Die Wahl des richtigen E-Learning-Formats ist denkbar einfach, oder? Micro-Learning nutzt man für Inhalte, die sich schnell und einfach erklären lassen, und volle E-Learning-Kurse für Komplexeres.
Nun, das ist die gängige Einteilung. Aber manche Fälle passen in keine der beiden Kategorien. Beispielsweise können Ihre Inhalte für einen ganzen Kurs reichen, die Teilnehmer haben aber nicht die Zeit, diesen am Stück zu absolvieren. Vielleicht ist auch Zeit genug da, aber die Informationen sind zu komplex, um sie alle auf einmal aufzunehmen. Oder vielleicht sind die Inhalte gerade zu viel für Micro-Learning, und gerade zu wenig für einen ganzen Kurs.
Für solche Fälle gibt es eine dritte Option: eine Drip-Kampagne.
Was ist eine Drip-Kampagne?
Wenn Sie schon einmal eine Serie von Marketing-E-Mails erhalten haben, beispielsweise nach der Anmeldung zu einer kostenlosen Probephase, dem Online-Kauf eines Produkts oder nach dem Einrichten eines neuen Kundenkontos, dann sind Sie selbst in den Genuss einer solchen Drip-Kampagne gekommen. Diese Marketing-Technik verwendet eine Folge automatischer E-Mails, die über einen bestimmten Zeitraum hinweg versandt werden, um Kunden zu ermutigen, ein Produkt oder einen Service zu nutzen. Manchmal ist das Ziel, Sie als Kunden zu gewinnen – beispielsweise indem Sie die Probeversion in ein kostenpflichtiges Konto umwandeln oder einen Artikel kaufen, der sich schon längere Zeit in Ihrem Warenkorb befindet. Drip-Kampagnen werden auch genutzt, um Kunden zu zeigen, wie sie ein kürzlich erworbenes Produkt bestmöglich nutzen – eine gute Art, Sie zufriedenzustellen und zu Folgekäufen zu ermuntern.
Was Drip-Kampagnen so erfolgreich macht? Die Tatsache, dass jede Nachricht so kurz und gezielt ist, dass sie selbst bei großer Zeitknappheit gelesen wird. Diese kurzen Impulse bauen im Zeitablauf aufeinander auf und können den Leser zu einer Handlung oder Verhaltensänderung bewegen. Das ist sehr praktisch, wenn man jemanden langsam überzeugen möchte, ein Produkt zu kaufen oder ein Abo zu verlängern. Und die gleiche Strategie eignet sich auch bestens dazu, Ihren Teilnehmern Schulungsinhalte zu vermitteln.
Wie nutze ich eine Drip-Kampagne zur Wissensvermittlung?
Das Konzept einer Drip-Kampagne in den Lernbereich zu übertragen, ist recht einfach. Jede Nachricht einer Marketing-Drip-Kampagne funktioniert im Grunde genauso wie Micro-Learning: Sie ist kurz und nützlich, mit jeweils nur einem Fokus pro Nachricht. Um eine Micro-Learning-Drip-Kampagne zu erstellen, erzeugen Sie einfach die gewünschte Anzahl Micro-Learning-Einheiten zu einem Thema, bringen sie in eine sinnvolle Reihenfolge und senden sie als kurze Impulse über einen bestimmten Zeitraum an Ihre Teilnehmer.
Wie entscheide ich, welche Inhalte meine Kampagne behandeln soll?
Dieser Prozess ist zu Beginn ähnlich wie bei den meisten E-Learning-Projekten. Sie sichten die Informationen, die Sie vermitteln möchten, die Ziele des Projekts, und was Sie über Ihre Zielgruppe wissen. So kommen Sie auf die zentralen Punkte oder wichtigsten Lernziele für Ihr Projekt. Jeder Punkt, den Sie identifizieren, kann potenziell eine eigenständige Micro-Learning-Nachricht in Ihrer Kampagne werden.
Bei einer Drip-Kampagne ist aber noch etwas wichtig: das Publikum bei der Stange zu halten! Sie haben es sicher schon selbst erlebt, dass Sie nur eine begrenzte Anzahl Nachrichten einer Serie öffnen, bevor Sie das Interesse verlieren. Genau aus diesem Grund halten die meisten Marketing-Drip-Kampagnen die Zahl der Nachrichten im einstelligen Bereich.
Sind die Konzepte recht eingängig oder Ihre Zielgruppe extrem beschäftigt, sollten Sie Ihre Kampagne am besten auf eine Handvoll Einheiten beschränken. Wenn Ihr Thema komplex oder für die Zielgruppe sehr attraktiv ist, oder wenn mehrere Wiederholungen notwendig sind, bevor der Stoff sitzt, könnten Ihre Teilnehmer auch Gefallen an einer längeren Kampagne haben.
Kommt es auf die Reihenfolge der Nachrichten an?
Ein klares Ja! Wenn Sie bei der Reihenfolge der Inhalte strategisch vorgehen, lassen sich die Micro-Learning-Einheiten verschlanken und sind leichter zu erfassen.
Hier einige Beispiele:
- Wenn Sie Prozessschritte in ihrer chronologischen Reihenfolge erklären, sind sie meist leichter zu verstehen.
- Wenn Sie mit dem einfachsten Aspekt eines komplexen Konzepts beginnen, bekommen die Teilnehmer leichter einen Zugang zum Thema.
- Wenn jede Micro-Learning-Einheit auf den Themen der vorangegangenen Einheiten aufbaut, gibt das Ihrer Kampagne eine klare Linie und erleichtert die Gliederung komplizierter Inhalte.
- Wenn Sie Ihre Kampagne mit einem Aufhänger beginnen, der die Teilnehmer packt, motivieren Sie sie, auch alle folgenden Nachrichten zu lesen: Das können z. B. Hinweise dazu sein, wie diese Inhalte die Arbeit erleichtern, oder eine Anekdote darüber, was schiefgehen kann, wenn jemand diese Informationen nicht kennt.
Welches Medium eignet sich am besten für Micro-Learning?
Für den schlanken und fokussierten Ansatz, den das Micro-Learning verfolgt, sind viele Medien gut geeignet. Sie können also aus einer breiten Palette wählen und beispielsweise kurze E-Learning-Einheiten (die Sie wie gewohnt oder mit den Micro-Learning-Funktionen in Rise 360 erstellen können), Videos, interaktive Szenarien, Infografiken, schnelle Lernspiele, E-Mail-Newsletter, Texte und Podcasts verwenden. Selbstverständlich können Sie auch jederzeit mehrere Medien miteinander kombinieren.
Allerdings funktioniert nicht jedes Medium in jeder Situation gleich gut. Überlegen Sie also, was die Anforderungen Ihrer Inhalte, Zielgruppe und Verteilungsmethode am besten erfüllt, und treffen Sie so Ihre Wahl.
Wie kann ich die Micro-Learning-Nachrichten verbreiten, wenn ich ihre Bearbeitung nicht nachverfolgen muss?
Sie haben Ihre Micro-Learning-Einheiten erstellt. Jetzt ist es Zeit, sie Stück für Stück an Ihre Teilnehmer zu senden – indem Sie die Einheiten in Nachrichten einbetten oder zentral bereitstellen und über Links zugänglich machen. Glücklicherweise müssen Sie nicht jede E-Mail an jeden Teilnehmer manuell versenden. Nutzen Sie die folgenden Werkzeuge für eine schnelle und einfache Zustellung:
- Automatische E-Mail-Dienste (z. B. Mailchimp oder MailerLite): Mit diesen Marketing-Werkzeugen konfigurieren Sie einmalig Ihre Nachrichten und den Zeitplan und lassen dann die Kampagne nach Ihren Vorgaben ablaufen. Oft ist es möglich, die Kampagne individuell an die Teilnehmer anzupassen. So können Sie beispielsweise je nach Rolle des Empfängers leicht unterschiedliche Informationen übermitteln, oder Sie senden ähnliche Inhalte erneut, wenn der Empfänger die letzte Mail nicht geöffnet hat.
- Messenger-Apps (z. B. Slack oder WhatsApp): Wenn alle Mitglieder Ihrer Zielgruppe die gleiche Messenger-App verwenden, können Sie diesen Kanal nutzen, um per Push-Nachricht schnell viele Menschen zu erreichen. Je nach Messenger-App können Automatisierungen und Zapier-Integrationen einen Teil der Terminierungs- und Versandprozesse für Sie übernehmen.
- Mail Merge: Wenn Sie keinerlei Budget haben oder keine externen Werkzeuge verwenden können, hilft Ihnen diese weit verbreitete E-Mail-Funktion weiter. Sie bereiten alle Drip-Nachrichten sowie die Verteilerliste vor, und Mail Merge übernimmt die mühsame Aufgabe, die Mails zu adressieren und zu versenden.
- Massen-SMS-Dienste: Mithilfe dieser Anbieter senden Sie Ihre Micro-Learning-Einheiten per Textnachricht schnell an eine große Anzahl von Personen.
- Soziale Medien: Wenn sich Ihre Kampagne an die breite Öffentlichkeit richtet, ist die Verbreitung der einzelnen Nachrichten über eine Social-Media-Plattform eine kosteneffiziente Option.
Welche Optionen habe ich, wenn ich die Bearbeitung nachverfolgen muss?
Wenn Sie die Bearbeitung durch die Teilnehmer nachverfolgen möchten, schränkt das Ihre Möglichkeiten für die Verbreitung etwas ein.
Sie können die Sache einfach halten und Ihre Micro-Learning-Nachrichten in Ihrem Learning Management System (LMS) bereitstellen. Dann müssen Sie Ihre Teilnehmer lediglich über neue Veröffentlichungen informieren: Registrieren Sie sie automatisch für jede neue Micro-Learning-Einheit, nutzen Sie LMS-Benachrichtigungen zu neuen Inhalten oder senden Sie den Teilnehmern Direktlinks.
Mehr Möglichkeiten haben Sie, wenn Sie xAPI nutzen. Diese E-Learning-Software-Spezifikation versendet, speichert und ruft die Aktivitäts- und Leistungsdaten der Teilnehmer ab, selbst wenn die Aktivität außerhalb eines LMS stattfindet. Wenn Sie xAPI mit einem Learning Record Store (LRS) verknüpfen, erhalten Sie eine flexible Möglichkeit, die Bearbeitung Ihrer Micro-Learning-Nachrichten nachzuverfolgen. Wenn Sie in xAPI weniger versiert sind, werden Sie Ihre Kenntnisse vertiefen oder einen Experten heranziehen müssen, um diese Verbreitungsmethode einzurichten.
Fazit
Die Drip-Kampagne ist eine der vielen Techniken aus dem Marketing, die Sie für den Bereich Wissensvermittlung und Personalentwicklung übernehmen und anpassen können. Der Ansatz kombiniert kurze Micro-Learning-Einheiten mit einem zeitlichen Verlauf und bietet Ihnen so eine Lösung, die selbst in den vollsten Terminkalender passt. Und da Marketing-Experten mit diesem flexiblen Format bereits seit Jahren erfolgreich sind, dürfen Sie zuversichtlich sein, dass dieser Ansatz auch für Ihr Unternehmen und Ihre Teilnehmer Resultate zeigen wird.
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