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Interaktive E-Learning-Szenarien – das 3-Komponenten-Modell

Interaktive E-Learning-Szenarien – das 3-Komponenten-Modell

Interaktive verzweigte Szenarien sind eine wahre Bereicherung für E-Learning-Kurse, denn in ihnen werden die Teilnehmenden selbst aktiv und können realistische Situationen aus dem entsprechenden Kontext durchspielen und dabei ohne Risiko verschiedene Ansätze ausprobieren.

Und das Beste: Mit dem richtigen Autorentool können Sie solche Szenarien ganz ohne Programmierkenntnisse quasi im Baukastensystem erstellen.

Das 3-Komponenten-Modell für E-Learning-Szenarien

Das 3-Komponenten-Modell geht zurück auf E-Learning-Profi Tom Kuhlmann, der es bereits Ende der 90er in seiner Funktion als E-Learning-Ausbilder entwickelte, um angehenden E-Learning-Designern etwas an die Hand zu geben, um Szenarien zu planen.

Damals war Kursentwicklung technisch noch deutlich komplizierter als heute, aber bei diesem Modell geht es gar nicht um die konkrete Umsetzung, sondern um die Struktur der Szenarien. Diese lässt sich grob entlang dreier simpler Elemente gliedern:

  • Problem: Am Anfang werden die Lernenden vor ein Problem gestellt, das analysiert, verstanden und bearbeitet werden will.
  • Entscheidung: Anschließend werden mehrere Optionen angeboten, wie auf das Problem reagiert werden kann.
  • Konsequenzen: Und schließlich wird gezeigt, was aus der gewählten Reaktion folgt.

Diese übersichtliche Struktur hilft dabei, den Fokus auf wirksamen Lernerfahrungen zu halten, anstatt sich im Dickicht technischer Details zu verlieren.

Die Struktur eignet sich übrigens ebenso gut für schlichte Wissenstests wie für komplexe Story-basierte Kurse.

Szenariokomplexität strategisch angehen

Die 3-Komponenten-Struktur an sich ist schlicht, lässt sich aber erweitern, um auch komplexere Szenarien zu konstruieren, die mehrere Entscheidungen beinhalten. Diese Entscheidungen können linear aufeinander folgen oder abhängig von früheren Entscheidungen verschachtelt werden, sodass eine Baumstruktur entsteht.

In diesem Beispiel folgen die Entscheidungen linear aufeinander. Die Lernenden absorbieren also Stoff und werden an einer bestimmten Stelle vor eine Situation gestellt, in der sie eine Entscheidung treffen. Nach der Entscheidung werden sie zurück zum linearen Lernpfad geleitet, auf dem sie an einem späteren Punkt vor die nächste Entscheidung gestellt werden usw.

Diese Struktur wirkt auf die Lernenden komplexer, als sie für uns Autoren zu erstellen ist.

Etwas komplizierter wird es für uns Autoren, wenn wir ein Szenario kreieren wollen, in dem je nach der Entscheidung der Lernenden unterschiedliche Inhalte angezeigt werden. Es entsteht eine verzweigte Baumstruktur, in der (in einigen oder allen Fällen) die Komponente „Konsequenz“ durch ein weiteres „Problem“ ersetzt wird, auf das wieder eine Entscheidung folgt usw.
Bei dieser Art Szenario sollten Sie bedenken, dass die Entscheidungen umso nuancierter werden müssen, je komplexer die Verzweigungen werden. Hier werden Sie in der Regel die Unterstützung eines SME brauchen, falls Sie selbst keiner sind.

Mit dieser komplexeren Struktur können Sie realistische Situationen abbilden, wie sie im Arbeitsalltag der Lernenden vorkommen, ohne den Entwicklungsaufwand über Gebühr steigen zu lassen. Und Sie können die Komplexität an Ihre Lernziele und die verfügbaren Ressourcen anpassen.

Interaktivität ist kein Selbstzweck

Ein solches realistisches Szenario zu erstellen, macht Spaß. Da passiert es leicht, dass man sich als Entwickler etwas verrennt. Deshalb ist es so wichtig, das Lernziel immer klar vor Augen zu haben und bei jeder weiteren Verzweigung zu überlegen, ob sie wirklich dem Lernziel dient oder nur schmückendes Beiwerk ist. Das gilt auch ganz grundsätzlich: Hat ein Szenario überhaupt einen didaktischen Mehrwert oder würden schlichtere Methoden ausreichen? Denn dann würde ein Szenario nur unnötig aufhalten, auch wenn es schön interaktiv ist.

Szenarien sind vor allem dann sinnvoll, wenn sie kritische Entscheidungen beinhalten, die realistische Probleme aus dem Arbeitsalltag abbilden. Dabei sollten Sie es vermeiden, allzu offensichtlich richtige Entscheidungsmöglichkeiten einzubauen, denn das führt nur dazu, dass die Lernenden sich einfach durchklicken, ohne wirklich nachdenken zu müssen. Und das ist einfach Zeitverschwendung.

Fazit

Mit dem 3-Komponenten-Modell können Sie selbst komplexe interaktive Szenarien in E-Learning-Kurse einbauen, ohne wirklich programmieren zu können. Am besten fangen Sie damit an, sich wiederverwendbare Vorlagen mit der Problem-Entscheidung-Konsequenz-Struktur zu erstellen. Diese können Sie dann an Ihr jeweiliges Projekt anpassen.
Und vergessen Sie nicht, die Entscheidungen so zu gestalten, dass die Teilnehmenden wirklich über das Gelernte reflektieren müssen, um die beste Wahl zu treffen. Hierbei sind plausible Ablenker enorm wichtig. Und denken Sie daran, die Optik abwechslungsreich genug zu halten, um potenzieller Langeweile vorzubeugen. Und wenn Sie noch zögerlich sind, fangen Sie erst mal mit einfachen Szenarien an und arbeiten sich langsam hoch.