Das ADDIE-Modell ist vermutlich das bekannteste Konzept für die E-Learning-Projektplanung. Es ist aber beileibe nicht das einzige. Eine beliebte Alternative zu ADDIE ist SAM, das Successive Approximation Model (Modell der sukzessiven Annäherung).
SAM, das von Allen Interactions entwickelt wurde, besteht aus mehreren sich zyklisch wiederholenden kleinen Schritten (oder Iterationen). Dieser Ansatz soll einige der zentralen Herausforderungen im Instruktionsdesign lösen, z. B. die Einhaltung von Fristen und Budgets sowie die Zusammenarbeit mit Experten (SME).
Was also ist SAM? Und wie unterscheidet es sich von ADDIE? Ist das eine besser als das andere? Auf diese und andere Fragen werden wir in diesem Artikel Antworten geben.
Wo liegt der Unterschied zwischen ADDIE und SAM?
ADDIE und SAM sind zwei unterschiedliche Modelle, die aber gewissermaßen die gleiche Sprache sprechen. Um die Unterschiede zwischen ihnen besser zu verstehen, sollten wir uns näher ansehen, wie sie genau funktionieren.
ADDIE
Das Akronym ADDIE steht für Analysis (Analyse), Design (Design), Development (Entwicklung), Implementation (Implementierung) und Evaluation (Auswertung). ADDIE ist ein fließbandartiges, lineares Konzept, bei dem jeder Schritt vom erfolgreichen Abschluss des vorherigen Schrittes abhängt.
In der Sprache des Projektmanagements wird ein Modell wie ADDIE auch als „Wasserfallmodell“ bezeichnet. Die folgende Grafik verdeutlicht das.
Das Modell wird zwar in vielen Unternehmen eingesetzt, laut Kritikern ist der sequenzielle Ansatz aber für viele der Schwierigkeiten verantwortlich, vor denen sich Instruktionsdesigner regelmäßig sehen. Zu diesen Schwierigkeiten gehören:
- Längere Entwicklungszyklen: Hatten Sie auch schon mal den Fall, dass Ihr Projekt in der Entwicklungsphase plötzlich zum Stillstand kam? Nicht selten tauchen noch während der Projektentwicklungsphase neue didaktische oder technische Anforderungen auf, was oft dazu führt, dass Sie vieles wieder von vorn machen müssen.
- Kommunikationsprobleme mit SMEs und Auftraggebern: Egal, wie gründlich wir unsere Designs und deren Funktionsweise erläutern: SMEs und Auftraggeber müssen versuchen, sich vorzustellen, wie der Kurs am Ende aussehen und ablaufen wird. Denn in der Regel liegt eine funktionsfähige Version erst gegen Ende des Entwicklungsprozesses vor – wenn Zeit und Budget knapp werden. Und wenn Sie dann erst feststellen, dass Ihre Vision des Kurses sich doch nicht mit der des Auftraggebers deckt …
- Keine Zeit für Tests: Woran wird zuerst gespart, wenn die Zeit- und Geldbudgets von Projekten erschöpft sind? Meist an der Testphase. Hier lässt sich zwar recht „unauffällig“ Zeit sparen, doch ist das mit nicht unerheblichen Risiken verbunden. Denn wenn der Kurs nicht funktioniert – oder zumindest nicht so, wie gewünscht – ist im besten Fall der Kunde unzufrieden und im schlimmsten Fall der Kurs untauglich.
SAM
Anders als das lineare ADDIE mit seinen fünf aufeinander folgenden Schritten ist SAM ein agiles Konzept, das je nach Projektumfang von „einfach“ (SAM 1) bis „komplex“ (SAM 2) skaliert werden kann, und innerhalb dessen in iterativen Zyklen das Projekt immer wieder analysiert und stückweise weiterentwickelt wird.
Befürworter dieses agilen Ansatzes sehen den Vorteil darin, dass die oben beschriebenen Probleme des ADDIE-Modells ausgehebelt werden können und der Entwicklungsablauf transparenter und zügiger gestaltet werden kann.
SAM 1 eignet sich gut für überschaubare Projekte und kleine Teams. Hier wird in den Schritten Auswertung, Design und Entwicklung so lange iteriert, bis das gewünschte Ergebnis steht.
Bei diesem Ansatz können die Ideen und Vorstellungen aller Beteiligten frühzeitig besprochen, prototypisiert und getestet werden, wodurch Sie schneller zu einem einsetzbaren Produkt gelangen.
Und wenn Ihr Projekt komplexer ist? Dann kommt SAM 2 ins Spiel.
SAM 2 ist eine erweiterte Version von SAM 1. Sie besteht aus acht iterativen Schritten, die über drei Projektphasen verteilt sind: Vorbereitung, iteratives Design und iterative Entwicklung.
Neben den inkrementellen Schritten in den Projektphasen ist das wahrscheinlich wichtigste Merkmal des SAM2-Modells die Vorbereitungsphase, die aus zwei Schritten besteht: der Sammlung von Informationen und einer Besprechung zum Brainstorming und Prototyping, die als „Savvy Start“ bezeichnet wird.
Welches Konzept ist besser – ADDIE oder SAM?
Die Beantwortung der Frage, welches dieser Designmodelle besser für Sie und Ihr Team geeignet ist, hängt davon ab, was Sie erreichen wollen und wie Sie aufgestellt sind.
Bei den SAM-Modellen liegt der Fokus darauf, dass von Anfang an ein iteratives Konzept für die Erstellung des Endprodukts verwendet wird – bei kontinuierlicher Analyse und Verfeinerung der Arbeit während der Produktion.
Viele Instruktionsdesigner arbeiten in Unternehmen, die sich in der Theorie dem Agilitätsprinzip verschrieben haben, in der Praxis aber wenig davon umsetzen. Die Anwendung eines agilen Konzepts wie SAM – oder auch nur die Integration von iterativen Entwicklungspraktiken in bestehende Prozesse – kann sehr schwierig sein, wenn die bestehenden Arbeitsabläufe keine Möglichkeit für schnelles Feedback oder flexible Prozesse bietet. In solchen Fällen kann das Wasserfallmodell von ADDIE die bessere Wahl sein.
ADDIE ist ein seit Jahren etabliertes Modell, weshalb Mitarbeiter und Auftraggeber sich damit vielleicht auch wohler fühlen. Es mag zwar nicht so flexibel sein wie SAM, aber einige Teams haben die grundlegende Wasserfallstruktur um iterative Zwischenschritte erweitert, um so die Vorteile beider Ansätze genießen zu können.
Weitere Lektüre
Egal, welchem Ansatz Sie sich verschreiben möchten – ADDIE, SAM, einer Mischung oder etwas ganz anderem – wir hoffen Ihnen mit diesem Artikel eine solide Grundlage gegeben zu haben, um Ihre Verhältnisse zu analysieren und das Beste für sich herauszuholen. Wir wünschen Ihnen gute Kommunikation, flüssige Prozesse und effektive Ergebnisse.
Wenn Sie noch mehr zum Thema lesen möchten, finden Sie auf unserem Blog noch so einiges:
- Eine Einführung in das ADDIE-Modell für Instruktionsdesigner
- Das PADDIE-Modell im Instruktionsdesign
- Umgang mit schleichender Projekterweiterung bei E-Learning-Projekten
- Artikelsammlung zum E-Learning-Projektmanagement
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