Beim Erstellen von Compliance-Schulungen werden oftmals Konzepte eingesetzt, die auf unvollständigen oder gar verdrehten Vorstellungen zu den gesetzlichen Vorgaben basieren. Die Folge: Die entsprechenden Kurse sind stark aufgebläht und sehr zeitaufwendig. Um solche Kurse komplett zu absolvieren, muss der Lernende schon sehr viel Geduld und Energie investieren.
Ihr Ziel ist es jedoch, die Compliance-Anforderungen abzudecken und gleichzeitig die vorhandenen Kenntnislücken zu ermitteln. Deshalb sollten Sie gemeinsam mit der Rechtsabteilung ermitteln, wie die tatsächlichen Anforderungen für Compliance-Kurse aussehen. Danach können Sie einen entsprechenden E-Learning-Kurs entwickeln und die entsprechenden Kenntnislücken bei den Lernenden angehen und beseitigen.
In diesem Blogartikel lernen Sie drei einfache Strategien kennen, mit denen Sie diese Ziele realisieren können, ohne die Lernenden mit langatmigen und umfangreichen Kursen zu überfordern oder zu demotivieren.
1. Arbeiten Sie mit einer Eingangsprüfung
Stellen Sie den Wissenstest an den Anfang des Kurses. Gestalten Sie ihn so umfangreich, dass Sie die relevanten Kenntnisse und Fähigkeiten des Lernenden tatsächlich bewerten können. Besteht der Lernende den Test, so kann er direkt zum Kursende springen und ist zertifiziert. Besteht er ihn nicht, so leiten Sie ihn zum Kurs weiter. Dort kann er mit den entsprechenden Lerninhalten seine Kenntnisse auffrischen oder Neues lernen.
Der Test muss nicht zwingend aus einem Quiz mit normalen Multiple-Choice- oder Wahr-/Falsch-Fragen bestehen. Statt mit einem traditionellen Quiz zu arbeiten, können Sie beispielsweise verschiedene Fallstudien oder Szenarien nutzen.
Lassen Sie bei der Gestaltung des Tests und des Kurses Ihrer Fantasie freien Lauf. Sie können mit einem einfachen, linearen oder einem dynamischen, Szenario-basierten Ansatz arbeiten. Es ist egal, welche Variante Sie wählen. Wichtig ist nur, dass Sie so die Möglichkeit haben, den Lernenden über das einfache Lesen und Klicken hinaus in den Test einzubinden.
2. Lassen Sie dem Lernenden die Wahl
Bisher sind wir davon ausgegangen, dass Sie einen Eingangstest verwenden und den Lernenden dann auf Basis seiner Testergebnisse weiterleiten. Ein entsprechender Ansatz ist sehr einfach umzusetzen. Für manche Benutzer kann er jedoch zu einer großen Einstiegshürde werden. Wenn Sie dem Lernenden die Wahl lassen, können Sie dies vermeiden.
Statt einfach zwingend mit dem Eingangstest zu starten, lassen Sie den Lernenden wählen. Teilen Sie ihm mit, dass er den Kurs durcharbeiten und dabei jederzeit am Test teilnehmen kann. Schalten Sie dann den Kurs für den Lernenden frei. So kann er durch den Kurs navigieren und sich die Inhalte ansehen.
Warum ist dieser Ansatz besser? Stellen Sie sich vor, Sie suchen in einer Buchhandlung nach einem E-Learning-Buch. Vermutlich sehen Sie sich bei den angebotenen Büchern jeweils das Inhaltsverzeichnis an. Vielleicht blättern Sie auch noch ein paar Seiten durch. So stellen Sie fest, ob das jeweilige Buch für Sie interessant ist. Wenn Sie eher der visuelle Typ sind, dann sehen Sie sich vielleicht die Abbildungen im Buch an. Wie auch immer Sie vorgehen – Sie bewerten dabei einfach den Nutzen und die Relevanz der Inhalte.
Genau dieses Konzept kann man auch auf E-Learning-Kurse anwenden. Viele Lernende „blättern“ gerne durch die Inhalte des Kurses. So finden sie heraus, worum es in dem Kurs geht. Wenn sie die Kursinhalte sehen können, können sie feststellen, welche Inhalte sie bereits kennen und ob sie den Kurs zum Bestehen des Tests benötigen. Aus genau diesem Grund ist es so wichtig, den Kurs für den Lernenden freizugeben und ihm die Möglichkeit zu bieten, die Inhalte zu erkunden.
Bedenken Sie, dass sich Compliance-Kurse häufig an Benutzer wenden, die die Inhalte bereits kennen. Oftmals müssen die Lernenden ihre Kenntnisse nur noch belegen und zertifiziert werden. Wer als langjähriger Autofahrer in einem anderen Land einen neuen Führerschein machen muss, muss nicht erst ein paar Dutzend Fahrstunden nehmen. Stattdessen nimmt er vermutlich direkt an der Prüfung teil. Besteht er sie, bekommt er den neuen Führerschein. Besteht er sie nicht, nimmt er am entsprechenden Kurs teil.
Mit diesem Ansatz kann der Lernende selbst entscheiden, ob er bereits über die erforderlichen Kenntnisse verfügt. Zusätzlich kann er selbst ermitteln, in welchen Bereichen ihm noch Kenntnisse fehlen, und die entsprechenden Abschnitte durcharbeiten. Und wenn er meint, die Inhalte bereits zu kennen, kann er jederzeit zum Test springen.
3. Teilen Sie die Inhalte in Abschnitte auf
Einige Unternehmen möchten einfach nicht mit Eingangstests arbeiten. Sie verlangen stattdessen einen „normalen Kurs“. In manchen Unternehmen ist man der Ansicht, es schade nicht, wenn die Mitarbeiter bereits bekannte Informationen erneut durcharbeiten. Man glaubt vermutlich, die entsprechenden Inhalte würden sich bei den Lernenden irgendwie „automatisch“ verfestigen.
Außerdem können sich manche Unternehmen schlicht nicht mit einem Ansatz anfreunden, bei dem der Benutzer eigenständig durch den Kurs navigiert und jederzeit am Test teilnehmen kann. Sie möchten einfach nicht, dass die Mitarbeiter den Kurs direkt mit dem Test beenden können. Stattdessen wollen Sie, dass die Mitarbeiter einen klassischen Kurs durcharbeiten. Häufig ist jedoch ein gemischter Ansatz akzeptabel.
Teilen Sie die Kursinhalte in Abschnitte auf. Bieten Sie dem Lernenden zu Beginn eines jeden Abschnitts die Möglichkeit, einen entsprechenden Test durchzuführen oder die Inhalte durchzuarbeiten. Führen Sie nach Beenden aller Abschnitte einen Abschlusstest durch.
So ist es dem Lernenden auch weiterhin möglich, Zeit zu sparen. Wer bestimmte Inhalte bereits kennt, der kann den jeweiligen Abschnitt schnell mit dem Test abschließen. Durch die Aufteilung in Abschnitte können Sie die Einzeltests besser an die jeweiligen Inhalte anpassen. So können Sie die Bereiche erkennen, in denen der Lernende möglicherweise noch Nachholbedarf hat.
Bei einem einzigen Test für den gesamten Kurs kann es beispielsweise vorkommen, dass jemand den Test mit einem Ergebnis von 80 Prozent abschließt und zertifiziert wird. Wenn die falschen 20 Prozent jedoch alle aus einem bestimmten Themenbereich stammen, kann ein solches Ergebnis durchaus problematisch sein. Möglicherweise fehlen dem Lernenden trotz erfolgreicher Zertifizierung entscheidende Kenntnisse.
Die in diesem Blogartikel vorgestellten Tipps können Sie in den meisten Fällen nicht für komplett neue Inhalte nutzen. Wenn es sich jedoch um bereits bekannte Inhalte handelt, beispielsweise jährliche Zertifizierungen oder Auffrischungskurse, können Sie mit den entsprechenden Ansätzen deutlich bessere Kurse gestalten.
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