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Tipps zur Einschätzung der Kursentwicklungszeit

Tipps zur Einschätzung der Kursentwicklungszeit
Tipps zur Einschätzung der Kursentwicklungszeit

Eine der wahrscheinlich schwierigsten Frage von Kunden lautet: „Wie lange dauert es, den Kurs zu erstellen?“ Tja, wie kann die Antwort darauf lauten? Das schauen wir uns heute genauer an.

Die meisten E-Learning-Profis werden bei dem Gedanken etwas nervös, sich auf eine genaue Zeitspanne festlegen zu müssen. Es ist einfach schwierig, die Kursentwicklungszeit einzuschätzen. Zudem wird oft sehr viel Wert darauf gelegt, dass die Einschätzung möglichst genau ist, beispielsweise bei neuen Produkten, die erst dann auf den Markt kommen, wenn alle Vertriebsmitarbeiter geschult sind. Eine ungenaue Schätzung kann dazu führen, dass Sie “auf den heißen Stuhl kommen” – da kann eine Menge Druck für Sie oder Ihr Team entstehen.

Wie können Sie das vermeiden? Es gibt ein paar Punkte, die Sie in Ihre Schätzungen einfließen lassen können, um die Genauigkeit zu erhöhen. Sehen wir uns einige davon genauer an:

Bewerten Sie die Komplexität Ihres Projekts

Kommt Ihnen diese Situation bekannt vor? Ein Kunde kommt zu Ihnen und bitte Sie, die Entwicklungszeit für einen einstündigen Kurs einzuschätzen. Sie nehmen als Muster einen anderen einstündigen Kurs, den Sie bereits fertiggestellt haben, und geben ihm eine ähnliche Zeiteinschätzung. Kurz darauf ergeben sich neue Anforderungen an das Projekt – es muss jetzt viel komplexer und interaktiver sein als der vergleichbare Kurs, auf den Sie verwiesen haben. Und jetzt müssen Sie mit dem Stakeholder verhandeln: “Entweder machen wir das weniger komplex oder Sie geben mir mehr Zeit.” Im Kern all dieser Verhandlungen liegt die Implikation, dass Ihre Schätzung ungenau war.

Was ist da schiefgelaufen? Nun, zum einen hatten Sie wahrscheinlich nicht genug Informationen, um die Anforderungen des Projekts und die Erwartungen des Kunden vollständig zu verstehen. Um dies zu vermeiden, sollten Sie Fragen stellen wie:

  • Wer ist die Zielgruppe und was ist der beste Ansatz, um sie zu erreichen? Im Mittelpunkt all Ihrer Instructional Design- und Entwicklungsarbeit stehen die Bedürfnisse der Lernenden. Wie gut verstehen Sie, was diese als Training brauchen?
  • Wie hoch ist die Aufmerksamkeit auf und das Risiko bei diesem Projekt? Projekten mit mehr Sichtbarkeit oder Auswirkungen auf das Ergebnis können ein wenig mehr Ressourcen, Budget und Zeit zur Verfügung gestellt werden.
  • Wie komplex sind die Inhalte? Das kann Rückschlüsse auf die Anzahl und die Komplexität der Interaktionen ermöglichen, die Sie planen müssen. Sachen wie gamifizierte Szenarien mit vielen Verzweigungen, Audio, Video etc. dauern viel länger als andere Interaktionsarten.
  • Welche Art von Entwicklungsprozess ist erforderlich? Viele E-Learning-Profis haben das Gefühl, einen festen Prozess für die Entwicklung jedes Ergebnisses befolgen zu müssen, aber ich bin der Überzeugung, dass Sie nur ein grundlegendes Entwicklungsgrundgerüst benötigen, das Sie je nach Projekt anpassen können.Wenn Sie zum Beispiel etwas ziemlich Komplexes und Interaktives erstellen müssen, stellen Sie möglicherweise fest, dass der typische Storyboarding- und Sign-Off-Prozess nur Probleme verursacht und den Stakeholdern keine angemessenen Einblicke in das Projekt bietet. Sinnvoller wäre in diesem Fall, das Storyboarding durch ein Prototyping zu ersetzen. So können Sie sich darauf konzentrieren, zuerst die komplexesten oder die risikoreichsten Interaktionen fertigzustellen, um die sich die restlichen Inhalte drehen. So können Sie Ihre Arbeit für Ihre Stakeholder transparenter gestalten und zahlreiche Redesigns vermeiden.

Das sind nur einige der Faktoren, die Sie im Auge behalten sollten. Es ist auf jeden Fall immer eine gute Idee, alle Projektvariablen zu verstehen.

Bestimmen Sie, auf welchem Anspruchslevel der E-Learning-Kurs stehen soll

Es gibt drei allgemein akzeptierte Formen (Level) von E-Learning, die die Lernerfahrung betreffen und die Kosten und die Entwicklungszeit Ihres Projekts beeinflussen. Wenn Sie herausfinden, auf welchem ​​E-Learning-Level Ihr neues Projekt durchgeführt wird, können Sie die Zeit fürs Erstellen des Kurses weiter eingrenzen. Hier ist ein Überblick über die drei Typen:

Level 1: Grundlegendes E-Learning

Manche bezeichnen E-Learning auf dieser Ebene als „Klick-Weiter-E-Learning“. Diese Kurstypen ähneln häufig PowerPoint-Präsentationen, da sie aus einer Reihe von Folien mit statischem Text, Bildern und Aufzählungslisten bestehen. Sie neigen dazu, wenig interaktiv zu sein. Wenn es ein Quiz gibt, besteht es in der Regel aus einfachen Multiple-Choice- und True-oder-False-Fragen.

Level-1-E-Learning hat trotz mancher Einwände seine Berechtigung: Es kann eine schnelle und kostengünstige Möglichkeit sein, einfache Regeln oder Verfahren zu erklären.

Level 2: Fortgeschritteneres E-Learning

Zur zweiten Stufe gehören E-Learning-Kurse mit mehr Multimediaelementen und mehr Interaktivität. Level-2-Kurse enthalten häufig komplexere Audio- und Videodateien sowie Animationen, Übergänge und Click-and-Reveal-Interaktionen. Die Inhalte werden oft von Aktivitäten begleitet, die es den Lernenden ermöglichen, ihre neuen Fähigkeiten oder Kenntnisse auszuprobieren, wie zum Beispiel Drag-and-Drop-Interaktionen oder Softwaresimulationen.

Level-2-E-Learning wird sehr häufig eingesetzt, weil es sich um einen guten Mittelweg handelt, der dem Lernenden eine reichhaltigere Erfahrung bietet, ohne dass dem E-Learning-Entwickler zu viele zusätzliche Entwicklungskosten entstehen.

Level 3: Komplexes E-Learning

Wenn Sie auf Level 3 kommen, werden die Kurse sehr anspruchsvoll und schaffen eine komplexere und interaktive Lernerfahrung. Level-3-E-Learning kann eine umfangreiche Verwendung von Audio, Video, Übergängen, Animationen, benutzerdefinierten Interaktionen, Simulationen, Gamification und mehr umfassen. Die Lerntests könnten verzweigte, szenariobasierte Fragen beinhalten, die es einem Lernenden ermöglichen, mehrere Wege und Feedback-Ebenen zu erkunden.

Level-3-E-Learning wird oft für weiterführende Trainings wie zum Beispiel Flugsimulation oder medizinische Ausbildung entwickelt.

Beziehen Sie sich auf Schätzungen der durchschnittlichen Entwicklungszeit

Sobald Sie wissen, wie komplex Ihr Projekt ist und welches E-Learning-Niveau der Kurs erreichen soll, können Sie anhand der nachstehenden Tabelle den Zeitaufwand für Ihr Projekt einschätzen. Die Zahlen in dieser Tabelle stammen aus einem Artikel von The Chapman Alliance (engl.).

Zeitspanne Durchschnitt
Grundlegendes E-Learning 49 bis 125 Stunden 79 Stunden
Fortgeschritteneres E-Learning 127 bis 267 Stunden 184 Stunden
Komplexes E-Learning 217 bis 716 Stunden 490 Stunden

Erforderliche Zeit, um Lerninhalte für ein einstündiges E-Learning zu erstellen

Verfeinern Sie Ihre Schätzungen

Prinzipiell ist natürlich jedes Projekt für sich zu sehen. Am wichtigsten ist es zu verstehen, wie lange es dauert, Kurse unterschiedlicher Komplexität zu gestalten. Die einfachste Methode ist, die Entwicklungszeit Ihres Kurses mit einem Zeiterfassungstool zu verfolgen. Für die einfache Zeiterfassung gibt es beispielsweise Toggl, MyHours und Task Timer. Sie sind alle ziemlich leicht zu bedienen, was es wahrscheinlicher macht, dass Sie sie auch wirklich verwenden.

So können Sie nicht nur genauer abschätzen, wie viel Zeit Sie für die Entwicklung eines Kurses benötigen, sondern auch Trends in Ihrer Produktivität erkennen, wie lange Sie tatsächlich für die verschiedenen Arten von Arbeit benötigen. Diese Informationen sind hilfreich, wenn Sie mehr Zeit oder Ressourcen für ein Projekt benötigen.

Die Quintessenz

Leider gibt es auf die Frage „Wie lange dauert die Entwicklung einer Stunde E-Learning?“ keine einheitliche Antwort, aber hoffentlich helfen Ihnen diese Tipps zu einer genaueren Schätzung.

Haben Sie Ihren eigenen Tricks, um genaue Einschätzungen für die Kursentwicklungszeit zu geben? Teilen Sie sie doch mit uns in den Kommentaren!

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