Gerade haben Sie einen spannenden Auftrag an Land gezogen: Ein namhaftes Unternehmen hat Sie damit beauftragt, die Materialien zur Einweisung neuer Mitarbeiter auf Vordermann zu bringen. Fantastisch! Sie setzen sich also hin und wollen loslegen, aber dann trifft Sie der Schlag … als Ihnen auffällt, dass Ihnen weder ein Budget genannt wurde noch ein Zeithorizont. Und die Namen der anderen Projektbeteiligten haben sie auch nicht. Von einem Style-Guide ganz zu schweigen oder gar einem Ansprechpartner in der Marketingabteilung, der Ihnen einen besorgen könnte. Wie konnte das passieren? Sie sind sich sicher, dass Sie sorgfältig nach dem ADDIE-Modells vorgegangen sind, aber wieso fehlen Ihnen dann trotzdem all diese wichtigen Eckdaten?
Wenn Sie bei der Anwendung des ADDIE-Modells schon einmal bemerkt haben, dass Ihnen doch noch irgendetwas fehlt, kennen Sie die Situation, die wir hier beschrieben haben. Das ADDIE-Modell ist ein bewährter Ansatz im E-Learning-Design, und doch mangelt es an einer Ecke erheblich: bei der Planung. Aus ADDIE muss also PADDIE werden. Was bringt das zusätzliche P? Das wollen wir in diesem Artikel besprechen.
Warum PADDIE?
Das ADDIE-Modell ist zwar verbreitet, hat aber definitiv seine Schwächen im Vergleich zu anderen Instruktionsdesignmodellen. Die lineare Struktur lässt wenig Raum für Flexibilität, und die ausbleibende Planungsphase kann frustrieren. Projekte direkt mit der Analysephase zu starten, ist selten möglich. Zuerst muss man mindestens wissen, was zu analysieren ist und welche Projektparameter es zu berücksichtigen gilt, bevor es losgehen kann.
Manch angehender E-Learning-Designer merkt zu spät, dass er in der Patsche sitzt, weil er die Planung zu Beginn des Projekts vernachlässigt hat. Selten wird Neulingen eingeschärft, wie wichtig eine solide Planungsphase ist. Diesen Mangel wollen wir mit dem heutigen Artikel beheben.
Was passiert in der Planungsphase?
Damit ein E-Learning-Projekt erfolgreich abläuft, sind zu Beginn einige Dinge nötig. Ohne sie läuft man Gefahr, an wichtigen Meilensteinen vorbeizuentwickeln, das Budget zu überreizen und den Auftraggeber oder andere Projektbeteiligte zu frustrieren. Unserer Erfahrung nach sollte jedes E-Learning-Projekt mit den folgenden 4 Überlegungen starten:
- Zeitrahmen und zu liefernde Materialien vereinbaren. Sie sollten mit dem Auftraggeber genau vereinbaren, was bis wann an wen geliefert werden muss. An dieser Stelle lohnt es sich, möglichst viele am Projekt beteiligte Personen einzubinden, wenn möglich auch Ihre SMEs, damit jeder von den Fristen weiß und auf sie hinarbeitet.
- Budget analysieren und entsprechend planen. Vergleichen Sie das eingeplante Budget mit der Zeit, die Sie brauchen, um das Projekt umzusetzen. Wenn die voraussichtliche Summe Ihrer Arbeitsstunden das Budget übersteigt, sprechen Sie mit dem Auftraggeber noch mal über Umfang, Kosten und Dauer des Projekts. Hier genau hinzusehen, zahlt sich aus.
- Mit Reviewern und anderen Projektbeteiligten sprechen und Zuständigkeiten klären. Nicht immer ist klar, wer die verschiedenen Materialien, die Sie entwickeln, prüfen und absegnen wird, und in welcher Reihenfolge. Legen Sie am besten direkt in der Planungsphase fest, wer wann was prüft und wer das letzte Wort in puncto Abnahme hat. Das spart in späteren Projektphasen enorm Zeit.
- Herausfinden, welche sonstigen Materialien und Informationen nötig sind, und woher Sie sie kriegen. Hat der Kunde eine Kursvorlage, anhand derer Sie den Kurs entwerfen sollen? Gibt es einen Style-Guide? Wenn ja, von wem bekommen Sie diese Materialien? Die richtigen Ansprechpartner für solche Dinge zu kennen, ist Gold wert.
Mindestens diese 4 Punkte sollten Sie zu Beginn jedes E-Learning-Projektes abhaken. Je nach Projekt kommen aber noch andere Gesichtspunkte hinzu. Generell gilt: Je gründlicher Sie in der Planungsphase vorgehen, desto mehr Zeit und Ärger sparen Sie sich in den späteren Phasen des Projekts.
Fazit
Wir hoffen, wir konnten Sie davon überzeugen, wie wichtig eine durchdachte Planungsphase für den Erfolg Ihrer E-Learning-Projekte ist. Wenn Sie mehr zum Thema ADDIE oder anderen Instruktionsdesignmethoden und -theorien lesen möchten, empfehlen wir Ihnen die folgenden Artikel:
- Eine Einführung in das ADDIE-Modell für Instruktionsdesigner
- 26 E-Learning Examples to Help Course Designers Learn About the ADDIE Model (auf Englisch)
- Eine Einführung in SAM für Instruktionsdesigner
- Einführung in die Bloom’sche Taxonomie für Instruktionsdesigner
- E-Learning-Projektplan
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