Die meisten Eltern werden zustimmen, dass Kinder zu erziehen eine ganz schön herausfordernde Aufgabe ist. Vor allem deshalb, weil wir uns ständig auf Neues ein- und umstellen müssen. Wenn der Sohn also z. B. vor einer Mathe-Hausaufgabe wie der Ochs vorm Berg steht, wer sucht dann bei Lehrer Schmidt nach dem passenden Video und versucht den Stoff zu verstehen? Wir Eltern. Und wer zückt Kleber und Schere, wenn die Tochter die Collage fürs morgige Referat noch nicht fertig hat? Wir Eltern.
Aber all die Mühe und Arbeit hat auch ihre guten Seiten, sie kann uns nämlich vor Augen führen, was es braucht, damit Menschen (egal, ob groß oder klein) lernen und wachsen können. Manch eine(r) würde vielleicht so weit gehen, dass wir von unseren Kindern mehr über das Lernen lernen können als von Lehrgängen und Fortbildungen. Unser Team hat 3 lehrreiche Anekdoten für Sie aufbereitet, aus denen wir für unseren Beruf im Instruktionsdesign lernen können.
Lektion 1: Manchmal braucht es ein ganzes Dorf
Der achtjährige Sohn einer Kollegin kam eines Abends zu ihr und beichtete, dass er am nächsten Morgen ein selbstgeschriebenes Lied vortragen sollte. Oh, und im Liedtext mussten alle sechzehn neuen Lernwörter vorkommen!
In heller Panik schickte unsere Kollegin über Social Media einen Hilferuf an ihre Freunde und Kollegen, und zum Glück antworteten einige und halfen ihr und ihrem Sohn tatkräftig, das Lied noch am selben Abend zu schreiben und zu üben.
Was lernen wir daraus?
Wenn wir wegen knapper Fristen in Panik geraten, neigen wir dazu uns im Arbeitszimmer zu verbarrikadieren, bis das Projekt fertig ist. Das ist aber nicht immer die zielführendste Strategie, denn wenn wir allein vor uns hin arbeiten, neigen wir zum Tunnelblick – und dann entstehen nicht selten Kurse, die entweder zu einseitig sind oder die versuchen jede nur erdenkliche Facette des Themas abzudecken.
Ein Netzwerk aus Kolleginnen und Kollegen kann hier wie ein kreativer Katalysator wirken. Einer konzentriert sich aufs Design, der nächste auf die Texte, der dritte auf die Interaktionen usw. So können Sie gleichzeitig fokussierter arbeiten und mehr Bereiche abdecken. Ein enormes Plus für die Produktivität.
Im Instruktionsdesign muss man genau wie als Eltern seinen Frieden damit machen, dass man oft nur reagieren kann. Wie sehr wir uns auch anstrengen, wir können nicht immer auf alles vorbereitet sein. Deshalb ist ein Netzwerk – das sprichwörtliche „Dorf“ – so wichtig, denn Teamwork kann den Unterschied zwischen „gut genug“ und „fantastisch“ machen.
Lektion 2: Einfache Analogien können Augen öffnen
Viele Eltern finden die ständigen Fragen ihrer Kinder und das damit verbundene schier endlose Erklären oft anstrengend. Ein Kollege berichtete von seiner Erfahrung im Auto, als seine Tochter ihn fragte, warum er gerade angehalten habe, um das von rechts kommende Fahrzeug vorbeifahren zu lassen, oder warum er den Blinker gesetzt habe, als er sah, dass weiter vorne gleich ein Parkplatz frei werden würde.
Während er der Sechsjährigen also versuchte die komplizierten Regeln der Straßenverkehrsordnung und der Etikette bei der Parkplatzsuche zu erklären, merkte er, dass er viel zu umständlich erklärte und Begriffe verwendete, die einer Erstklässlerin nichts sagten. Also besann er sich kurz und brach die Probleme auf einzelne greifbarere Konzepte herunter; dabei bemühte er sich Analogien zu Dingen einzusetzen, mit denen seine Kleine etwas anfangen konnte, z. B. das Warten auf den Parkplatz mit dem Anstellen an der Schaukel auf dem Schulhof zu vergleichen. Das verstand sie viel besser.
Was lernen wir daraus?
Wenn Sie es schaffen, Stoff in kleinere Abschnitte zu zerteilen und mit Analogien aus der Lebenswelt der Zielgruppe zu verknüpfen, wird Lernen lebendig. Es geht nicht darum, das Niveau herunterzuschrauben, sondern einen Kontext zu schaffen, in dem neue Informationen effektiv aufgenommen werden können.
Lektion 3: Man muss mit dem arbeiten, was man hat
Der Sohn einer weiteren Kollegin wollte einmal an Halloween als Snackautomat gehen. Die wenigen Kostüme, die sie im Internet fanden, waren ihnen aber deutlich zu teuer. Außerdem sahen sie dem Sohn nicht echt genug aus. Sie hatten ja gar keine wirklichen Snacks drin.
Also setzte sich unsere Kollegin mit ihrem Mann und dem Sohn hin und stellte eine Liste aus Anforderungen zusammen, die das Kostüm erfüllen musste. Wie groß sollte es sein? Was sollte es können? Wie könnte man es basteln, ohne ein Vermögen auszugeben?
Als sie die Grundzüge beisammenhatten, gingen sie in den Keller und ließen ihrer Fantasie freien Lauf. Ein Umzugskarton wurde zum Automaten, das Innere wurde mit Duschvorhangringen, Kabelbindern und ein paar billigen LED-Lichtern gepimpt. Und dann jede Menge Panzerband, um dem Ganzen Struktur und Halt zu geben.
Als die Familie fertig war, hatte Junior nicht nur ein umwerfendes Kostüm bekommen, sondern auch noch eine wertvolle praktische Lernerfahrung gemacht.
Was lernen wir daraus?
Diese Anekdote zeigt, dass mit dem zu arbeiten, was man hat, nicht bedeutet, dass ein schlechtes Ergebnis herauskommen muss. Denken Sie daran, wenn Sie Ihre Kursoptionen abwägen, dass das, was Sie bereits haben, sehr wohl reichen kann. Es muss nicht immer das Neueste, Teuerste oder Größte sein, wenn etwas Einfacheres zum selben Ergebnis führt. Ausschlaggebend ist weniger, was Ihnen zur Verfügung steht, sondern was Sie daraus machen.
Fazit
Im Leben kommen neue Erkenntnisse und Inspiration oft aus den unerwartetsten Quellen. Wenn Sie Kinder haben, beobachten Sie sie einmal genau und versuchen Sie aus deren Lernmomenten selbst für Ihren Beruf als Instruktionsdesigner*in zu lernen. Viel Erfolg und vor allem Viel Spaß!
Wenn Ihnen dieser Beitrag gefallen hat, abonnieren Sie doch unseren Blognewsletter.