Wie finden Sie heraus, ob Ihre E-Learning-Kurse die erhoffte Wirkung erzielen? Sie bauen ein Quiz oder einen Test ein. Diese Tests können sehr aufschlussreich sein, aber wenn Sie noch neu in der E-Learning-Branche sind, fragen Sie sich vielleicht, was einen guten Test ausmacht und wie man die Erkenntnisse aus ihnen gewinnt, auf die es ankommt?
Keine Sorge, in diesem Artikel beantworten wir die Fragen, die sich angehende E-Learning-Designer am häufigsten in Bezug auf Tests stellen.
1 – Was sind E-Learning-Tests?
Mit einem E-Learning-Test soll überprüft werden, was jemand weiß oder kann. Kursautoren wollen herausfinden, wie gut die Teilnehmer den Stoff verstanden haben. Und die Teilnehmer bekommen Rückmeldung über ihre Fortschritte in der Materie.
E-Learning-Tests haben gegenüber klassischen Tests auf Papier den Vorteil, dass:
- sie überall und jederzeit geschrieben werden können;
- die Teilnehmer unmittelbare Rückmeldung zu ihren Antworten erhalten;
- in der Regel sofort eine Bewertung gegeben werden kann.
In einigen Autorentools haben Sie sogar die Möglichkeit, die Testfragen zufällig anzeigen zu lassen, sodass jeder Teilnehmer eine andere Kombination zu sehen bekommt.
2 – Sollte jeder E-Learning-Kurs einen Test enthalten?
Sie sind es wahrscheinlich gewöhnt, dass am Ende eines Kurses ein Test folgt. Aber das ist nicht immer nötig – Tests nur dann einzubauen, wenn sie wirklich gebraucht werden, kann Ihnen und den Kursteilnehmern eine Menge wertvolle Zeit sparen.
Tests können dann sinnvoll sein, wenn das Ziel Ihres Kurses die Veränderung einer bestimmten Verhaltensweise ist – mit dem Test können Sie dann feststellen, ob diese Veränderung stattgefunden hat. In Compliance-Schulungen oder anderen gesetzlich vorgeschriebenen Kursen sind Abschlusstests oft ganz schlicht Teil der Vorschriften.
Wenn es in Ihrem Kurs aber im Wesentlichen darum geht, Informationen weiterzugeben, ist ein Test vielleicht verschwendete Zeit. Das gleiche gilt natürlich, wenn Sie wissen, dass die Teilnehmer in einem anderen Rahmen getestet werden, z. B. am Arbeitsplatz.
Das praktische an Lernplattformen (LMS) ist, dass Sie Daten zur Teilnahme und Absolvierung eines Kurses auch ohne Test erheben können. Denn viele E-Learning-Autorentools geben Ihnen andere Möglichkeiten einen Kurs als absolviert zu markieren, z. B. indem nachverfolgt wird, wie viele Folien angezeigt wurden, oder indem ein speziell zu diesem Zweck eingebauter Trigger ausgelöst und an die Lernplattform gemeldet wird.
3 – An welcher Stelle können E-Learning-Tests sinnvoll eingebaut werden?
Wenn Sie ermittelt haben, dass sich für Ihren E-Learning Kurs ein Test anbietet, bleibt noch die Frage, an welcher Stelle des Kurses Sie ihn einbauen. Da gibt es nämlich mehrere Optionen, die alle ihre Vor- und Nachteile haben:
- Vor dem Kurs: Ein Test direkt zu Beginn des Kurses kann eine Menge Zeit sparen, denn wenn ein Teilnehmer feststellt, dass er den Stoff schon beherrscht, braucht er den Kurs gar nicht erst zu starten. Aber auch für Teilnehmer, die noch nicht alles beherrschen, kann ein anfänglicher Test ein guter Einstieg sein; zeigt er doch Wissenslücken auf, die mit diesem Kurs geschlossen werden sollen. Und Ihnen als E-Learning-Designer liefern solche Tests wertvolle Hinweise auf das Vorwissen der Zielgruppe; so finden Sie heraus, ob die nächste Version des Kurses eventuell mehr grundlegende oder mehr fortgeschrittene Informationen enthalten sollte.
- Während des Kurses: Kurze Tests zwischendurch – z. B. am Ende jeder Lektion – können gerade bei umfangreichen Kursen ein gute Idee sein, da die Teilnehmer so noch mal kurz das gerade Gelernte wiederholen können, bevor sie sich in die nächste Lektion stürzen.
- Direkt im Anschluss an den Kurs: Der Klassiker. Hier wird am Ende des Kurses abgefragt, was die Teilnehmer behalten haben.
- Mit etwas Abstand: Niemand behält alles, was er jemals gelernt hat. Mit Tests, die erst nach einer Weile erfolgen, können Sie ermitteln, wie viel die Teilnehmer langfristig behalten und vor allem welche Teile besser behalten werden als andere.
Sie können diese Optionen natürlich auch kombinieren. Wenn Sie z. B. einen Test am Anfang und einen am Ende des Kurses einbauen, können Sie unmittelbar messen, welchen Wissensfortschritt Ihr Kurs bewirkt hat (sofern keine anderen Faktoren hineinspielen).
Gerade wenn die Testergebnisse nicht Ihren Vorstellungen entsprechen, kann diese Kombination aus Vor- und Abschlusstest Ihnen als Kurs-Designer helfen, den Kurs weiter zu verbessern, denn so zeigt sich oft, an welchen Stellen der Kurs noch besser gestaltet werden könnte. So wird auch deutlich, ob die Zielgruppe vielleicht über weniger Vorwissen verfügt, als Sie es angenommen hatten.
4 – Welche Arten von Fragen können in E-Learning-Tests eingebaut werden?
Fragentypen gibt es viele – und keiner von ihnen ist der „beste“. Je nachdem, was Sie genau testen möchten, eignet sich mal der eine, mal der andere besser.
Sie haben ein begrenztes Zeitbudget? Keine Sorge, dank der modernen Autorentools können Sie Quizfragen der unterschiedlichsten Art im Handumdrehen erstellen. Und mit der folgenden Tabelle finden Sie den Fragentyp, der für Ihren Kurs am besten passt, ganz schnell:
Richtig/Falsch | Einer der Klassiker! Mit Richtig/Falsch-Fragen können Sie das Wissen Ihrer Teilnehmer schnell überprüfen, wenn Sie Stoff behandeln, bei dem es eindeutige und definitive Antworten gibt. Natürlich hat man eine 50/50-Chance, richtig zu liegen, selbst wenn man nur rät. Deshalb sollten Sie bei größer angelegten Tests nicht allzu sehr auf diesen Fragentyp setzen. |
Multiple Choice/Single Choice |
Diese Fragentypen sind gewissermaßen Geschwister. In beiden Fällen werden mehrere Antwortmöglichkeiten präsentiert – sei es in Text- oder Multimediaform, aus denen die Teilnehmer die richtige(n) auswählen müssen.
Diese Fragentypen eignen sich, wenn es mehrere plausible Antwortmöglichkeiten gibt und Sie möchten, dass die Teilnehmer ein klein wenig kritisches Denken an den Tag legen müssen, um die richtige Antwort zu finden. |
Zuordnung | Bei diesem Fragentyp werden in der Regel zwei Gruppen von Elementen präsentiert, und die Aufgabe der Teilnehmer besteht darin, jeweils ein Element der einen Gruppe einem der anderen zuzuordnen. Dabei können die Elemente Texte, Bilder oder auch beides sein. Zuordnungsaufgaben sind besonders dann sinnvoll, wenn es darum geht, die Beziehung zwischen Begriffen oder Konzepten zu verstehen. |
Drag and Drop | Hier müssen die Teilnehmer Elemente nach Art, Reihenfolge oder Rang sortieren, indem sie sie an bestimmte Stellen des Bildschirms ziehen. Was hiermit gut überprüft werden kann, ist das Verständnis der Abfolge von Schritten in einem komplexen Prozess, chronologische Zusammenhänge oder auch Kategorien. |
Lückentext | Bei diesem Fragentyp müssen die Teilnehmer die richtige Antwort nicht nur erkennen, sondern selbst formulieren können. Sie müssen die richtige Antwort also tatsächlich im Gedächtnis gespeichert haben.
Die automatische Bewertung der Antworten kann hier etwas komplizierter sein, da die Teilnehmer völlig frei darin sind, was sie eingeben. Vergessen Sie also nicht, auch Synonyme, alternative Ausdrucksweisen und vielleicht sogar verbreitete Fehlschreibungen in die Liste der richtigen Antworten aufzunehmen. |
Simulation | Bei dieser Testform müssen die Teilnehmer in einer simulierten Umgebung zeigen, dass sie bestimmte Handlungen richtig bzw. in der richtigen Reihenfolge ausführen können. Sie eignet sich besonders gut für Software-Schulungen. In leistungsstärkeren Autorentools können Sie sogar Hardware-Simulation erstellen. |
Szenario | Szenarien sind streng genommen eine Unterform der Simulation. Hierbei präsentieren Sie den Teilnehmern eine Situation, in der es gilt, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Szenarien eignen sich fantastisch, um kritisches Urteilsvermögen zu testen und zu überprüfen, wie die Teilnehmer das Gelernte in der Praxis anwenden würden. |
Denken Sie daran, dass diese Liste nur die häufigsten Fragentypen umfasst. Werden Sie kreativ, sehen Sie sich an, welche Fragentypen andere E-Learning-Autoren in ihren Kursen verwenden, und durchforsten Sie die Möglichkeiten, die Ihnen Ihr E-Learning-Autorentool bietet. Und vergessen Sie nicht, dass Sie innerhalb eines Tests nicht bei einem Fragentyp bleiben müssen. Variatio delectat, wusste schon Cicero.
5 – Wie formuliert man effektive Testfragen?
Bestimmt haben Sie auch schon mal frustriert an einem Test gesessen, sei es, weil er Fangfragen, sinnlose oder viel zu einfache Fragen beinhaltete. Diesen Frust wollen Sie als E-Learning-Designer natürlich vermeiden. Denn erstens sollen die Teilnehmer mit einem guten Gefühl aus dem Kurs herausgehen, und zweitens möchten Sie durch die Auswertung der Antworten ja etwas über den Fortschritt der Teilnehmer erfahren.
Wie formulieren Sie also Ihre Fragen so, dass sie Ihnen wirklich Aufschluss darüber geben, was die Teilnehmer gelernt haben? Dazu möchten wir Ihnen ein paar grundlegende Gedanken mitgeben:
- Orientieren Sie Ihre Fragen eng an den Lernzielen des Kurses: So erfassen Sie gezielt das Wissen in dem Bereich, auf den es am meisten ankommt.
- Machen Sie die richtige Antwort nicht zu offensichtlich: Wenn die falschen Antwortmöglichkeiten z. B. deutlich kürzer oder länger sind als die richtige oder schlichtweg absurd sind, können die Teilnehmer ganz leicht erraten, welche Antwort die richtige sein muss, selbst wenn sie es eigentlich nicht wissen.
- Vermeiden Sie Fangfragen: Fangfragen helfen Ihnen kaum, Wissensfortschritte zu messen, und erzeugen meist nur eine ablehnende Haltung gegenüber dem Kurs (und im schlimmsten gegenüber Fall der Materie insgesamt).
- Richten Sie Fragen und Aufgaben nach Möglichkeit an der Praxis aus: So merken Sie, ob die Teilnehmer über das reine Merken von Informationen hinaus die Inhalte tatsächlich begriffen haben und in der Praxis anwenden können.
Weitere Tipps und Gedanken zur Gestaltung guter E-Learning-Tests finden Sie in unseren Artikeln Wie Sie gute E-Learning-Quizfragen schreiben, 5 häufige Fehler bei der Formulierung von Quiz-Fragen und So formulieren Sie plausible Ablenker für Ihr E-Learning-Quiz.
Fazit
Sehen Sie? Gute E-Learning-Tests zu gestalten, ist gar nicht so schwer, solange Sie bedenken, ob ein Test überhaupt nötig ist, wo Sie ihn am sinnvollsten einbauen und welche Fragentypen Sie verwenden. Wenn Sie dann noch unsere Tipps zur Formulierung von Fragen und Antwortmöglichkeiten im Hinterkopf behalten, geht Ihnen die Arbeit sicher leicht von der Hand.
Sie möchten noch mehr über die Erstellung effektiver E-Learning-Tests lesen? In unserer Artikelsammlung zum Thema E-Learning-Tests werden Sie garantiert fündig.
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