Als Instructional Designer möchten wir alle großartiges E-Learning schaffen, das wirklich zu unseren Lernenden spricht und ihnen hilft, sich bei ihrer Arbeit zu verbessern. Eine Möglichkeit dazu ist, realistische Szenarien zu verwenden.
Hört sich ziemlich einfach an, aber ein realistisches Szenario zu schreiben erfordert mehr, als ein paar Bilder mit Personen und Sprechblasen auf eine Folie zu werfen. Ein glaubwürdiges Szenario zu erstellen, das Ihre Zielgruppe anspricht, bedarf einiger Überlegungen.
In diesem Artikel konzentriere ich mich auf drei Leitprinzipien für das Schreiben realistischer E-Learning-Szenarien und zeige Ihnen, wie sie in einem Beispiel angewendet werden.
Stellen wir uns also folgende Situation vor: Sie sind Instructional Designer für eine Pharma-Handelsfirma und sollen für die Vertriebsmitarbeiter ein Verkaufstraining für eine neue Produktlinie entwickeln, damit sie sie effektiv an die Kunden verkaufen können.
1. Verwenden Sie realistische Figuren
Figuren sind ein zentraler Bestandteil Ihres Szenarios, daher ist es eine gute Idee, sie im Voraus zu entwickeln. Szenarien beinhalten oft mehrere Figuren, aber versuchen Sie, es so einfach wie möglich zu halten.
Es ist wichtig, dass Sie Ihre Zielgruppe kennen: Entwickeln Sie Figuren, die Ihrem durchschnittlichen Lernenden so nahe wie möglich kommen. Sind die meisten Ihrer Lernenden 20- bis 30-jährige Männer? Dann werden sie sich eher mit einem 25-jährigen Mann als einer 65-jährigen Frau identifizieren können. Sie brauchen keine 10-jährige Biografie der Figur zu entwerfen – ein paar Zeilen kontextueller Hintergrundinformationen sollten genügen.
Für unser Beispiel haben wir eine Figur namens Holger erstellt. “Das ist Holger Meyer. Er arbeitet seit drei Jahren als Sales Manager für die Pharma Handels GmbH. In diesem Modul helfen Sie Holger, die richtigen Argumente für den Kauf unserer neuen Produktlinie zu finden.”
Wir haben außerdem eine zweite Figur, Dr. Tim Singh, erschaffen. “Das ist Dr. Tim Singh. Er hat sich mit der Pharma Handels GmbH in Verbindung gesetzt, um mehr über die neue Produktlinie zu erfahren. Sollte Holger ihn überzeugen, könnte Dr. Singh heute einen großen Einkauf tätigen!” Und damit haben Sie Ihre Figuren und Ihr Szenario vorgestellt und können loslegen.
2. Entwickeln Sie echte Herausforderungen
Ihr nächster Schritt besteht darin, eine möglichst reale Situation zu entwickeln, der Ihre Lernenden gegenüberstehen werden, in der sie die neuen Informationen kennen oder verwenden müssen. Sie möchten, dass diese Situation so realitätsnah wie möglich ist. Daher müssen alle normalen Parameter und Regeln, die im realen Leben gelten, im Szenario angewendet werden.
Zurück zum Beispiel: Das E-Learning-Modul soll Vertriebsmitarbeiter über die neue Produktlinie informieren. Aber wann werden die Mitarbeiter das Wissen anwenden? Nun, sie sollten die Informationen kennen, wenn sie Anrufe oder Anfragen potenzieller Kunden erhalten.
Also erhält Holger einen Anruf von Dr. Singh, in dem er um weitere Informationen über die neue Produktlinie bittet. „Hallo, ich rufe an, um etwas über das neue Produkt zu erfahren, das Sie verkaufen, und wie es meinen Patienten nützen kann.“
Nun kommt der knifflige Teil: Sie müssen eine richtige Antwort sowie mindestens eine oder zwei realistische, aber falsche Alternativen entwickeln. Möglicherweise müssen Sie an dieser Stelle Informationen von Fachexperten (SME) einholen. Beispiele für mögliche Antworten:
Antwort 1: Unabhängige Studien belegen, dass unser neues Produkt Infektionen in fast allen Fällen um 80 % reduziert und Schmerzen lindert. (RICHTIG)
Antwort 2: Unser neues Produkt reduziert Infektionen um mehr als 50 %. Es hilft auch bei Schmerzen. (FALSCH)
In diesem Beispiel ist Antwort 1 korrekt, weil Holger sich auf unabhängige Studien bezogen hat, die die Effizienz des Produkts belegen, und er hat sich auf eine Statistik von 80 % bezogen, eine überzeugende, hohe Zahl. Antwort 2 ist falsch, weil in diesem Fall Holger die unabhängigen Studien (die wichtig sind) nicht erwähnt und weil er einen niedrigen und falschen Prozentsatz angibt. Das ist die Sorte von realistischen, kleinen Details, die Ihre SME wahrscheinlich bereitstellen und validieren können.
3. Zeigen Sie realistische Ergebnisse bzw. Konsequenzen
Sie müssen mögliche Ergebnisse bzw. Konsequenzen der Entscheidungen der Lernenden demonstrieren, die so realitätsnah wie möglich sind. Wenn die Lernenden die Auswirkungen der Entscheidungen sehen können, machen sie einen nachhaltigen Eindruck.
Beispiele für mögliche Ergebnisse für unser Beispiel:
Feedback 1: Sehr gut! Ich bin beeindruckt, dass unabhängige Studien bewiesen haben, dass Ihr Produkt Infektionen reduziert. 80 % sind eine sehr hohe Zahl!
Holger überzeugte den Arzt mit hohen Zahlen und Fakten, die das neue Produkt unterstützen. Das Ergebnis? Holger konnte den Verkauf abschließen.
Feedback 2: Hm … Ich wäre mehr beeindruckt, wenn Sie Informationen haben, die durch Studien gestützt werden. Und Infektionen um 50 % zu reduzieren, ist nicht sehr hoch.
Holger konnte dem Arzt nicht die Zahlen und Fakten geben, die er brauchte, um ihn zu überzeugen. Infolgedessen verlor er den Deal.
Mit solchen Szenarien können Sie Informationen effektiver vermitteln, ihre Relevanz verstärken und testen, ob Ihre Lernenden sie im echten Leben anwenden können.
Dabei müssen Sie nur diese drei einfachen Richtlinien befolgen: Figuren entwickeln, reale Herausforderungen schaffen und die Ergebnisse demonstrieren. In kürzester Zeit haben Sie tolle Szenarien, die wirklich zu den Lernenden sprechen und Ihre Inhalte effektiv vermitteln.
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