Nachzuweisen, dass jemand einen Online-Kurs besucht hat, ist ziemlich einfach. Kennzahlen wie besuchte Seiten, abgeschlossene Kurse und absolvierte Tests zeigen das eindeutig. Um aber zu erkennen, ob ein Kurs wirklich Mehrwert bietet, müssen Sie hinter diese Zahlen blicken. Sie müssen in Zusammenhang bringen, wie sich die Lernerfahrung des Kurses darauf auswirkt, wie Menschen am Alltag an Probleme herangehen.
Aber wie lässt sich das messen? Das hängt zu einem guten Stück von der Art des Kurses ab. Sehen wir uns also drei Kategorien von E-Learning-Kursen an, und die dazu passenden Kriterien, um ihre Effektivität zu messen.
Typ 1: Ergebnisse verbessern
Diese Art von E-Learning-Kurs soll den Lernenden eine neue Fertigkeit vermitteln oder ihnen Informationen geben, mit denen sie in ihrem Job besser werden. Das macht es einfach, Effektivität zu definieren, und zwar anhand von wohlformulierten, messbaren Lernzielen.
Nachdem Sie den Kurs ausgerollt haben, können Sie Leistungsdaten erheben, um zu messen, wie sehr Ihr Kurs dazu beigetragen hat, die formulierten Lernziele zu erreichen. Welche Daten das sind, hängt davon ab, wie leicht Sie den Einfluss Ihres Kurses von anderen Faktoren trennen können. Hierbei gibt es zwei grundsätzlich Szenarien:
Szenario 1: Der Effekt Ihres Kurses lässt sich leicht isolieren
Sagen wir, Sie erstellen einen Kurs, durch den die Fehlerquote am Fertigungsband um 10 % gesenkt werden soll. Ansonsten ändert sich nichts an den Arbeitsabläufen. Also können Sie mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass Verbesserung nach der Teilnahme am Kurs auf den Kurs selbst zurückgeführt werden können. Um zu beweisen, was Ihr Kurs gebracht hat, brauchen Sie nur die Fehlerquote zu messen und mit der Fehlerquote vor dem Kurs zu vergleichen. Einfacher geht’s nicht.
Szenario 2: Mehrere Faktoren haben einen Einfluss
Stellen Sie sich jetzt vor, Sie sollen einen Kurs bauen, der den Umsatz um 10 % steigert. Oberflächlich betrachtet ließe sich auch das leicht messen, aber in dieser Situation spielen noch viel mehr Dinge eine Rolle – vom Lagerbestand über die Preisgestaltung bis hin zu Aktionen der Konkurrenz. Der Effekt Ihres Kurses lässt sich also nicht so leicht isolieren.
In solchen Fällen können Sie die Effektivität Ihres Kurses immer noch aufzeigen, Sie müssen es nur etwas indirekter angehen:
- Sie können Verbesserungen in enger gefassten Bereichen aufzeigen – wie in der Reduzierung der Fehlerquote in den Umsatzprognosen.
- Sie können einen Zuwachs an Kompetenz durch realistische Szenarien belegen, die die Teilnehmenden nach dem Kurs durchlaufen.
- Sie können dem Kurs einen Eingangstest vorschalten und die Ergebnisse daraus mit denen des Abschlusstests vergleichen.
Wichtig ist hier, eindeutig darzulegen, dass Ihr Kurs nicht einfach Informationen liefert, sondern den Teilnehmenden wirklich etwas bringt und sie besser in ihrem Job werden.
Typ 2: Compliance
Einige E-Learning-Kurse werden entwickelt, um der Compliance genüge zu tragen. Hier reicht es zu beweisen, dass die geforderte Anzahl an Menschen den Kurs erfolgreich absolviert haben.
Aber das ist kein Grund, den Wert des Kurses nicht zu steigern, indem Sie ihn mit konkreten Unternehmenszielen verbinden. Zum Beispiel so:
- Verknüpfen Sie Ihren Kurs mit Leistungskennzahlen. Selbst 08/15-Compliance-Kurse können etwas für Ihr Unternehmen bewirken. Sagen wir, Ihr Unternehmen ist verpflichtet, alle Mitarbeitenden jedes Jahr an einer halbstündigen Schulung zum Thema Phishing teilnehmen zu lassen. Während Sie an dieser Schulung arbeiten, fällt Ihnen auf, dass sich die Inhalte zum Teil mit einer kürzlich gestarteten unternehmensweiten Initiative zur Reduzierung von Datenpannen überschneiden. Wenn Sie die Sache schlau angehen, können Sie mit Ihrem Kurs zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Die Effektivität Ihrer Schulung können Sie dann demonstrieren, indem Sie für den Compliance-Aspekt die Teilnahme- und Absolvierungsdaten erheben und die Anzahl an Phishing-bezogenen Datenpannen vor und nach dem Kurs messen.
- Legen Sie dar, wie viel Geld durch Ihren Kurs gespart werden konnte. Manchmal ist der Hauptnutzen eines Kurses, Kosten zu sparen. Wenn Sie bestehende Compliance-Kurse so verschlanken können, dass sie immer noch die gesetzlichen Vorgaben erfüllen, aber weniger Zeit und Ressourcen binden, haben Sie auch etwas in der Hand, was den Nutzen Ihres Kurses belegt.
Die Messlatte für einen guten Compliance-Kurs ist also vielleicht nicht hoch, aber Sie können sie von sich aus anheben – und Ihrem Unternehmen dadurch echten Mehrwert bieten – wenn Sie den Effekt des Kurses weiter fassen und auch den messen.
Typ 3: Bewusstsein schaffen
Andere Kurse wiederum existieren nur, um Informationen weiterzugeben. Bei diesen Kursen kann es schon reichen, eine bestimmte Anzahl an Aufrufen oder Absolvierungen vorzuweisen, um zu zeigen, dass der Kurs seinen Zweck erfüllt.
Aber selbst bei solchen Kursen können Sie hier und da einen zusätzlichen Mehrwert herauskitzeln. Zum Beispiel:
- Mit CTA zeigen, dass Teilnehmende mitdenken. Wenn der Kurs eine optionale Handlungsaufforderung enthält, z. B. eine Arbeitshilfe herunterzuladen oder sich in eine Mailing-Liste einzutragen, können Sie den Prozentsatz an Teilnehmenden, die diese Handlung ausführen, dazu nutzen, um zu zeigen, dass ein nennenswerter Anteil sich nicht nur stumpf durch den Kurs klickt, sondern tatsächlich bei der Sache ist.
- Die langfristige Wirkung ins Auge fassen. Kurzfristig Bewusstsein für etwas zu schaffen kann langfristig auch dazu führen, dass die Performance steigt. Nehmen Sie z. B. einen Kurs zum Thema persönliche Weiterbildung. Wenn Sie zeigen können, dass Menschen, die den Kurs erfolgreich absolviert haben, mit größerer Wahrscheinlichkeit im vergangenen Jahr befördert wurden, haben Sie bewiesen, dass er einen greifbaren Nutzen gebracht hat, der über das nominelle Ziel hinausgeht. Behalten Sie also Kennzahlen im Auge, die mit Ihrem Kurs im Zusammenhang stehen könnten.
Was Sie für diese Kategorie Kurse mitnehmen sollten, ist, dass sie durchaus mehr leisten können, als nur Menschen mit Informationen zu versorgen. Um diese Leistung sichtbar zu machen, müssen Sie versuchen, in größeren Kontexten zu denken.
Fazit
Vergessen Sie nicht: Es gibt nicht die eine goldene Messmethode, um herauszufinden, ob ein Kurs etwas bewirkt. Das klingt zwar erst mal unpraktisch, ist aber tatsächlich ein Vorteil. Denn es bedeutet, dass Sie nicht immer versuchen, dasselbe statische Ziel zu erreichen, sondern Sie das Maß für die Effektivität Ihres Kurses flexibel an die Art des Kurses und des Lernziels anpassen können. Und wenn Sie das tun, wird es für andere Menschen in Ihrem Unternehmen leichter, den Wert Ihrer Kurse nachzuvollziehen und mit den Problemen und Zielen des Unternehmens in Einklang zu bringen.
Auf unserem Blog und auf E-Learning Heroes haben wir schon mehrere Artikel veröffentlicht, die sich damit befassen, wie Sie als E-Learning-Profi den Wert Ihrer Arbeit greifbarer machen können. Sehen Sie selbst:
- So machen Sie Ihrem Chef klar, welchen Mehrwert E-Learning bringt
- Here’s How to Prove the Value of Training to Your Organization (auf Englisch)
- Eine Kosten-Nutzen-Rechnung von E-Learning
Wenn Sie mehr spannende Artikel rund ums Thema E-Learning lesen möchten, abonnieren Sie doch unseren Blognewsletter.