Einen E-Learning-Kurs in mehreren Sprachen zu erstellen bedeutet weit mehr, als nur den Text zu übersetzen – der Kurs muss lokalisiert werden, also inhaltlich und gestalterisch so angepasst werden, dass sich die Teilnehmer in den entsprechenden Ländern möglichst angesprochen fühlen. Die Übersetzung der Texte ist natürlich ein zentrales Element dieses Lokalisierungsprozesses. Die Partner, mit denen Sie hierbei zusammenarbeiten, haben nicht nur einen großen Einfluss auf die endgültige Qualität Ihres mehrsprachigen Kurses, sondern auch auf Ihr Budget und den Zeitplan.
Sie haben im Prinzip zwei Optionen. Entweder Sie beauftragen:
- eine Übersetzungsagentur, die Ihnen in der Regel die Übersetzungen in sämtliche benötigten Sprachen bieten kann; oder
- für jede Sprache einen freiberuflichen Übersetzer, mit denen Sie persönlich zusammenarbeiten.
In diesem Artikel möchten wir das Pro und Contra dieser beiden Optionen beleuchten, um Ihnen eine Entscheidungshilfe für diesen Teil Ihres Projekts zu geben.
Übersetzungsagenturen
Das Praktische an der Zusammenarbeit mit Übersetzungsagenturen ist, dass sie die Abwicklung der Übersetzung leichter machen. Sie bündeln nicht nur die Zusammenarbeit mit verschiedenen Übersetzern, sondern bieten oft noch zusätzliche Dienstleistungen an, z. B.:
- Beauftragung professioneller Sprecher zur Aufnahme von Voiceover-Passagen;
- Rückimport der Übersetzung und der Audio-Elemente in das E-Learning-Autorentool inkl. der nötigen grafischen und technischen Anpassungen.
Wenn Sie die Agentur auch noch mit diesen zusätzlichen Aufgaben betrauen können, bleibt für Sie nur noch übrig, die fertig lokalisierten Kurse zu prüfen. Klingt komfortabel, oder?
Der Nachteil ist allerdings, dass die Kosten oft deutlich höher und die Übersetzungsqualität nicht selten geringer ausfallen. Für die geringere Qualität bei der Zusammenarbeit mit Übersetzungsagenturen gibt es verschiedene Gründe:
- Viele Agenturen setzen maschinelle Übersetzung ein, um Kosten zu sparen. Diese maschinellen Übersetzungen werden dann meist (nicht immer!) von menschlichen Übersetzern Korrektur gelesen. Da letztere dafür aber nicht so gut bezahlt werden, legen sie sich nicht immer so ins Zeug, wie sie es vielleicht für einen Direktkunden tun würden.
- Agenturen vergeben erhaltene Übersetzungsaufträge oft an externe Freiberufler weiter. Als Auftraggeber wissen Sie also nie, ob ein Folgeauftrag von derselben Übersetzerin bearbeitet werden wird; bei großen Aufträgen arbeiten auch oft mehrere Übersetzer an verschiedenen Teilen des Kurses. Das macht es schwer, Terminologie, Stil und Tonfall der Übersetzungen einheitlich zu halten.
- Da Sie nicht direkt mit den Übersetzern zusammenarbeiten, fehlt denen oft der nötige Kontext und die Möglichkeit Rückfragen zu stellen, die es braucht, um wirklich gute Übersetzungen abzuliefern.
- Da Sie die Agentur sowohl für die Übersetzungen als auch für das Projektmanagement bezahlen, kommt bei den Übersetzern selbst deutlich weniger von dem Geld an, das Sie bezahlen. Für die Übersetzer sind Agenturaufträge weniger lukrativ als Aufträge von Direktkunden, sie können sich also genötigt fühlen, sich für Agenturaufträge weniger Zeit zu nehmen, was in der Regel zu einer geringeren Qualität führt.
Freiberufliche Übersetzer
Der deutliche Vorteil in der Zusammenarbeit mit freiberuflichen Übersetzern ist die meist höhere Qualität der gelieferten Arbeit. Dafür gibt es einige Gründe:
- Da Sie direkt mit den Übersetzern zusammenarbeiten, können sie bei Bedarf Rückfragen stellen und Referenzmaterial anfordern, was ihnen mehr Kontext bietet. Das bedeutet am Ende immer eine höhere Übersetzungsqualität.
- In der Regel verdienen Übersetzer mehr, wenn sie direkt für den Kunden anstatt für eine Agentur arbeiten, sind also deutlich motivierter, die nötige Zeit und Mühe in die Arbeit zu stecken, um auch das letzte Detail perfekt zu machen.
- Freiberufliche Übersetzer sind auf Folgeaufträge angewiesen, geben sich also oft mehr Mühe, die Kundenbeziehung zu pflegen und hervorragenden Service zu bieten.
Hinzu kommt, dass, obwohl die Freiberufler mehr am Auftrag verdienen, Sie unterm Strich trotzdem WENIGER für die Übersetzung bezahlen. Das liegt ganz schlicht daran, dass ein Freiberufler im Vergleich zu einer Agentur weniger Betriebskosten abdecken muss, die über das reine Übersetzungshonorar hinausgehen.
Die Zusammenarbeit mit Freiberuflern hat allerdings auch ihre Nachteile. Zum einen kostet die Suche, Beauftragung und Zusammenarbeit mit Freiberuflern mehr Zeit im Vergleich zu einer Agentur. Wenn die Übersetzer keine weiteren Dienstleistungen wie Voiceover-Aufnahmen anbieten, kann das noch mehr Aufwand für Sie und Ihr Team bedeuten. Dieser Unterschied im Aufwand wächst natürlich proportional zur Anzahl an Sprachen, in die Sie den Kurs übersetzen lassen möchten. Wenn Sie also viele Sprachen abdecken möchten, kann eine Zusammenarbeit mit einer Übersetzungsagentur sinnvoller sein.
Fazit
Auf die Frage nach dem sinnvollsten Partner für die Übersetzung Ihres E-Learning-Kursen gibt es keine einfache Antwort. Die Entscheidung hängt von mehreren Faktoren wie der Anzahl an Sprachen, dem Budget, der Frist und nicht zuletzt den Qualitätsanforderungen ab.
In der folgenden Tabelle haben wir die Vor- und Nachteile noch mal für Sie zusammengefasst:
Pro | Contra | |
Übersetzungs-agenturen |
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Freiberufliche Übersetzer |
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