Lernfortschritte in E-Learning-Kursen zu messen ist wichtig. Wie sonst kann man den Lernenden Rückmeldung darüber geben, wie viel sie schon gelernt haben, oder bescheinigen, dass sie ein bestimmtes Kompetenzniveau erreicht haben? Um das aber sinnvoll tun zu können, müssen wir die richtigen Fragen stellen. Wenn Sie dabei die folgenden 5 (leider gar nicht so seltenen) Fehler umschiffen, haben Sie schon viel dafür getan, eine sinnvolle Lernerfahrung zu schaffen.
Hier sehen Sie ein fiktives Quiz, in dem wir einige der Fehler demonstrieren. Weiter unten besprechen wir die Fehler im Detail:
Fragen, die zu leicht oder einfach nur dämlich sind
Wir kennen das alle. Man sitzt vor einer Frage, und nur eine Antwortmöglichkeit ist überhaupt sinnvoll, die anderen ganz offensichtlich falsch (oder einfach nur albern). Da denkt man sich: Hier lief das Kursdesign wohl auf Autopilot. Was sollen solche Fragen bringen? Messen kann man damit nichts. Hier ein paar Tipps, wie Sie diesen Fehler umgehen können:
- Plausiblere Antwortmöglichkeiten. Dass es solche Fragen in einen fertigen E-Learning-Kurs schaffen, liegt mitunter daran, dass die relevanten Fachleute nicht genügend falsche Antwortmöglichkeiten liefern. Also ist man gezwungen, sich etwas aus den Fingern zu saugen. Erklären Sie Ihrem SME, wie wichtig es ist, dass er Ihnen hierbei fachlich zur Seite steht.
- Weniger Antwortmöglichkeiten. Statt vier oder fünf Antwortmöglichkeiten reichen oft drei. Oder machen Sie eine Wahr-oder-Falsch-Frage daraus. Das bedeutet weniger Arbeit für Sie, aber nicht unbedingt für die Lernenden.
- Nicht jeder Kurs muss mit einem Quiz enden. Wenn es keinen naheliegenden Grund gibt, den Lernerfolg zu messen, überlegen Sie sich lieber etwas anderes als ein Quiz, um Ihren Kurs zu einem runden Ende zu bringen.
Fangfragen
Befürworter von Fangfragen in E-Learning-Kursen verteidigen sie oft damit, dass Lernende, die den Stoff wirklich verstanden haben, in der Lage sind, die Fangfragen als solche zu entlarven. Darin bestünde der Wert dieser Fragen. Wenn Sie uns fragen, ist das Quatsch!
- Vermeiden Sie negative Emotionen in der Quizsituation. Ein Quiz ist eh schon nicht die angenehmste aller Situationen. Wenn sich die Lernenden durch Ihre Fragen auch noch veräppelt oder gar dumm vorkommen, riskieren Sie, dass der Stoff selbst einen negativen Beigeschmack bekommt. Und das ist das Gegenteil dessen, was wir mit unseren Kursen erreichen wollen.
- Stimmen Sie Ihre Fragen auf die Lernziele ab.
Zunächst sollten die Lernziele klar definiert sein. Dann sollten Sie überlegen, wie Sie messen können, ob die Ziele erreicht wurden. Das gibt Ihnen eine Grundlage, auf derer Sie die Fragen für das abschließende Quiz formulieren können. - Eine Quizfrage ist nicht immer das beste Messverfahren für das Verständnis des Stoffes. Sie können nicht immer davon ausgehen, dass die Lernenden allein in der Lage sind, alle Nuancen des Stoffs im Alleingang auszuloten. Wenn Nuancen für Ihren Kurs aber wichtig sind, eignen sich interaktive Szenarien oder Fallstudien oft deutlich besser als Quizfragen.
Fragen zu Inhalten, die im Kurs nicht behandelt wurden
Manchmal erliegen wir der Versuchung, auch die Quizfragen noch didaktisch anreichern zu wollen. Wir haben die Aufmerksamkeit der Kursteilnehmer ja nur für eine begrenzte Zeit. Warum also nicht auch noch das Quiz nutzen, um Inhalte zu vermitteln.
- Schlicht und einfach ist besser. Fragen sollten dazu dienen, bereits behandelten Stoff zu überprüfen, nicht neuen Stoff zu vermitteln. Das verwirrt nur.
- Wichtiger Stoff gehört in den Kurs, nicht ins Quiz.Wie oben schon angedeutet: Wenn ein bestimmter Inhalt wichtig für das Verständnis der Materie ist, dann sollte er im Kurs selbst behandelt werden und nicht erst in einer Quizfrage auftauchen. Wenn Sie keine sinnvolle Stelle finden, an der er untergebracht werden kann, ist das oft ein Anzeichen dafür, dass er nicht so wichtig ist und weggelassen werden kann.
- Wenn Sie die Materie vertiefen möchten, tun Sie das im Antwort-Feedback, nicht in den Fragen. Jedes gute Quiz, gibt den Lernenden Feedback zu den gegebenen Antworten. Diese Feedback-Dialoge eignen sich gut, um den vermittelten Stoff abzurunden.
Umständliche und schwer verständliche Fragen
Diesen Fehler sehen wir oft in Kursen, in denen es um Einhaltung von Unternehmensrichtlinien und anderen Vorschriften geht. Fragen, die eigentlich nicht kompliziert sein müssten, lesen sich wie Auszüge aus einer Doktorarbeit in Rechtsphilosophie.
- Eine Frage – ein Satz. Halten Sie die Fragen kurz und knapp. Sämtliche Ausschmückungen sollten Sie streichen.
- Verwenden Sie Standard-Fragewörter. Wer? Was? Wo? Wann? Warum? Wie?
- Halten Sie den Fachjargon im Zaum. Das fachliche Hintergrundwissen der Kursteilnehmer ist selten homogen. Wenn Sie Fachbegriffe nicht explizit im Kurs behandelt haben, sollten Sie damit rechnen, dass nicht jeder Teilnehmer sie versteht. Bemühen Sie sich deshalb um eine einfache, leicht verständliche Sprache sowohl in den Fragen als auch in den Antwortmöglichkeiten.
Lernende sind sich unsicher, wie es weitergeht
Dieser Punkt hat weniger mit der Formulierung der Fragen selbst zu tun als mit den Anweisungen, die Sie den Lernenden im Rahmen des Quiz geben. Machen Sie sich Gedanken darüber, was auf dem Bildschirm zu sehen ist und wie Sie die Lernenden durchs Quiz leiten.
- Nutzen Sie Layout und Formatierung um Klarheit in der Bedienung zu schaffen. In manchem Quiz sehen die Textfelder genauso aus wie die Schaltflächen. Das verwirrt. Sorgen Sie dafür, dass interaktive Elemente (Navigationselemente, Schaltflächen) sich optisch klar von den Textelementen unterscheiden.
- Alles Unnötige fliegt raus. Viele E-Learning-Autorentools geben Ihnen jede Menge Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten. Wenn Sie das alles nicht brauchen, weg damit. Wenn Sie z. B. kein Klappmenü mit Fragen benötigen, deaktivieren Sie es. Alles, was auf dem Bildschirm erscheint, erst recht wenn es klickbar ist, lenkt vom Quiz ab. Und für eine sinnvolle Lernerfolgsmessung sollten sich die Lernenden konzentrieren können.
- Machen Sie klare Ansagen. Ihnen mag die Benutzeroberfläche Ihres Kurses intuitiv erscheinen, aber man wundert sich, was jemand, der den Kurs zum ersten Mal sieht, als klar und was als verwirrend empfindet. Wenn Sie z. B. Ihr Quiz als Drag-and-Drop-Interaktion gestalten, vergessen Sie nicht, den Lernenden zu sagen, dass und wohin Sie die gewählte Antwortmöglichkeit ziehen sollen.
Das Ziel jedes Quiz ist es, zu prüfen, ob die Teilnehmer den vermittelten Stoff verstanden haben. Mit unseren Tipps sind Sie auf einem guten Weg, die gravierendsten Fehler in der Quizgestaltung zu umschiffen.
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