Als E-Learning-Designer verbringen Sie einen großen Teil Ihrer Zeit damit Texte zu schreiben, von Skripten und Textblöcken über Szenarien und Quizfragen bis hin zu Definitionen und Glossaren.

Aber Schreiben will gelernt sein. Denn hier geht es um viel mehr als nur um fehlerfreie Rechtschreibung und Zeichensetzung. Es geht darum, mit Ihren Texten die Lernenden zu erreichen. In diesem Artikel haben wir ein paar Tipps zusammengetragen, die Ihnen helfen können, bessere Texte zu schreiben, damit Ihre E-Learning-Kurse ihre volle Wirkung entfalten können.

Problem benennen

Bevor Sie mit der eigentlichen Arbeit an einem E-Learning-Projekt beginnen, sollten Sie in Erfahrung bringen, was die Lernenden von der Teilnahme an Ihrem Kurs haben. Bevor Sie also noch das erste Wort schreiben, muss das Problem definiert werden, das Sie mit dem Kurs lösen sollen.

Ausgehend von dieser Definition können Sie dann konkrete Lernziele formulieren, die zur Problemlösung beitragen sollen. Lernziele sind eine Richtschnur für Sie als E-Learning-Designer, an der Sie sich im Kursentwicklungsprozess entlangarbeiten können, um sicherzustellen, dass Sie alles Wesentliche im Kurs behandeln. Wie aber kommunizieren Sie den Zweck des Kurses so, dass die Lernenden Lust bekommen, ihn zu absolvieren? Am besten, indem Sie die Lernziele so umformulieren, dass die Teilnehmer sich abgeholt fühlen.

Sagen wir, Sie sitzen an einem Kurs für Kundendienstmitarbeiter zum Umgang mit aufgebrachten Kunden. Eines Ihrer Lernziele könnte lauten:

Nach Abschluss des Kurses werden die Teilnehmer in der Lage sein, mit aufgebrachten Kunden umzugehen und 3 Techniken zur Lösung ihrer Probleme anzuwenden.  

Wenn Sie dieses Ziel jetzt für die Teilnehmer umformulieren, könnte es vielleicht so lauten:

Waren Sie schon mal unsicher, wie Sie auf einen Anruf eines unzufriedenen Kunden reagieren sollen? Was hat den Umgang mit dem Kunden so schwer gemacht? In diesem Kurs stellen wir Ihnen drei Techniken vor, mit denen Sie solchen Kunden positiv begegnen und ihre Anliegen zielführend bearbeiten können.

Ein deutlicher Unterschied, oder? Die zweite Version führt den Lernenden eine problematische Situation vor Augen, die sie aus ihrem Berufsalltag kennen, und bietet direkt eine Lösung an – in Form Ihres Kurses. Die Bereitschaft, an einem Kurs teilzunehmen, steigt deutlich, wenn sich die Lernenden mit dem behandelten Problem identifizieren können.

Spannend formulieren

Eine ansprechend formulierte Einleitung zu einem E-Learning-Kurs kann viel dazu beitragen, dass die Teilnehmer Lust auf den Kurs bekommen. Wenn Sie die Lernenden über Ihre Formulierungen in die Materie hineinziehen, bleiben sie länger bei der Stange und absolvieren den Kurs mit größerer Wahrscheinlichkeit erfolgreich.

Hier sind drei Ansätze, mit denen Sie die Aufmerksamkeit der Teilnehmer direkt in den Bann ziehen:

1. Praxisbeispiel. Beginnen Sie mit einem Szenario oder Problem, das die Teilnehmer aus ihrem Berufsalltag kennen. Das steigert die Identifikation mit der behandelten Materie.
2. Interessante Daten oder Fakten. Überraschende oder gar schockierende Statistiken erzeugen starkes Interesse. Das kennen Sie von Zeitungsartikeln oder Vorträgen (wenn sie gut gemacht sind).
3. Eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte oder Anekdote lässt den Stoff lebendig werden.

Doch mit einer wohlformulierten Einleitung ist es noch nicht getan. Zum Glück können Sie diese Strategien auch an späteren Stellen im Kurs einsetzen. Und vergessen Sie vor allem das Ende nicht. Wenn Sie am Schluss des Kurses den Bezug zur Problemstellung in der Einleitung herstellen, schließt sich für die Teilnehmer thematisch der Kreis, und sie werden noch einmal an ihre ursprüngliche Motivation erinnert, die sie dazu bewegt hat, an dem Kurs teilzunehmen.

Direkt ansprechen

Sprechen Sie die Kursteilnehmer direkt an. Ein ungezwungener Schreibstil fühlt sich persönlicher und freundlicher an. Geben Sie den Lernenden das Gefühl, dass der Kurs kein Vortrag, sondern ein Gespräch ist.

Indirekt: „Kundendienstmitarbeiter sollten dem Kunden aktiv zuhören anstatt darüber nachzudenken, wie sie am besten reagieren.“

Direkt: „Hören Sie Kunden aktiv zu. Überlegen, wie Sie am besten reagieren, können Sie später noch.“

Wenn Sie die Lernenden direkt ansprechen, bauen Sie eine Beziehung auf. Und in positiven Beziehungen lernt es sich einfach besser.

Außer der direkten Ansprache haben sich noch die folgenden Faustregeln bewährt:

• In der Kürze liegt die Würze.
• Keine Bandwurmsätze. Ein Gedanke pro Satz bzw. pro Folie.
  
• Fremdwörter und Fachjargon stören mehr als dass sie helfen.

Wenn Sie diese Gedanken weiter vertiefen möchten, empfehlen wir Ihnen unseren Artikel über das Personalisierungsprinzip.

Laut vorlesen

Die eigenen Texte Korrektur zu lesen ist nicht leicht, aber es birgt großes Lern- und Verbesserungspotenzial. Der Knackpunkt hier ist, sich die eigenen Texte laut vorzulesen. Unser Gehirn verarbeitet Informationen anders, wenn sie laut vorgelesen werden. Sie werden sehen: Dabei fallen Ihnen Fehler wie die folgenden viel eher auf:

• Tippfehler. Sie haben sich Ihre Texte vielleicht schon mehrmals durchgelesen, aber beim lauten Vorlesen fallen Tippfehler, doppelte Wörter oder unvollständige Sätze viel eher auf.
• Holprige Formulierungen. Genauso, wie Sie hören, wenn jemand einen schiefen Ton singt oder nicht im Takt spielt, fallen Ihnen beim Vorlesen Passagen auf, die unglücklich formuliert sind oder nicht zum Rest des Kurses passen.
• Zu trockener Stil. Wenn Sie merken, dass Sie sich beim Lesen Ihrer Texte langweilen, kann das ein Indikator dafür sein, dass Ihr Stil zu förmlich oder zu trocken ist.

Hoffentlich helfen Ihnen diese Tipps dabei, E-Learning-Kurse zu erstellen, die wirklich bei den Lernenden ankommen. Das war aber beileibe nicht alles, was zum Thema effektives Schreiben im E-Learning gesagt werden kann. Wenn Sie tiefer in das Thema einsteigen möchten, haben wir noch mehr hilfreiche Artikel für Sie:

• 3 Tipps fürs Schreiben Ihrer E-Learning-Inhalte
• 5 Tipps zum Thema technische Redaktion
• 4 Tips for Writing Effective E-Learning Scenarios (auf Englisch)

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