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So wählen Sie die Erzählperspektive für Ihr E-Learning-Szenario

So wählen Sie die Erzählperspektive für Ihr E-Learning-Szenario
POV in E-Learning-Szenarien

Um einem E-Learning-Kurs Leben einzuhauchen, gibt es kaum ein besseres Mittel als Szenarien. Ein Szenario ist letztlich nichts anderes als eine Geschichte, und Geschichten eigenen sich hervorragend, um Inhalte in unterhaltsamer und eingängiger Weise zu präsentieren.

Szenarnien zu entwerfen ist einer der schönen, kreativen Aspekte der E-Learning-Entwicklung – aber hierfür ist gute Planung im Voraus vonnöten. Ein Punkt, den Sie beim Entwurf Ihres Szenarios bedenken sollten, ist die Frage, wie die Lernenden in das Szenario einbezogen werden sollen, mit anderen Worten: aus welcher Perspektive Sie das Szenario präsentieren. Im E-Learning hat die Perspektive zwei getrennte, aber sich ergänzende Komponenten: die optische Perspektive, aus der Sie die Szenen darstellen, und die sogenannte Erzählperspektive. Diese beiden Komponenten sind eng miteinander verzahnt, denn schließlich sollten die optischen Elemente Ihres Szenarios die Erzählperspektive unterstützen. In diesem Artikel wollen wir uns jedoch ausschließlich um die Erzählperspektive kümmern, also um den sprachlichen Aspekt.

Was versteht man unter der Erzählperspektive?

Die Erzählperspektive ist der Blickwinkel, aus dem Sie die „Geschichte“ des Szenarios erzählen. Wie in anderen Formen des Geschichtenerzählens gibt es auch hier drei grundsätzliche Möglichkeiten: die Erzählung in der ersten Person, der zweiten Person oder der dritten Person. Das äußert sich vor allem in der Verwendung der Personalpronomen, also „ich/wir“, „du/Sie/ihr“ oder „er/sie“.

Erste Person

Die Erzählperspektive der ersten Person bedeutet, dass das Szenario aus dem Blickwinkel des Erzählers bzw. der Hauptperson präsentiert wird. Wenn Sie in Ihrem Szenario „ich“, „mich“ oder „wir“ verwenden, dann schreiben Sie in der ersten Person, z. B. „Diese Erklärung der Erzählperspektive hat mir eingeleuchtet“.

In der Perspektive der ersten Person kann der Erzähler entweder ein allwissender Erzähler sein (die Lernenden erfahren also etwas über die Gedanken, Beweggründe und Gefühle aller Personen des Szenarios gleichermaßen) oder ein personaler Erzähler (von den Figuren des Szenarios erfahren die Lernenden nur das, was diese Figuren sehen bzw. wissen). In beiden Fällen ist es aber der Erzähler, der sich an die Lernenden wendet.

Diese Perspektive eignet sich oft in Fällen, in denen die Lernenden über genügen Wissen verfügen, um für die Figuren des Szenarios als eine Art Berater oder Mentor fungieren zu können. Dieser Ansatz wird noch effektiver, wenn das Szenario verzweigt angelegt ist, die Entscheidungen der Lernenden also einen direkten Einfluss auf den Fortgang der Geschichte haben. Ein Beispiel für ein solches verzweigtes Szenario ist dieses Rise-360-Szenario zum Thema Upselling, in dem die Lernenden nach jeder Entscheidung die Reaktion der Figuren im Szenario beobachten können.

Zweite Person

Die Perspektive der zweiten Person ist die verbreitetste in allen möglichen Formen der einbindenden Erzählung – darunter auch das E-Learning. Denn in dieser Perspektive stehen die Lernenden im Mittelpunkt des Geschehens. Hier spricht der Erzähler die Lernenden direkt an mit Pronomen wie „du“, „Sie“ oder „ihr“, z. B. „Diese Darstellung der Erzählperspektive wird Sie ein gutes Stück voranbringen“.

In Szenarien mit dieser Perspektive lohnt es sich, zu überlegen, wie den Lernenden die Folgen ihrer Entscheidungen präsentiert werden sollen. Um sie möglichst nicht aus der Situation des Szenarios heraus zu reißen, sollten sie die Folgen ihrer Entscheidungen unmittelbar erleben. Hierbei gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten, entweder Sie lassen die Kursteilnehmer zu Beginn einen Avatar wählen, der sie innerhalb des Szenarios repräsentiert, oder Sie setzen grafische Elemente ein, die die Folgen der Entscheidungen visuell darstellen. Beispiele für diese Ansätze finden Sie in diesen drei Szenarien zum Verhalten gegenüber Bären in der Wildbahn, zu Gewalt am Arbeitsplatz und zum Thema Sicherheit am Arbeitsplatz.

Dritte Person

Die dritte Person ist die Perspektive, die in der Belletristik am häufigsten anzutreffen ist. Hier werden „er“ und „sie“  verwendet, z. B.  „Er fand die Erklärungen zum Thema Erzählperspektive sehr hilfreich.“

Wegen der Vertrautheit aus dem Bereich der Belletristik eignet sich diese Perspektive auch gut für E-Learning-Szenarien. Wie bei der ersten Person kann der Erzähler auch hier ein allwissender oder ein personaler sein. In jedem Fall sind die Lernenden in einem solchen Szenario eher Beobachter als Beteiligte an der Geschichte des Szenarios.

Sowohl mit der ersten Person als auch mit der dritten Person haben Sie die Möglichkeit, Objektivität und Beteiligung der Lernenden in ein Gleichgewicht zu bringen. Szenarien in der ersten oder dritten Person können sehr effektiv sein, wenn es um schwere Themen mit einer großen emotionalen oder ethischen Komponente geht. In solchen Fällen kann eine direkte Einbeziehung durch die zweite Person den Lernenden evtl. zu nahegehen.

Ein fantastisches (und umfangreiches) Beispiel für diesen Ansatz ist dieser Rise-360-Kurs zum Thema Ethik in den digitalen Medien (auf Englisch). Die Darstellung der verschiedenen Situationen und ihrer Hintergründe ist hier hochgradig nuanciert und regt bei den Lernenden ein tiefgreifendes Auseinandersetzen mit den kniffligen moralischen Fragen an.

Fazit

Noch einmal zusammengefasst: Ein Szenario mit der Erzählperspektive der ersten Person ist eines, das aus dem Blickwinkel des Erzählers präsentiert wird; hier werden „ich“ und „wir“ verwendet. In einem Szenario mit der Erzählperspektive der zweiten Person werden die Lernenden mit Pronomen wie „du“ oder „Sie“ direkt angesprochen. Und ein Szenario mit der Erzählperspektive der dritten Person wird aus dem Blickwinkel eines Außenstehenden erzählt und verwendet Pronomen wie „er“ oder „sie“.

Für welche Perspektive auch immer Sie sich entscheiden, bleiben Sie dabei. Denn es wirkt verwirrend, wenn Sie z. B. mitten im Szenario die Ich-Perspektive verlassen und plötzlich die Lernenden direkt ansprechen.

Bei der Erstellung von E-Learning-Szenarien gibt es eine Menge zu bedenken. Zum Glück finden Sie sowohl in diesem Blog E-Learning Einfach Gemacht als auch in unserem englischsprachigen Schwesterblog E-Learning Heroes jede Menge Artikel, Beispiele und Downloads, mit denen Sie sich weiter in dieses Thema vertiefen können. Eine kleine Auswahl haben wir hier für Sie zusammengestellt:

3 Tipps, um realistische Szenarien für Ihre E-Learning-Kurse zu schreiben

5 Möglichkeiten für den Einsatz von Figuren im E-Learning

Aufmerksamkeit im E-Learning – Tipps und Tricks

How to Easily Create Compelling E-Learning Scenarios

 

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