Egal, ob man in Ihrem Unternehmen voll auf E-Learning setzt oder es nur als Notlösung betrachtet, „bis wieder Normalität einkehrt“, die Corona-Pandemie zeigt eindrücklich, dass die Schulungsprogramme, die wir entwerfen – insbesondere die Präsenzkomponenten in Blended-Learning-Programmen – flexibel genug geplant sein müssen, um kurzfristig in ein asynchrones Format überführt werden zu können. Viele von Ihnen ringen vielleicht schon mit der Entscheidung, ob eine Präsenzschulung in ein virtuelles Format gebracht oder vollständig in einen E-Learning-Kurs konvertiert werden soll. Mit dieser Entscheidung wollen wir Ihnen heute helfen. Wann ist es sinnvoll einen Präsenzkurs vollständig in einen E-Learning-Kurs zu konvertieren? Und wie stellt man das am besten an?
Beginnen wir mit der ersten Frage. Wann lohnt es sich einen Präsenzkurs komplett in einen E-Learning-Kurs zu konvertieren? Lassen Sie uns dazu das Beispiel einer typischen Einarbeitungsschulung für neue Mitarbeiter betrachten. Ziel einer solchen Schulung ist es, Neulingen im Team alles Nötige über Abläufe, Systeme, Richtlinien und die Unternehmenskultur beizubringen. Eine Präsenzschulung zu diesem Zweck ist sehr kostenintensiv, lässt sich bei dezentral aufgestellten Unternehmen nur schwer realisieren und bedeutet für die Schulungsleiter hohen Aufwand bei der Terminfindung, Planung und Durchführung. Selbst, wenn man die Schulung dann in den virtuellen Raum verlegt, wird dadurch nur eines der vorgenannten Probleme gelöst. Der Aufwand und die Kosten bleiben im Wesentlichen bestehen. Hier kann eine Überführung in einen E-Learning-Kurs sehr sinnvoll sein. Damit lassen sich neben der problemlosen Skalierung nämlich auch die Posten Aufwand und Kosten deutlich senken.
Den Hauptteil dieses Artikels möchten wir aber der zweiten (meist dringenderen) Frage widmen: Wie lässt sich eine Präsenzschulung am besten in einen E-Learning-Kurs konvertieren? Dazu möchten wir Ihnen im Folgenden drei Tipps geben, wobei der Fokus nicht so sehr auf der technischen Umsetzung liegt, sondern darauf, den Kurs so zu gestalten, dass der Stoff selbstständig erlernt werden kann und dass der Kurs spannend, interaktiv und vor allem effektiv ist.
Tipp 1: Auf die Ergebnisse kommt es an
Wenn aus einer Präsenzschulung ein effektiver E-Learning-Kurs werden soll, ist es nicht damit getan, die Materialien zu digitalisieren oder zu virtualisieren. Bevor Sie also Ihre PowerPoint-Folien einfach in ein Autorentool importieren und auf Veröffentlichen klicken, sollten Sie sich Gedanken darüber machen, was die Teilnehmer nach der Absolvierung des Präsenzkurses (oder eines Modules davon) können sollen. Wie sahen die erwarteten Ergebnisse aus? Welche Rolle kam dem Schulungsleiter bei der Erreichung der Ziele zu? Zur Beantwortung dieser Fragen können die Notizen und Unterlagen, die der Schulungsleiter zur Vorbereitung und Durchführung genutzt hat, sehr aufschlussreich sein.
Tipp 2: Schlanker ist besser
Eine der offensichtlichsten Schwierigkeiten bei E-Learning-Kursen ist das Fehlen einer Lehrkraft, die Kontext für die Inhalte und einen roten Faden durch den Stoff bieten kann. Einfach sämtliche Schulungsunterlagen auf Folien zu packen, wird die Lernenden mit großer Wahrscheinlichkeit überfordern. Wer sich überfordert fühlt, tut sich schwer, dem Kurs die nötige Aufmerksamkeit zu schenken, und schaltet irgendwann ganz ab. Die Frage ist also, wie viele Informationen Sie den Kursteilnehmern zumuten können.
Um das für Ihren Fall zu entscheiden, können Sie sich an den folgenden Leitgedanken orientieren:
- Als erstes bietet es sich immer an, den gesamten Stoff des Kurses in zwei Kategorien zu teilen: notwendige Kerninformationen auf der einen Seite und interessante weiterführende Informationen auf der anderen Seite. Der E-Learning-Kurs, den Sie erstellen, sollte sich fast ausschließlich auf die erste Kategorie konzentrieren. Informationen der zweiten Kategorie können über Links, Lektürehinweise und andere Ressourcen vermittelt werden.
- Wenn Sie den Kursinhalt auf diese Weise festgelegt haben, ist es oft hilfreich, eine Kursübersicht zu erstellen, in der die Aufteilung des Stoffs auf Lektionen und die Abfolge der Themen festgelegt wird. So können Sie dafür sorgen, dass der Kurs einen roten Faden bekommt und die Inhalte sinnvoll aufeinander aufbauen.
- Bei den konkreten Inhalten sollten Sie überlegen, wie die ursprüngliche Präsentation umgestaltet und Erklärungen umformuliert werden könnten, um noch prägnanter rüberzukommen. Vergessen Sie nicht, dass einem E-Learning-Kurs der menschliche Faktor fehlt, der in einer Präsenzschulung für Auflockerung und bisweilen sogar Humor sorgen kann. Eine entsprechend entspannte Atmosphäre müssen Sie in einem E-Learning-Kurs allein über einen lockeren, persönlichen Schreibstil erreichen – sowohl für Text als auch für Voiceover-Elemente (falls Sie welche einsetzen).
- Lange Textpassagen sollten in überschaubare Abschnitte unterteilt werden, um sie leichter verdaulich zu machen. Statt eine Folie voller Tipps und Empfehlungen z. B. von einem Sprecher vorlesen zu lassen, könnten Sie sie in eine Registerkarteninteraktion oder eine Akkordeon-Interaktion umwandeln, bei der die Lernenden selbst aktiv werden und sich im eigenen Tempo durch die Informationen klicken können.
Tipp 3: Interaktivität ist das Gebot der Stunde
In einer Präsenzschulung werden wichtige Stoffelemente häufig durch kleine Gruppenarbeiten oder andere Übungsformen vertieft und gefestigt. In diesem Rahmen kann man das neu Gelernte anwenden und erhält meist direkt Rückmeldung von der Lehrkraft. Das alles kann E-Learning leider nicht bieten. Das bedeutet, dass die Aktivitäten einer Präsenzschulung an das digitale Medium angepasst oder ganz neue erstellt werden müssen, um dieselbe didaktische Wirkung zu erzielen.
Ein gutes Beispiel sind kleine Szenen oder Rollenspiele eines Präsenzkurses, in denen die Teilnehmer in einer Dialogsituation die Kommunikation mit Kunden oder Geschäftspartnern üben. Eine analoge Übungsform im Rahmen eines E-Learning-Kurses wäre ein Branching-Szenario oder ein interaktives Video.
Hier sind ein paar weitere Beispiele für die Umsetzung von klassischen Präsenzkursaktivitäten in E-Learning-Interaktionen:
- Eine Entscheidungsfindungsübung wird zur Drag-and-Drop-Interaktion.
- Gruppendiskussionsfragen werden zu Wissenstestfragen.
- Eine Selbstreflexionsübung wird zur Vergleichsübung.
- Und eine Gruppenaktivität zur Gefahrenanalyse wird zum interaktiven Video oder zur spielerischen Interaktion mit klickbaren Hotspots auf Bildern.
Fazit
Nur weil Sie die didaktische Methode wechseln, bedeutet das weder, dass Sie Abstriche beim Lernerfolg machen oder Wochen oder gar Monate in die Konvertierung des Kurses stecken müssen. Zumal jetzt wahrscheinlich nicht die beste Zeit ist, bei der Kurserstellung Perfektionismus an den Tag zu legen. Betrachten Sie die gegenwärtige Situation eher als ausgedehntes Pilotprojekt – eine Gelegenheit, die akuten Geschäftsinteressen zu befriedigen und langfristig Optimierung einzuplanen.
Es sind schwierige Zeiten, keine Frage. Zum Glück finden Sie bei Articulate an vielen Stellen Hilfe und Unterstützung, z. B. in den kostenlosen Downloads gleich hier auf dem Blog „E-Learning Einfach Gemacht“ oder in einer der vielen Content-Library-360-Vorlagen, mit denen Sie sich viel Aufwand ersparen können. Wir hoffen, Ihnen und Ihrem Team mit diesen Tipps den Übergang von klassischen Schulungen zum E-Learning ein wenig leichter gemacht zu haben.
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