Angenommen, Sie haben einen wirklich tollen E-Learning-Kurs entwickelt und möchten ihn nun so schnell wie möglich mit Ihren Lernenden teilen. Aber zuvor möchte Ihr Chef wissen, wie lange es dauert, den Kurs zu absolvieren.

Warum er das wissen will? Weil Führungskräfte – und auch alle Lernenden – gerne wissen, wie viel Zeit sie von Anfang bis Ende des Kurses einplanen müssen, bevor sie überhaupt damit anfangen.

In den USA wird das „Seat Time“ genannt (also die Zeit, die man sitzend vor dem Kurs verbringt), aber wir belassen es für diesen Artikel schlicht bei „Kursdauer“.

Wahrscheinlich sogar häufiger wird es der Fall sein, dass Sie den Auftrag für die Entwicklung eines E-Learning-Kurses bekommen mit der Auflage, dass er beispielsweise eine halbe Stunde lang sein soll.

Wie kann man also die Dauer eines E-Learning-Kurses berechnen? Hier ein paar Ansätze:

Faktoren, die die Dauer beeinflussen

Seitenanzahl

Sie haben vielleicht schon davon gehört, dass man für 1 Kursseite ungefähr 1 Minute für die Kursdauer veranschlagen kann. Dies ist jedoch keine gute Faustregel, da die Seitenanzahl nur ein Faktor bei der Berechnung der Dauer ist.

Wenn eine Kursseite beispielsweise mehrere Ebenen hat, geht diese Rechnung schon nicht mehr auf. Die Ebenen könnten mehrere Absätze Text oder sogar ein Video beinhalten, das die Lernenden sich anschauen sollen. Das müssen Sie zusätzlich bei der Gesamtdauer berücksichtigen.

Ähnlich ist es mit verzweigten Lernpfaden (Stichwort Branching) – die Lernenden brauchen hier eventuell nicht alle Seiten zu besuchen oder kommen auf manche Seiten mehrmals im Kurs, um von dort aus weiter zu navigieren.

Deshalb: Die Faustregel 1 Seite = 1 Minute lässt sich nur sehr eingeschränkt anwenden und hängt stark von Aufbau und Ablauf des Kurses ab.

Einsatz von Audio, Video und Interaktivität

Die Dauer Ihres Kurses kann stark variieren, je nachdem, ob Sie Audio, Video und interaktive Elemente darin einsetzen. Und natürlich macht es auch einen Unterschied, ob diese Elemente freiwillig zu absolvieren oder Pflicht sind.

Manche E-Learning-Kursentwickler nehmen die Zeit ihrer Audio-Erklärtexte als Indikator für die Dauer des Kurses. Es gibt sogar Online-Tools, bei denen man sein Skript hochladen kann und sie berechnen die Laufzeit.

Aber auch hier gibt es Einschränkungen zu beachten: Möglicherweise sind nicht alle Folien mit einem Sprecher unterlegt oder die Lernenden können schon weiternavigieren, bevor die Erklärung beendet ist.

Ihre Zielgruppe

Meistens sind unsere Lernenden keine homogene Gruppe. Es sind unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Die einen absolvieren E-Learning-Kurse sehr schnell, andere brauchen etwas länger, und das kann verschiedene Gründe haben: Thema, Aufbereitung der Materie, Vorkenntnisse, technische Affinität, Ablenkungen während des Kurses usw. All das macht es natürlich nicht einfacher, die Kursdauer zu bestimmen.

Wie sollten Sie also die Dauer berechnen?

Der beste Weg, um die Dauer Ihres Kurses zu ermitteln ist, ein paar Tests durchzuführen. Suchen Sie sich Testpersonen aus den unterschiedlichsten Bereichen mit unterschiedlichem Alter und beruflichen Hintergründen und Erfahrungsleveln. Während diese Ihren Kurs testen, erfassen Sie die Zeit.

Wenn Sie einen E-Learning-Kurs entwickeln, sollten Sie sowieso eine Testphase von vornherein mit eingeplant haben. Auf diese Weise können Sie das eine mit dem anderen verbinden.

Die durch den Test gewonnenen Werte können Sie dann verwenden, um die durchschnittliche Zeit zu ermitteln, die Ihre Lernenden für das Absolvieren benötigen:

Ihrem Chef können Sie entweder eine konkrete Zeit (z. B. 33 Minuten) oder zumindest eine Zeitspanne (z. B. 30–40 Minuten) nennen, die die Lernenden für den Kurs einplanen sollten.

Sie sehen, es gibt verschiedene Möglichkeiten und Aspekte, die berücksichtigt werden müssen, um die Kursdauer zu bestimmen. Die beste Methode ist jedoch, es mit Personen der Zielgruppe zu testen. Natürlich sammeln Sie mit der Zeit auch eigene Erfahrungswerte und können die Kursdauer immer besser abschätzen.

Ich hoffe, dieser Artikel hilft Ihnen bei der Entwicklung Ihrer zukünftigen E-Learning-Projekte! Und wie immer freue ich mich über Kommentare und Ergänzungen zum Thema.

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