Lernziele sind das Herzstück im Entwicklungsprozess eines E-Learning-Kurses – und das mit Recht. Sie geben die Richtung vor und zeigen, welche Inhalte und Aktivitäten notwendig oder sinnvoll sind. Leider werden die Lerninhalte allzu oft nicht klar genug definiert, was es spätestens bei der Evaluierung schwierig macht zu ermitteln, ob sie auch erfüllt wurden. Damit das nicht passiert, schauen wir uns heute die Bloom’sche Taxonomie an!
Dieses Klassifikationssystem wurde entwickelt, um Trainern und Instruktionsdesignern zu helfen, klare Lernziele zu definieren und dadurch Kurse zu entwickeln, die den Lernenden und ihren Lernbedürfnissen gerecht werden.
Was ist die Bloom’sche Taxonomie?
In ihrer ursprünglichen Arbeit haben Bloom und ein Komitee von Pädagogen drei Kategorien des Lernens identifiziert: kognitiv (Wissen und intellektuelle Fertigkeiten), affektiv (Interessen, Einstellungen und Werteverständnis) und psychomotorisch (physische, manuelle, motorische, sensorische oder technische Fertigkeiten). Häufig wird allerdings ausschließlich von der kognitiven Kategorie gesprochen, wenn es um die Bloom’sche Taxonomie geht.
Der kognitive Bereich ist wiederum in sechs Unterkategorien unterteilt, wovon jede mit Verben bzw. kognitiven Prozessen verknüpft ist, die beschreiben, was die Lernenden können sollten. In den letzten Jahren wurden die Bezeichnungen und die Reihenfolge dieser Kategorien überarbeitet, aber die grundlegende Idee ist die gleiche geblieben.
- Wissen: erkennen, erinnern, aufzählen, benennen, definieren, finden
- Verstehen: interpretieren, veranschaulichen, erklären, zusammenfassen, ableiten, vergleichen
- Anwenden: ausführen, umsetzen, wählen, verallgemeinern
- Analysieren: differenzieren, klassifizieren, zuordnen, unterscheiden
- Kreieren: erzeugen, planen, produzieren, bauen
- Auswerten: überprüfen, kritisch betrachten, bewerten, vergleichen
Mit der Bloom’schen Taxonomie Lernziele formulieren
Wenn Sie die Erwartungen an die zu entwickelnden kognitiven Fähigkeiten der Lernenden und die Lerninhalte des Kurses kennen, können Sie Ihre Lernziele formulieren.
Wie? Kombinieren Sie einfach das Subjekt (die Lernenden), das Verb des kognitiven Prozesses (was die Lernenden wissen/können müssen) und das Objekt (das Wissen, das sie erwerben sollen). Zum Beispiel: Am Ende dieses Kurses sollen die Lernenden in der Lage sein, die drei Kategorien der Bloom’schen Taxonomie zu benennen und zu erklären.
Mit der Bloom’schen Taxonomie Lernaktivitäten erstellen
Als Instruktionsdesigner klare Lernziele formulieren zu können, ist eine unabdingbare Grundlage für ein gutes Kursdesign. Darauf basiert jeder Aspekt der Kursgestaltung – von der Präsentation der Lerninhalte bis hin zu den Aktivitäten, die Sie den Lernenden anbieten. Wenn die Lernenden das Gelernte später in ihrem Arbeitsalltag anwenden sollen, könnten Sie ein Szenario einbauen, in dem sie genau das üben können. Wenn sie einfach nur die Bedeutung von Fachtermini lernen sollen, würde eine Multiple-Choice-Aufgabe besser passen.
Werfen wir also noch einmal einen Blick auf die sechs kognitiven Fähigkeiten und überlegen uns welche Arten von Aktivitäten dazu jeweils passen könnten:
- Wissen: Multiple-Choice-Fragen, bei denen die Lernenden die richtige(n) Antwort(en) aus einer vorgegebenen Liste auswählen
- Verstehen: offene Fragen mit Freitextantwort, bei denen die Lernenden Konzepte erklären, die sie im Kurs kennen gelernt haben
- Anwenden: Szenarien, in denen die Lernenden auf der Grundlage des vermittelten Stoffs Entscheidungen treffen
- Analyse: Zuordnungsaufgaben, bei denen die Lernenden Begriffe oder Konzepte der richtigen Kategorie zuordnen
- Auswerten: Szenarien, in denen die Lernenden angebotene Optionen vergleichen und bewerten
- Kreieren: offene Fragen mit Freitextantwort, bei denen die Lernenden einen Plan entwerfen
Manche Aktivitäten können für mehr als eine Kategorie verwendet werden – das hängt davon ab, wie Sie die Aktivitäten gestalten. Und das ist nur eine kleine Auswahl – es gibt viele weitere Aktivitäten, die Sie für Ihre Lernenden in jeder Kategorie entwerfen können.
Hoffentlich hat Ihnen dieser Artikel einen guten Einblick in die Bloom’sche Taxonomie gegeben und Sie dazu angeregt, diese Prinzipien bei Ihrem nächsten E-Learning-Projekt anzuwenden.
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