
Wenn Sie bei einem oder für ein internationales Unternehmen arbeiten, sind die Kurse, die Sie erstellen, bestimmt für Mitarbeitende auf der ganzen Welt bestimmt. Sie wissen also sicher aus eigener Erfahrung, wie zeitintensiv es oft ist, einen E-Learning-Kurs in mehreren Sprachen zu entwickeln. Das muss es aber gar nicht! Es ist nämlich letztlich wie bei jedem Projekt: Je besser die Planung ist, desto weniger mühsam ist alles am Ende.
In diesem Artikel besprechen wir Schritt für Schritt, was Sie wissen und bedenken sollten (lange bevor Sie überhaupt mit der Entwicklung beginnen!), um Ihre E-Learning-Kurse effektiv in mehreren Sprachen zur Verfügung zu stellen.
1. Zielgruppe ermitteln
Bei der Zielgruppenanalyse ist es nicht nur wichtig, zu ermitteln, über welches Vorwissen die Teilnehmenden verfügen, sondern auch welche Sprache sie sprechen und wo auf der Welt sie leben. Der Standort ist wichtiger, als es manchmal scheinen mag, denn gerade Englisch und Spanisch (aber auch andere Sprachen) werden in vielen verschiedenen Teilen der Welt gesprochen, und die dortigen kulturellen, gesellschaftlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen unterscheiden sich zum Teil erheblich voneinander.
2. Entscheiden, ob übersetzt oder lokalisiert wird
Die beiden Begriffe Übersetzung und Lokalisierung werden oft synonym verwendet, im Kontext des E-Learnings ist eine Unterscheidung aber sinnvoll. Wir definieren Übersetzung und Lokalisierung also wie folgt:
- Übersetzung: Wenn wir von der Übersetzung eines E-Learning-Kurses sprechen, geht es darum, den Text des Kurses in eine andere Sprache zu übersetzen, den Inhalt und die Gestaltung des Kurses aber im Wesentlichen beizubehalten. Ein gutes Beispiel ist die Übersetzung eines Kurses für Mitarbeiter desselben Unternehmens am selben Standort, die aber eine andere Muttersprache haben.
- Lokalisierung: Wenn wir von der Lokalisierung eines E-Learning-Kurses sprechen, meinen wir damit, dass der Kurs inhaltlich und gestalterisch an eine andere Kultur angepasst wird. Das Beispiel hier wäre ein Kurs, der für Mitarbeiter in einem anderen Land lokalisiert wird, wo andere kulturelle und gesetzliche Rahmenbedingungen gelten. Den Sonderfall bildet hier die intralinguale Lokalisierung, bei der die Sprache gleichbleibt, der Inhalt und die Gestaltung aber kulturell angepasst werden (z. B. wenn Sie einen Kurs für einen Standort in der Schweiz lokalisieren lassen).
Eine scharfe Grenze lässt sich zwischen den beiden Begriffen oft nicht ziehen, denn der Grad an kultureller Anpassung im Übersetzungsprozess bewegt sich auf einem stufenlosen Spektrum.
3. Das richtige Tool wählen
Der nächste wichtige Punkt ist, die richtige Software für Ihr mehrsprachiges Projekt auszuwählen. Sie wollen eines, das Ihnen das Leben leichter macht, nicht komplizierter. Die folgenden Funktionen sind unbezahlbar für die Übersetzung und Lokalisierung von E-Learning-Kursen:
- Integrierte KI-Übersetzung, damit Sie eine erste zielsprachliche Fassung Ihres Kurses in wenigen Minuten zur Hand haben, ohne Dateien umständlich exportieren und verschicken zu müssen. Diese Fassung müssen Sie dann nur noch Korrekturlesen lassen, aber das würden Sie bei einer Übersetzung durch einen Menschen wahrscheinlich auch tun.
- Unterstützung für linksläufige Sprachen. Wenn Sie in Sprachen wie Arabisch, Hebräisch oder Farsi übersetzen, die von rechts nach links geschrieben werden, sollte Ihr Tool nicht nur die Übersetzung in diese Sprachen möglich machen, sondern auch das Layout automatisch an die andere Laufrichtung anpassen, damit es auch für die Teilnehmer dieser Sprachgruppen eine optimale Lernerfahrung wird.
- Integrierte Lektoratsfunktionen, damit Sie die erste Übersetzung von Sprachprofis Ihres Vertrauens prüfen und anpassen lassen können.
- Mehrsprachige Kurspakete, damit Sie nur eine Datei haben, die Sie verwalten und veröffentlichen müssen. Das spart bei der Bereitstellung und bei etwaiger späterer Aktualisierung des Kurses ungemein Zeit.
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4. Entscheiden, ob gesprochene Sprache verwendet wird
Wenn Sie außer geschriebener Sprache auch Voiceover oder Videos mit gesprochener Sprache in den Kurs einbauen möchten, sollten Sie sich zusätzlich über die folgenden Punkte Gedanken machen:
- Untertitel können eine große Hilfe sein, wenn nicht zu viel oder zu schnell gesprochen wird.
- Audio mit der Vorlesefunktion erzeugen. Tools wie Articulate 360 verfügen über die Möglichkeit, Texte auf Knopfdruck in gesprochene Sprache umzuwandeln, die Sie dann als Voiceover einspielen können. Das klingt zwar nicht immer völlig natürlich, ist aber deutlich günstiger und schneller, als Sprecher anzuheuern.
- Professionelle Sprecher anzuheuern, um Audiotexte in der Zielsprache einzusprechen, bringt die höchste Qualität und das immersivste Lernerlebnis. Hierfür müssen Sie aber entsprechend Zeit und Budget einplanen.
5. Entscheiden, wer übersetzt und wie
Für die Übersetzung der Texte stehen Ihnen verschiedene Optionen zur Auswahl:
- KI-Übersetzung. Diese Option ist auf den ersten Blick bei weitem die schnellste, denn das KI-Tool spuckt die Übersetzung innerhalb von Sekunden aus. Oft reicht die sprachliche Qualität aber (noch) nicht für Texte, mit denen sich Unternehmen ihren Mitarbeitern oder Kunden gegenüber präsentieren möchten. Es braucht also erfahrene Korrekturleser, die etwas von der Materie verstehen und die Zielgruppe kennen, denn Kontext und Zielgruppenadäquatheit sind Dinge, die die Maschine (noch) nicht leisten kann. Hierbei geht also viel der eingesparten Zeit wieder drauf.
- Sprachdienstleister oder Übersetzungsagenturen. Der große Vorteil dieser Option ist, dass diese Dienstleister in der Regel den gesamten Prozess inklusive Voiceover-Aufnahmen und Projektmanagement für Sie übernehmen. Leider sind Sprachdienstleister meist sehr teuer, und die Übersetzungsqualität ist nicht selten kaum besser als die von KI-Tools (weil Übersetzungsaufträge oft mehrfach untervergeben werden und/oder die Übersetzung auf mehrere Übersetzer aufgeteilt wird, die sich nicht unbedingt absprechen). Auch hier brauchen Sie also einen Stab vertrauenswürdiger Korrekturleser, was wiederum noch mehr Zeit und Kosten bedeutet.
- In-house-Übersetzung. Wenn Sie jemanden im Unternehmen haben, der die Ausgangs- und Zielsprache auf quasi muttersprachlichem Niveau beherrscht, könnten Sie versuchen, diese Person ins Boot zu holen. Der Vorteil ist, dass dieser Mensch wahrscheinlich mit der Materie Ihres Kurses besser vertraut ist als externe Dienstleister. Da er aber vermutlich nicht von Beruf Übersetzer sind, kann der Prozess deutlich länger dauern, als wenn ein Profi sich darum kümmert.
- Selbstständige Berufsübersetzer. Der Gold-Standard, was die Qualität der Übersetzung angeht, und das zu Preisen, die in der Regel unter denen von Übersetzungsagenturen liegen. Diese erfahrenen Profis zu finden, kann kompliziert erscheinen, doch sind ausgebildete Übersetzer zum Glück – nach Fachgebiet und Sprachrichtung sortiert – in der Datenbank des Bundesverbands der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ) gelistet. Komplizierter wird es nur, wenn Sie in mehrere Sprachen gleichzeitig übersetzen lassen möchten, weil Sie dann mit jedem Übersetzer einzeln interagieren müssen. Auch Voiceover-Sprecher müssen Sie vermutlich separat finden, da nur wenige Berufsübersetzer diese Dienstleistung mit anbieten.
6. Entscheiden, wie die Übersetzungsqualität gewährleistet wird
Egal, für welche Übersetzungsoption Sie sich entscheiden, um eine Prüfung der Übersetzung durch eine vertrauenswürdige Person oder Instanz werden Sie nicht herum kommen.
Korrekturlesen kann von Mitgliedern des Projektteams oder anderen Kollegen übernommen werden, wenn sie die Zielsprache hinreichend gut beherrschen. Oft werden Sie aber spätestens hier auf erfahrene Fachübersetzer zurückgreifen. Wenn Sie keinen Berufsübersetzer an der Hand haben, sollten Sie darauf achten, dass Ihre Korrekturleser:
- die Zielsprache auf muttersprachlichem Niveau beherrschen;
- fließend in der Ausgangssprache des Kurses sind, damit sie die Übersetzung mit dem Ausgangstext vergleichen können;
- stilsicher und versiert in Grammatik und Rechtschreibung sind, damit sie Rechtschreib- und Grammatikfehler erkennen und ausbessern können;
- mit der Materie des Kurses vertraut sind, damit sie sicherstellen können, dass sich keine inhaltlichen Fehler eingeschlichen haben und Fachbegriffe branchenüblich verwendet werden.
7. Zeit für die Freigabe des Kurses einplanen, bevor er übersetzt wird
Wenn Sie planen, einen Kurs in mehreren Sprachen zu veröffentlichen, liegt die Versuchung nahe, die Sprachversionen parallel zu entwickeln, um Zeit zu sparen. Ironischerweise bedeutet dieser Ansatz aber letztlich größere Verzögerungen, weil nachgebessert, aktualisiert und abgeglichen werden muss.
Wenn Sie z. B. ein Fachmann darauf hinweist, dass Sie den Text einer Folie ändern müssen, ist das viel einfacher (und kostengünstiger) in einer Sprache als in fünf auf einmal.
Deshalb sollten Sie den Kurs in der Ausgangssprache fertig entwickeln, prüfen und freigeben lassen, bevor Sie sich an die Übersetzung machen
8. Zeit für Entwicklung und Testläufe einplanen
Dieser Punkt ist vielleicht sehr offensichtlich, aber ein mehrsprachiges Projekt dauert länger als ein einsprachiges. Denn nach der Entwicklung und Prüfung des Kurses in der Ausgangssprache folgen noch weitere Schritte, die nicht selten kleinere Anpassungen an der Kursstruktur oder dem Design nach sich ziehen.
Fazit
Gut geplant ist halb gewonnen. Das gilt für viele Projekte, aber besonders für mehrsprachige E-Learning-Projekte. Wenn Sie unsere Tipps aus diesem Artikel umsetzen, wird Ihr nächstes Projekt bestimmt ein Erfolg.
Sie fühlen sich immer noch ein wenig überfordert vom Thema E-Learning-Kursübersetzung? Keine Sorge. Articulate Localization lässt Sie Ihre Kurse übersetzen, prüfen und verwalten, ohne Ihre gewohnte Articulate-Umgebung verlassen zu müssen.
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