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Entwicklungstagebuch: Was ist eigentlich Storyline 64-Bit?

Entwicklungstagebuch: Was ist eigentlich Storyline 64-Bit?

Ich bin Jesse Taber, Leitender Entwickler für Storyline 360, und mit diesem Artikel starte ich mein Entwicklungstagebuch. Hier möchte ich Ihnen in regelmäßigen Abständen von neuen Funktionen und Verbesserungen in Storyline berichten – und zwar aus der Entwicklerperspektive. Die liefert Ihnen Kontext und Hintergründe, die Sie so weder in Versionshinweisen noch in Produktdokumentationen finden.

In diesem ersten Artikel soll es um das Thema 64 Bit gehen.

Im November 2023 startete die öffentliche Betaphase der 64-Bit-Version von Storyline 360. In der Articulate-360-Desktop-App wird sie als „Storyline 360 x64“ bezeichnet. Seit Mai 2024 ist sie die Standardversion der Anwendung in der Desktop-App. Seitdem haben wir viel Begeisterung für diese neue Version von Storyline 360 wahrgenommen – aber auch hier und da ein bisschen Verwirrung. Deshalb wollte ich ein umfassenderes FAQ bieten, das über die Informationen des Support-Artikels über Storyline 64-Bit hinausgeht.

Was ist Storyline 360 x64, und was ist daran anders als bei der bisherigen Version von Storyline 360?

Storyline war bisher immer eine 32-Bit-Anwendung. Der Hauptunterschied zwischen einer 32-Bit- und einer 64-Bit-Version eines Programms liegt in der Menge an Arbeitsspeicher, die es benutzen kann. Unter Windows können 32-Bit-Anwendungen höchstens um die 4 GB Arbeitsspeicher verwenden; 64-Bit-Anwendungen hingegen können deutlich mehr Arbeitsspeicher verwenden, als selbst hochwertige Heim-Computer aktuell haben.

Einfach ausgedrückt ist die 64-Bit-Version von Storyline 360 in der Lage, sich die großen Mengen an Arbeitsspeicher zunutze zu machen, die in modernen PCs in der Regel verbaut sind.

Bietet Storyline 360 x64 mehr Leistung?

Der Hauptvorteil von 64-Bit-Programmen ist, dass sie deutlich mehr Arbeitsspeicher verwenden können. Wenn Sie mit Storyline 360 eine Projektdatei öffnen, wird sie in den Arbeitsspeicher geladen. Wenn Sie an einem sehr großen Projekt arbeiten, vor allem an einem mit vielen Videos und anderen Medien, kann es beim Öffnen, Speichern und Veröffentlichen mit einer 32-Bit-Version zu Problemen kommen. In Storyline 360 x64 werden solche Projekte deutlich flüssiger laufen.

Abgesehen von der Arbeitsspeichernutzung wird sich die Leistung der 64-Bit-Version von Storyline 360 im Moment mit der 32-Bit-Version in etwa die Waage halten. Eine Leistungssteigerung gehörte auch nicht zu den primären Zielen der Entwicklung von Storyline 360 x64. In der Zukunft werden wir aber zusätzlich gezielt an Leistungsverbesserungen arbeiten.

Ist Storyline 360 x64 eine komplette Überarbeitung von Storyline?

Nein. Storyline 360 x64 basiert auf demselben Quellcode wie die 32-Bit-Version. Die 64-Bit-Version ist lediglich so kompiliert, dass sie sich die volle Leistung von 64-Bit-Prozessoren und -Betriebssystemen zunutze machen kann.

Ist der Funktionsumfang der 32-Bit- und 64-Bit-Version von Storyline 360 derselbe?

Da beide Versionen von Storyline 360 denselben Quellcode verwenden, sollte ihr Funktionsumfang identisch sein. Es gibt jedoch einzelne Drittanbieter-Elemente in Storyline 360, die nicht mit einer 64-Bit-Prozessorarchitektur kompatibel sind. Wir sind gerade eifrig dabei, die letzten dieser Funktionen zu entfernen, zu modifizieren bzw. zu ersetzen.

In den ersten Builds von Storyline 360 x64 hat z. B. die Bildschirmaufnahmefunktion noch nicht funktioniert, da die Drittanbieter-Komponente, die dafür verwendet wurde, 64 Bit nicht unterstützt hat. Seit Update 85 funktioniert die Bildschirmaufnahmefunktion jedoch auch in der 64-Bit-Version.

In diesem Support-Artikel zu Storyline 360 x64 sind alle Funktionen aufgeführt, die wir entfernen mussten bzw. die wir noch entfernen werden.

Warum hat Articulate so lange gebraucht, um eine 64-Bit-Version von Storyline 360 zu veröffentlichen?

2012 hat Articulate Storyline 1 veröffentlicht. Zu der Zeit waren 64-Bit-Prozessoren und -Betriebssysteme gerade dabei sich zu verbreiten, aber die allermeisten Heimanwender-PCs waren 32-Bit-Systeme. In den folgenden Jahren wurde Arbeitsspeicher immer günstiger, was dazu führte, dass mehr PCs mit über 4 GB Arbeitsspeicher auf den Markt kamen. Der große Arbeitsspeicher begünstigte die Entwicklung von 64-Bit-Prozessoren und -Software, die die Speichermenge tatsächlich nutzen konnten. Bis 2023 blieben wir bei unserer Entscheidung, Storyline 360 nicht auf 64 Bit zu aktualisieren. Inzwischen haben wir erkannt, dass das ein Fehler war.

Wenn wir über Veränderungen an Storyline 360 nachdenken, müssen wir immer die Vorteile dieser Veränderungen gegen den Aufwand, den sie erfordern, abwägen. Auch die Opportunitätskosten bei der Priorisierung einer bestimmten Veränderung gegenüber einer anderen müssen wir berücksichtigen. Wir waren davon überzeugt, dass der Aufwand für den Umstieg auf 64 Bit deutlich höher ausfallen würde als die möglichen Vorteile für unsere Nutzer, da keine nennenswerten Leistungsverbesserungen zu erwarten waren.

Die Codebasis von Storyline ist über 10 Jahre alt, und sie umfangreich und komplex zu nennen, wäre eine krasse Untertreibung. Sicherzustellen, dass dieser Code und die verschiedenen Drittanbieter-Komponenten in einer 64-Bit-Umgebung funktionierten, war und ist eine gewaltige Aufgabe. Eine Entscheidung für die Umstellung auf 64 Bit hätte auch bedeutet, dass wir die Arbeit an anderen Funktionen, die von unseren Kundinnen und Kunden gewünscht waren, hätten auf Eis legen müssen. Wir haben das Thema 64 Bit über die Jahre mehrfach im Team diskutiert, und jedes Mal kamen wir zu dem Schluss, dass sich der Aufwand einfach nicht lohnen würde.

Warum also jetzt doch? Was hat sich geändert?

In den letzten Jahren wurden einige Drittanbieter-Komponenten, die bis dahin den Umstieg auf 64 Bit erschwert hatten, im Zuge der regulären Weiterentwicklung von Storyline 360 aktualisiert oder entfernt. Zudem verbrachten einige furchtlose Software-Entwickler ihren Hackathon – ein vierteljährliches Event, bei dem Entwickler an selbstgewählten Projekten arbeiten können – damit, zu beweisen, dass die Umstellung auf die 64-Bit-Architektur doch machbarer war, als alle bis dahin geglaubt hatten.

Und dann brachte unsere neue CTO Kerry Munz einen neuen Gesichtspunkt ins Spiel. Sie vermutete (richtigerweise), dass unsere Kunden das Ausbleiben einer 64-Bit-Version als Zeichen dafür deuteten, dass wir keine Entwicklungsarbeit (mehr) in Storyline 360 stecken. Sie hat uns dazu gebracht, der Entwicklung einer 64-Bit-Version von Storyline 360 als einem von mehreren Projekten zur Modernisierung der Software Priorität einzuräumen, um unseren Kunden zu zeigen, dass wir weiterhin voll und ganz auf diese fantastische Lösung setzen.

Wird es auch in Zukunft immer 32-Bit- und 64-Bit-Versionen von Storyline 360 geben?

Inzwischen sind nur noch sehr wenige 32-Bit-Prozessoren und -Betriebssysteme in Benutzung. Deshalb wird irgendwann der Tag kommen, da wir Storyline 360 nur noch in einer 64-Bit-Version anbieten. Derzeit arbeiten wir an einem Fahrplan, wie wir den Übergang für alle Beteiligten so nahtlos wie möglich gestalten können. Wir werden sie zeitnah über alle weiteren Schritte in diese Richtung informieren.

Fazit

Ich hoffe, ich konnte beim Thema Storyline 360 x64 ein bisschen mehr Licht ins Dunkel bringen. Bis zum nächsten Mal an dieser Stelle.

 

Sie möchten auch gerne die neue 64-Bit-Version von Storyline 360 für Ihre Projekte einsetzen, haben aber noch kein Articulate-360-Konto? Dann probieren Sie es doch mit einem kostenlosen 30-Tage-Probeabo für Articulate 360. Und behalten Sie unser Blog im Auge, z. B. über unseren wöchentlichen Blognewsletter. Dann verpassen Sie garantiert nicht den nächsten Teil des Entwicklungstagebuchs.