Wenn Sie viel Arbeit in einen E-Learning-Kurs gesteckt haben, dann möchten Sie ihn natürlich möglichst lange mit den nötigen Updates „am Leben erhalten“. Manchmal müssen Sie dazu auch nur ein paar Formulierungen anpassen oder das neue Unternehmenslogo einfügen. In anderen Fällen wäre aber so Vieles zu ändern, dass es schneller wäre, einen komplett neuen Kurs zu erstellen.
In diesem Artikel stellen wir sechs Fragen, mit denen Sie ermitteln können, ob es sich lohnt, einem alten E-Learning-Kurs neues Leben einzuhauchen.
1. Haben Sie die Quelldateien?
Als Allererstes müssen Sie herausfinden, ob Sie die Quelldateien, aus denen der Kurs erstellt wurde, haben oder unkompliziert von jemandem bekommen können. Wenn Sie nicht an die Dateien kommen, der Kurs aber überarbeitet werden muss, bleibt Ihnen keine andere Wahl, als ihn von Grund auf neu zu bauen.
Einen Kurs komplett neu aufzusetzen, nur weil ein paar Änderungen nötig sind, ist natürlich nervig, aber wenn Sie die Gelegenheit ergreifen, Ihre Dateiablagepraxis zu überdenken, dann wird Ihnen der Zusatzaufwand bei späteren Projekten vielleicht erspart bleiben. Tipps zu diesem und ähnlichen Punkten finden Sie in unserem Artikel 7 Tipps für E-Learning-Projekte mit großen Teams.
2. Erreicht der Kurs die gesetzten Ziele?
Eine Softwareschulung, auf die Vertriebsmitarbeiter täglich zugreifen, ist ohne Frage unternehmenskritisch. Sie komplett neu aufzusetzen, ist vermutlich keine gute Idee. Denn das kann dauern, und einzelne Updates müssen wahrscheinlich umgehend eingefügt werden. Hier können inkrementelle Aktualisierungen gut funktionieren.
3. Funktioniert der Kurs noch?
Wenn der Kurs schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, ist es nicht unwahrscheinlich, dass einzelne Teile technisch nicht mehr funktionieren, z. B. wenn sie auf externe Websites oder andere Ressourcen verlinken, die nicht mehr online sind. Manchmal funktioniert auch der ganze Kurs nicht mehr, z. B. wenn er vor 2020 in Flash programmiert wurde. Vielleicht wurde damals auch nicht auf Barrierefreiheit geachtet, weshalb Tastaturnavigation komplett unmöglich ist.
Wenn nur ein paar Links aktualisiert werden müssen oder Sie einen alten Flash-Kurs einfach im HTML5-Format neu veröffentlichen können, sind Sie mit der Modernisierungsarbeit schnell durch. Wenn er aber aus anderen Gründen nicht mehr geladen wird oder die Menge an zu ersetzenden Links und Inhalten einen gewissen Schwellwert übersteigt, sind Sie vermutlich besser beraten, den Kurs neu aufzusetzen.
4. Wie viel vom Inhalt muss geändert werden?
Wenn nur Namen oder Daten (Unternehmen, Marken, Produkte) aktualisiert werden müssen, lassen sie sich in der Regel schnell und einfach suchen und ersetzen. Wenn die Unterschiede aber weitreichender sind, z. B. wenn sie die gesamte Unternehmensstruktur oder Markenausrichtung betreffen, oder der Kurs ein sehr dynamisches Thema behandelt, das schnell veraltet – wie die Corona-Sicherheitsvorschriften, macht ein Neuanfang vermutlich weniger Arbeit als eine Aktualisierung.
5. Wie stark muss die Optik aufpoliert werden?
Trends im Grafikdesign und Layout kommen und gehen. Oft finden diese Verschiebungen so allmählich statt, dass man sie gar nicht wahrnimmt, bis man einen Kurs anguckt, den man vor ein paar Jahren erstellt hat, und sich denkt: „Oh, das sieht aber alt aus.“
Farben, Schriftarten und Unternehmenslogos lassen sich schnell modernisieren, manchmal sind aber auch Änderungen nötig, die so tiefgreifend und umfangreich sind, dass es weniger Aufwand wäre, den Kurs neu zu erstellen.
6. Wie viel Zeit haben Sie?
Unterm Strich hängt die Entscheidung, ob Sie einen E-Learning-Kurs aktualisieren oder neu aufsetzen, schlicht davon ab, was mit wie viel Aufwand verbunden ist. Einen umfangreichen Kurs mit komplizierter Navigation und veralteter Optik zu retten, dauert oft länger, als einen neuen zu erstellen. Ein Neustart kann kreative Energien freisetzen, und – auch nicht ganz unwichtig – Sie können Ihr Lieblingsautorentool einsetzen.
Auch Fristen können eine Rolle spielen. Wenn Sie zum Beispiel einen Onboarding-Kurs vor sich haben, der eigentlich von Grund auf neu konzipiert werden müsste, aber in zwei Wochen für neue Mitarbeiter zum Einsatz kommen soll, könnte ein Hybridansatz sinnvoll sein: erst mal das gröbste schnell aktualisieren und dann später einen neuen Kurs aufsetzen, wenn mehr Luft ist.
Fazit
Ob es effizienter ist, einen alten Kurs aufzupolieren oder einen neuen zu erstellen, muss von Projekt zu Projekt neu entschieden werden. Perfektion konkurriert hier nicht selten mit Pragmatismus. Wenn der bestehende Kurs inhaltlich, optisch und technisch noch im Wesentlichen auf der Höhe ist, sind vielleicht nur ein paar schnelle Anpassungen nötig. Wenn der Kurs allerdings sehr veraltet ist oder schlichtweg nicht mehr funktioniert, kommen Sie um einen Neubau wohl nicht herum.
In der folgenden Tabelle haben wir noch mal die Argumente zusammengefasst, die für eine Aktualisierung bzw. für einen Neuanfang sprechen:
Anzeichen, die für eine Aktualisierung sprechen. | Anzeichen dafür, einen komplett neuen Kurs zu erstellen. |
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