werden und steht dann immer zur Verfügung.
  • Zugänglichkeit: Die Lernenden können jederzeit und von jedem Ort der Welt aus auf die Schulung zugreifen.
  • Kosteneinsparungen: keine Reisekosten mehr, keine Kosten für Trainer usw.
  • Umweltfreundlichkeit: keine Papiermaterialien und keine Emissionen durch Reisen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das so genannte Komprimierungsverhältnis. Jede reale Unterrichtsstunde nimmt in Gestalt eines E-Learning-Kurses nur die Hälfte der Zeit in Anspruch – ein Verhältnis von 2:1! Kursteilnehmer müssen damit nicht zwei Stunden ihrer wertvollen produktiven Arbeitszeit im Schulungsraum opfern, sondern können den Stoff online in nur einer Stunde bewältigen. 1:0 für das E-Learning!

„Business as usual“ mit ADDIE

Vor dem Hintergrund der unzähligen Gründe, die dafür sprechen, Präsenztrainings in E-Learning-Kurse umzuwandeln, stellt sich die taktische Frage: Wie? Ich verrate Ihnen ein Geheimnis: Wenden Sie denselben bewährten ADDIE-Prozess wie beim Erstellen neuer E-Learning-Materialien an. Wenn Sie mit ADDIE nicht vertraut sind, lesen Sie folgenden Artikel: Eine Einführung in das ADDIE-Modell für Instructional Designer. Wenn Sie einen bestehenden Kurs umwandeln, müssen Sie letztlich die gleichen Phasen durchlaufen wie beim normalen Erstellen von E-Learning-Kursen. Der Hauptunterschied besteht in der Analysephase zu Beginn.

Was ist anders?

Der wichtigste Unterschied liegt im ersten Schritt des ADDIE-Prozesses: Analyse. Warum? Der Großteil der Analysearbeit sollte bereits geleistet worden sein, als der Präsenzkurs entwickelt wurde. Deshalb sollte diese Phase weniger zeitaufwendig sein. Einige Punkte, die bereits bei dem vorliegenden Kurs abgeschlossen worden sein sollten, sind:

  • Analyse der Zielgruppe
  • Untersuchungen zu und Zusammenstellung von Inhalten
  • Definition der Lernziele
  • Einteilung und Organisation der Inhalte
  • Erstellung von Aktivitäten und Prüfungen

In der Realität bedeutet der Umstand, dass diese Schritte bereits ausgeführt worden sein sollten jedoch nicht unbedingt, dass dies auch wirklich der Fall ist. Manchmal sind sie gar nicht oder nicht optimal ausgeführt. Dies gilt selbst für Kurse, von denen man uns versichert, dass sie „didaktisch gestaltet“ seien.

Dies bedeutet, dass die Analysephase möglicherweise weniger Aufwand erfordert, wenn Sie einen E-Learning-Kurs auf der Grundlage einer vorhandenen persönlichen Schulung erstellen – oder auch nicht, je nach Qualität der vorhandenen Lernmaterialien.

Arbeiten mit Kursmaterialien geringerer Qualität

Wenn Sie mit einem nicht optimal gestalteten Kurs arbeiten, müssen Sie wahrscheinlich zum Anfang zurückkehren und einige der oben aufgeführten Arbeiten erneut durchführen, beispielsweise die Definition der Lernziele oder die Einteilung der Inhalte. Wenn Sie mit Materialien arbeiten, die überhaupt nicht unter didaktischen Gesichtspunkten erstellt wurden, müssen Sie sehr wahrscheinlich vollständig von vorn beginnen und die Inhalte organisieren und analysieren. Der einzige Schritt, bei dem Sie vielleicht Zeit sparen können, ist die eigentliche Recherche bzw. die Zusammenstellung der Inhalte, aber selbst dabei finden Sie möglicherweise Lücken, die Sie durch eigene Recherchearbeit schließen müssen.

Arbeiten mit Kursmaterialien hoher Qualität

Wenn Sie das Glück haben, mit einem wirklich gut gestalteten Kurs arbeiten zu können, kann die Analyse schnell und einfach vonstatten gehen, da Sie stark von der bereits durchgeführten Arbeit profitieren können. Aber selbst bei sehr hochwertigen Schulungsmaterialien müssen Sie immer noch einige Analysearbeiten vorab durchführen.

So kann es sein, dass die Analyse der Zielgruppe, die vor dem Entwickeln der Präsenztrainings stattfand, nicht berücksichtigt hatte, welche Geräte die Teilnehmer verwenden würden (Desktop-PCs oder Tablets) oder inwieweit webbasierte Schulungen oder Technologie im Allgemeinen für sie geeignet sind. Dies sind zusätzliche Fragen zur Zielgruppe, die Entwickler von E-Learning-Kursen berücksichtigen müssen.

Selbst mit den besten Materialien müssen Sie außerdem immer noch didaktisch orientierte Designarbeiten durchführen, um die Inhalte in E-Learning-Kurse umzuwandeln. So müssen Sie zum Beispiel einige der Hörsaalaktivitäten in E-Learning-Aktivitäten umwandeln, beispielsweise in Drag-and-Drop-Übungen oder Zuordnungsaktivitäten, und die Prüfungen in E-Learning-Quizaufgaben ändern.

Das Umwandeln von Präsenztrainings in E-Learning ist ein klarer Prozess, der dem bekannten ADDIE-Modell folgt, das Sie wahrscheinlich bereits verwenden. Die Unterschiede liegen darin, wie viel Arbeit und Analyseaufwand vorab anfällt, und dies hängt hauptsächlich von der Art und Qualität der vorhandenen Schulungsmaterialien ab. Wenn die Qualität gering ist, müssen Sie praktisch von vorn beginnen und der bestehende Kurs ist lediglich eine der Quellen für Ihre Recherche und die Zusammenstellung der Inhalte.

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