Als Kurs-Designer ist es Ihre Aufgabe, die Lernenden zu motivieren, damit sie tatsächlich lernen. Aber auch die interessantesten Themen können langweilig werden, wenn sie für die Lernenden irrelevant oder langatmig aufbereitet sind. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Lernenden in einen Automatismus verfallen, wenn sie nicht mit den Inhalten interagieren, d. h. sie klicken sich einfach durch, ohne die Inhalte wirklich aufzunehmen und zu lernen.
Hier drei Ansätze, wie Sie durch Interaktionen die Lernenden mehr einbeziehen und motivieren können:
Personalisieren Sie Ihren Kurs mit einem Quiz oder einer Umfrage
Aufzählungen und Bullet-Point-Listen erzeugen bei Ihren Lernenden auf Dauer glasige Augen. Aber ein Mini-Quiz oder eine Umfrage kann ihre Aufmerksamkeit gewinnen und den Kurs für sie relevanter machen.
Angenommen, Sie entwickeln einen Compliance-Kurs über die Internetnutzung im Unternehmen. Compliance-Kurse sind in der Regel recht informationslastig und können schwer durchzuarbeiten sein. Mittlerweile sind die Lernenden für diese Kurse häufig bereits voreingenommen und es ist schwierig, sie zu motivieren.
In der Regel beginnt ein Compliance-Kurs mit einer Aufzählung der Kursziele. Diese Ziele werden normalerweise von der Firma vorgegeben und sind selten aus der Sicht der Lernenden geschrieben. Das Ergebnis ist, dass sie keine oder nur sehr wenig persönliche Bedeutung für den Lernenden haben.
Eine typische erste Seite eines Compliance-Kurses für Internetnutzung könnte beispielsweise so lauten:
In diesem Kurs werden folgende Themen behandelt:
- Unsachgemäßes Online-Verhalten
- Korrekte Verwendung des Internets
- Richtlinien des Unternehmens
Natürlich ist das nicht falsch – die Themen sind klar formuliert. Aber es zeigt den Lernenden nicht, warum sie sich darum kümmern sollten. Es ist unpersönlich und deshalb auch nicht richtig motivierend.
Um diese Seite relevant für die Lernenden werden zu lassen, könnte man ein Beispiel nennen oder sie direkt ansprechen. Nehmen wir unseren Compliance-Kurs zur Internetnutzung. Man könnte ihn beispielsweise so beginnen:
Wussten Sie, dass Ihr persönliches Passwort zu X % unsicher ist? Die häufigsten Probleme oder Risiken tauchen auf, wenn:
- Sie es auf einem Zettel notiert haben, den Sie an Ihrem Arbeitsplatz aufbewahren.
- jemand anderes bei der Erstellung des Passwortes beteiligt war.
- das Passwort leicht zu erraten ist (Geburtstage, Name des Haustiers etc.).
Sie fügen eine persönliche Ebene ein und somit werden die Inhalte auch für die Lernenden relevant.
Aber die Lernenden sind immer noch eher passive Leser als aktive Teilnehmer. Um es noch interessanter zu machen, versuchen Sie, die erste Seite in ein Quiz umzuwandeln, das den Lernenden die Inhalte näherbringt. Für oben genanntes Beispiel könnten Sie etwa fragen: „Was, glauben Sie, sind die häufigsten Probleme oder Risiken beim Umgang mit Ihrem persönlichen Passwort?“ und bieten dann die entsprechenden Antwortmöglichkeiten an.
Dadurch regen Sie die Teilnehmer an, sich mit der Frage zu beschäftigen und die Antworten abzuwägen. Sie sind motivierter, mehr darüber herauszufinden – auch weil die Inhalte sie selbst betreffen.
Respektieren Sie die knappe Zeit der Lernenden
Die häufigsten Beschwerden zu E-Learning drehen sich in der Regel darum, dass die Online-Kurse zu lang oder zu rudimentär oder irrelevant sind. Das kommt daher, weil viele Kurse einfach als statische Seiten aufgebaut sind mit einem Quiz am Ende. Aber was, wenn die Teilnehmer bereits einen Teil der Inhalte wissen? Sie werden trotzdem gezwungen, den Kurs zu absolvieren und zu „lernen“, was sie bereits wissen und verschwenden somit ihre Zeit.
Sie können dieses Problem durch Interaktionen lösen, bei denen die Lernenden nur die Inhalte durcharbeiten müssen, die sie brauchen bzw. noch nicht wissen. Sie können dadurch tiefer eintauchen, aber sie müssen nicht.
Bevor Sie mit der Kursentwicklung beginnen, sollten Sie außerdem prüfen, welche didaktische Methode zu den Inhalten am besten passt.
Wenn Sie beispielsweise die Lernenden über neue Funktionen einer Software informieren sollen, die sie jeden Tag verwenden, wäre eine Software-Simulation eine Möglichkeit, die Informationen aufzubereiten. Aber Software-Simulationen sind nicht immer die beste Option. Statt die Lernenden zu zwingen, eine Software-Simulation von Anfang bis Ende zu absolvieren (auch wenn sie das Meiste bereits wissen), könnten Sie die neuen Funktionen auch anhand einer interaktiven Bildschirmaufnahme zeigen.
Bei der interaktiven Bildschirmaufnahme sind aktive Felder über bestimmte Bereiche des Bildschirms platziert, so dass die Lernenden durch Klicken weitere Informationen erhalten können. Und wenn sie bereits die Funktionen kennen, brauchen sie nicht zu klicken. So können sie den Kurs schneller absolvieren und nur die für sie relevanten Inhalte abrufen.
Fordern Sie die Denkweise Ihrer Lernenden heraus
Interaktionen können auch motivieren, wenn sie unsere Überzeugungen und Meinungen zu provokanten Themen herausfordern. Diese Herausforderungen wecken Interesse – Ihre Teilnehmer denken „Moment mal, das kann doch eigentlich nicht stimmen!“ und werden wissen wollen, wie und warum sie falsch sind.
Das funktioniert wirklich gut in Compliance- und Ethik-Kursen, weil die meisten Lernenden eigentlich den Unterschied zwischen richtig und falsch kennen.
Nehmen wir beispielsweise an, Sie entwickeln ein E-Learning-Modul zum Thema Diebstahl am Arbeitsplatz. Bei diesem Thema haben wahrscheinlich die meisten Mitarbeiter das Gefühl, der Kurs würde ihnen wenig bieten. Aber Sie können sie herausfordern, indem Sie falsche Denkweisen offenlegen. Es herrscht beispielsweise oft die Ansicht, dass Leute mit niedrigerem Bildungsgrad öfter stehlen. Aber Untersuchungen zeigen, dass Menschen mit Hochschulabschlüssen ebenso oft in den Diebstahlstatistiken auftauchen.
So könnte die erste Seite dieses Kurses in etwa so aussehen:
Übrigens: Da Sie mit dieser Seite vor allem das Interesse wecken wollen und es eigentlich nicht relevant ist, wie die Antworten der Teilnehmer ausfallen, sollten Sie sie aus der Gesamtbewertung des Kurses natürlich ausschließen.
Ihre Lernenden werden es zu schätzen wissen, wenn Sie auf ihre Lernbedürfnisse eingegehen. Probieren Sie es aus und teilen Sie Ihre Erfahrungen mit uns.
Vielleicht haben Sie auch noch weitere Ideen, die Lernenden durch Interaktionen zu motivieren – bitte nutzen Sie dazu die Kommentarfunktion unterhalb dieses Blogbeitrags.
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