Sie sind auf der Suche nach Informationen zu technischen Standards für Lernplattformen (LMS – Learning Management System) oder Lerndatenspeichern (LRS – Learning Record Store)? Dann entwickeln Sie vielleicht gerade einen E-Learning-Kurs und wollen sichergehen, dass Ihr Kurs mit einem bestimmten LMS oder LRS kompatibel ist? Oder Sie sind bei der Lektüre oder im Austausch mit Kollegen über kryptische Bezeichnungen wie cmi5 oder SCORM gestolpert und fragen sich, was sich dahinter verbirgt?
Ganz egal, welcher Grund Sie zu diesem Blogartikel gebracht hat – hier finden Sie die Antworten, die Sie suchen. Denn hier geben wir Ihnen eine kurze, verständliche Übersicht zu LMS/LRS-Standards (konkret zu AICC, SCORM, xAPI und cmi5), was sie auszeichnet, was sie unterscheidet und weshalb sie so wichtig sind.
Was sind LMS/LRS-Standards, und warum brauchen wir sie?
Unternehmen setzen LMS/LRS hauptsächlich dazu ein, Daten der E-Learning-Kursteilnehmer (z. B. Testergebnisse oder Absolvierungsquoten) zu erfassen. Nun gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, digitale Daten zwischen zwei Systemen auszutauschen. Und ohne einen Prozess, mit dem beide Systeme klarkommen, könnte Ihr Kurs Daten übermitteln, die das LMS/LRS nicht verarbeiten kann. Und genau dazu gibt es die LMS/LRS-Standards.
Jeder dieser Standards (AICC, SCORM, cmi5, xAPI) ist im Prinzip wie eine Sprache, über die sich E-Learning-Kurse mit einem LMS oder LRS verständigen können. Standards bedeuten in diesem Sinne, dass es egal ist, mit welchem Autorentool der Kurs erstellt wurde und mit welchem LMS/LRS gearbeitet wird, die Kommunikation läuft zuverlässig und berechenbar.
Wenn Sie eine schlanke in Ihrem Autorentool integrierte Distributionslösung nutzen (wie Reach 360 mit Storyline 360 und Rise 360), brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen, dann läuft alles automatisch reibungslos. (Wenn Sie bereits ein Abo für Articulate 360 haben und gerne Reach 360 testen würden, können Sie eine Testversion von Reach 360 anfordern. Und wenn Sie weder Reach 360 noch Articulate 360 kennen, aber gerne eine schlanke Lösung zur Erstellung und Distribution von E-Learning-Kursen hätten, können Sie hier ein Probeabo für beide Lösungen abschließen.)
Wenn Sie jedoch mit einem LMS/LRS arbeiten, müssen Sie wissen, welche Standards es unterstützt. In der E-Learning-Welt haben sich (Stand 2023) vier Standards etabliert: AICC, SCORM, xAPI und cmi5. Sehen wir uns diese Standards einzeln an.
AICC
Der Urvater der LMS-Standards AICC (Aviation Industry Computer-based Training Committee) wurde 1988 gegründet, um sicherzustellen, dass Pilotentraining auf verschiedenen computerbasierten Trainingsplattformen erstellt, durchgeführt und bewertet werden kann. Mit der Zeit wurden die Spezifikationen des AICC-Standards auch außerhalb der Luftfahrtbranche übernommen.
Das AICC wurde 2014 aufgrund rückläufiger Mitgliederzahlen und der Konkurrenz anderer LMS-Standards aufgelöst. Obwohl der Standard nicht mehr weiterentwickelt wird, sind Autorentools und LMS, die AICC-konform sind, in den USA immer noch recht häufig. Viele Organisationen haben nützliche Schulungsinhalte, die ursprünglich als AICC veröffentlicht wurden. Daher suchen sie nach LMS-Plattformen, auf denen sie diese Inhalte hosten können, sowie nach Autorentools, mit denen sie diese Inhalte aktualisieren und bearbeiten können.
Bevor sich das AICC auflöste, arbeitete es an einem neuen Standard: cmi5. Diesen beleuchten wir später.
SCORM
SCORM steht für Shareable Content Object Referenzmodell. Dieser LMS-Standard wurde 2001 veröffentlicht. Trotz seines Alters ist es immer noch ein Branchenstandard dafür, wie Kurse strukturiert sein müssen, damit das LMS sie auslesen und Daten über die Teilnehmeraktivitäten erfassen kann. Der SCORM-Standard hat sich in all seinen Iterationen als Katalysator für die breite Einführung von E-Learning erwiesen.
Wie wir jedoch bei AICC gesehen haben, müssen Standards aktiv weiterentwickelt werden, um mit der sich ständig verändernden Landschaft neuer Technologien zum einen und den Herausforderungen, die zum Beispiel mit Cloud Computing und der Verbreitung mobiler Geräte einhergehen, zum anderen Schritt zu halten.
Kritisiert wird SCORM vor allem dafür, dass nur eng begrenzte Daten (Absolvierung, Testergebnisse und Quiz-Interaktionen) erfasst werden. Detailliertere Informationen – z. B. auf welche Links geklickt wurde oder ob Teilnehmer oft an einer bestimmten Stelle des Kurses hängenbleiben – lassen sich nicht erheben. Letztendlich führten diese Einschränkungen dazu, dass ein neuer Standard entwickelt wurde: xAPI.
xAPI
Als xAPI 2013 herauskam, sahen viele es als direkten Ersatz für SCORM. Im Gegensatz zu SCORM, das nur erfasst, wie Teilnehmer mit einem Kurs und einem LMS interagieren, können Entwickler mithilfe von xAPI eine viel breitere Palette von Daten erheben, und das – dank LRS – von ganz unterschiedlichen Plattformen wie Mobile-Apps, Videospielen, VR/AR-Trainingssimulationen oder Unternehmenssystemen wie Talent Management oder Helpdesk-Anwendungen.
So können E-Learning-Entwickler theoretisch fast alles erfassen, was sie wollen, und haben so die Möglichkeit, sehr aussagekräftige Datensammlungen zu erstellen und zu analysieren.
In der Praxis ist es leider nicht immer so einfach zu implementieren, da manuell genau festgelegt werden muss, was wie genau erfasst werden soll. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass bisher noch nicht viele Organisationen außerhalb der Trainingsbranche selbst den Standard übernommen haben oder ihn auch nur kennen.
cmi5
cmi5 mag wie der Name eines Star-Wars-Droiden oder einer Geheimdienstorganisation klingen, es ist aber weitaus weniger exotisch. Cmi5 ist der neueste Standard für LMS, den ADL nach der Auflösung des AICC veröffentlicht hat.
Cmi5 ist quasi xAPI, das um diverse E-Learning-spezifische Regeln erweitert wurde, die Kursautoren den Einsatz des Standards deutlich leichter machen. Wie mit xAPI lassen sich mit cmi5 digitale Lernaktivitäten erfassen, egal wie und wo sie stattfinden, nur müssen sich E-Learning-Entwickler nicht mehr mental verrenken, um alles zum Laufen zu kriegen. Deshalb wird dieser neue Standard von vielen in der Branche als das Beste aus beiden Welten gefeiert.
Fazit
Wenn AICC also veraltet ist, SCORM zu eingeschränkt und xAPI zu umständlich, bedeutet das, dass der cmi5-Standard genau richtig ist? Das kommt auf Ihre Anforderungen an.
Damit Sie den richtigen Standard für Ihr Projekt finden, haben wir in der folgenden Tabelle noch mal alle vier zusammengefasst und einander gegenübergestellt:
Standard | LMS oder LRS? | Anwendungsfall |
AICC | LMS | Ältere E-Learning-Kurse, bei denen nur Grundlegendes erfasst werden muss, z. B. Absolvierung, Testergebnisse und Quiz-Interaktionen. |
SCORM | LMS | E-Learning-Kurse, bei denen nur Grundlegendes erfasst werden muss, z. B. Absolvierung, Testergebnisse und Quiz-Interaktionen. |
xAPI | LMS & LRS | Lernerfahrungen abseits und jenseits von E-Learning-Kursen, bei denen viele Details (über ein LRS) erfasst werden sollen.
Hinweis: xAPI wurde allgemein zur Auswertung digitaler Erfahrungen entwickelt, nicht speziell fürs E-Learning. |
cmi5 | LMS | Lernerfahrungen abseits und jenseits von E-Learning-Kursen, bei denen viele Details (über ein LRS) erfasst werden sollen.
Hinweis: cmi5 enthält Funktionen, die speziell fürs E-Learning entwickelt wurden. |
Wie Sie sehen, hat unsere Branche eine robuste Tradition der Weiterentwicklung von Standards. Seit über 35 Jahren arbeiten Didaktik- und Pädagogik-Experten daran, Unternehmen das Rüstzeug zu geben, mit der modernen Schulungs- und Weiterbildungslandschaft Schritt zu halten.
Dieser Artikel ist nur ein kurzer Überblick über LMS-Standards, aber es gibt noch viel mehr zu lesen. Hier sind ein paar weitere Ressourcen:
- Eine Einführung in Learning Management Systeme
- Was ist ein Lerndatenspeicher (LRS)?
- 4 Situationen, in denen Reach 360 praktischer ist als ein LMS
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