Der Begriff Barrierefreiheit nimmt seit Jahren an Bedeutung zu, im E-Learning ebenso wie in anderen Bereichen des Lebens. Doch was bedeutet er genau?
Ein barrierefreies Angebot – sei es ein Gebäude, ein technisches Gerät oder eben ein E-Learning-Kurs – ist eines, das von allen Menschen genutzt werden kann, von gesunden wie von solchen mit Hör-, Seh-, Lern- oder Bewegungs-Einschränkungen.
In diesem Artikel möchten wir kurz beleuchten, was dieser Ansatz für Sie als E-Learning-Entwickler bedeutet.
So sieht E-Learning normalerweise aus
Stellen wir uns eine Angestellte in einem großen Unternehmen vor: Marie sitzt im Büro an ihrem Schreibtisch vor dem Computerbildschirm. Mit der Maus und der Tastatur meldet sie sich an der Lernplattform ihres Arbeitgebers an und wählt den Kurs aus, an dem sie teilnehmen soll. Sie regelt die Lautstärke etwas hoch, um den Sprecher des Kurses gut zu verstehen. Auf dem Bildschirm werden verschiedene Bilder angezeigt. Ein wenig später werden zu diesen Bildern Fragen in Textform gestellt. Mit der Maus klickt sie auf Antwortmöglichkeiten, ordnet Elemente per Drag-and-Drop einander zu oder gibt über die Tastatur Antworten ein.
Nichts an der hier beschriebenen Szene wirkt bemerkenswert. Doch das ändert sich schlagartig, wenn wir uns vorstellen, dass Marie eine Behinderung hat.
So kann E-Learning auch aussehen
Sagen wir, Marie ist hörgeschädigt. Was würde das bedeuten? Der Kurs wird von einem Sprecher geleitet, aber wie kommt Marie an die Informationen, die sie nicht hören kann? Gibt es Untertitel oder eine Möglichkeit, das Skript mitzulesen? Wenn nicht, sieht sie nur die Bilder auf dem Monitor und verpasst sämtliche Audioinhalte.
Oder nehmen wir an, dass Marie eine Sehschwäche hat. Der Kurs enthält aber Bilder, Texte und grafische Navigationselemente. Kann Marie eine Screenreader-Software nutzen, um sich die schriftlichen Inhalte vorlesen zu lassen? Wenn ja, haben die Bilder Alt-Texte, die der Screenreader vorlesen kann? Und wird Marie die Drag-and-Drop-Aufgabe lösen können, wenn sie die Elemente nicht richtig erkennt?
Anhand dieser kurzen Beispiele wird schnell klar, dass Menschen mit Behinderungen nicht ohne weiteres an E-Learning-Kursen teilnehmen können. Um wirklich barrierefreie Kurse zu erstellen, müssen Sie Lösungen für die oben beschriebenen Probleme und für viele weitere finden. Barrierefreiheit ist ein komplexes Thema, unter das auch Überlegungen zur Schriftgröße, Kontrast- und Farbgestaltung und zum responsiven Design für Mobilgeräte fallen.
Standards für Barrierefreiheit
Um es Entwicklern leichter zu machen, barrierefreie Angebote zu erstellen, wurden in der Vergangenheit Standards entwickelt, an denen man sich orientieren kann.
- WCAG (Web Content Accessibility Guidelines) ist ein Standard für den Bereich Web-Design, dessen Inhalte sich größtenteils auch aufs E-Learning-Design übertragen lassen. Die vollständigen Prinzipien, Richtlinien, Erfolgskriterien und Techniken des WCAG finden Sie auf der Seite des W3C selbst: Richtlinien für barrierefreie Webinhalte (WCAG) 2.0.
- In Deutschland gilt außerdem die Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung, die die Europäische Richtlinie über den barrierefreien Zugang zu den Websites und mobilen Anwendungen öffentlicher Stellen umsetzt.
Diese offiziellen Dokumente sind ein guter erster Schritt, um sich ins Thema Barrierefreiheit einzuarbeiten. Gedanken zur Umsetzung dieser Konzepte im E-Learning finden Sie auf unserem Schwester-Blog E-Learning Heroes:
- Vier Gründe für Barrierefreiheit in E-Learning-Kursen
- 6 Best Practices for Designing Accessible E-Learning
- “But It’s to Code”: Thoughts on Accessibility in E-Learning
Alle Fragen zur Erstellung von barrierefreien Kursen mit Articulate-Software werden hier beantwortet:
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