In vorhergehenden Blogartikeln habe ich öfters davon gesprochen, E-Learning durch Szenarien interessanter zu gestalten und die Lernenden so mehr zu motivieren. Die Lerninhalte werden darin mit realitätsnahen Situationen verbunden und die Lernenden bekommen idealerweise die Möglichkeit, sich Inhalte aktiv zu holen, anstatt sie passiv zu erleben.
Wie immer liegt für Sie als Instructional Designer und E-Learning-Entwickler die Herausforderung darin, in der Regel mit knapper Zeit und engen Ressourcen zu arbeiten. Es ist viel einfacher, einen informationsbasierten Kurs zu erstellen, als ein Szenario zu entwickeln. Szenarien brauchen mehr Zeit für die Entwicklung und nicht jeder ist ein Hollywood-Drehbuchautor (was letztendlich auch nicht allzu viel heißt, wenn man sich manche Filme anschaut, die heute veröffentlicht werden ;)).
Die gute Nachricht ist, dass es gar nicht so schwierig sein muss, Szenarien zu erstellen. Im heutigen Beitrag biete ich Ihnen ein paar Ideen an, um Ihnen den Einstieg zu erleichtern.
1. Konzentrieren Sie sich auf das gewünschte Ergebnis
Was erwarten Sie von den Lernenden, nachdem sie Ihren Kurs absolviert haben? Woher wissen Sie, dass sie diese Erwartungen erfüllt haben? Oft sind die Lernziele nicht richtig klar, was es natürlich erschwert, ein effektives und relevantes Szenario zu entwickeln. Wenn Sie allerdings genau wissen, was von Ihren Absolventen im Anschluss an den Kurs erwartet wird, können Sie passgenau dafür Szenarien entwickeln. Höchstwahrscheinlich werden sich die Erwartungen nicht nur darauf beschränken, ein paar Fakten abzufragen oder am Ende ein weiteres Zertifikat an der Wand hängen zu haben.
2. Arbeiten Sie mit der Motivation der Lernenden
Die meisten E-Learning-Kurse drehen sich um die Informationen, die vermittelt werden sollen, und nicht darum, wie die Informationen für die Lernenden relevant sind. Dabei werfen wir alles in einen Topf, als ob alle Lerninhalte für alle Lernenden gleichermaßen wichtig sind bzw. alle Lernenden sich auf dem gleichen Kenntnisstand befinden.
Was Sie jedoch herausfinden sollten ist, wie Sie die Informationen und die Lernenden sinnvoll zusammenbringen können. Welche Motivation haben Ihre Lernenden, um den Kurs zu absolvieren? Warum benötigen sie diese Informationen? Was sollen sie damit erreichen? Oder umgekehrt, was verpassen sie ohne? E-Learning-Szenarien ermöglichen es Ihnen, einen Kurs für Hunderte von Teilnehmern zu entwickeln und trotzdem für jeden eine individuelle Lernerfahrung zu ermöglichen.
3. Lassen Sie die Lernenden etwas mit dem neu erlangten Wissen tun
Die meisten Kurse legen den Fokus auf die Vermittlung der Lerninhalte – das Verständnis wird jedoch oft nur rudimentär abgefragt. Wenn es darum geht, die Lernenden zu beurteilen, wird sehr oft auf eine Reihe von einfachen Multiple-Choice- und Richtig-/Falsch-Fragen zurückgegriffen.
Sinnvolle Szenarien, in denen die Lernenden aktiv Entscheidungen treffen müssen, sind dagegen wunderbar in der Lage dabei zu helfen, Lerninhalte auf realitätsnahe Situationen zu übertragen. Und Sie sind besser in der Lage, das tatsächliche Verständnis zu bewerten und Feedback zu geben, um mögliche Lücken zu füllen.
Eine Methode, um Szenarien in einen Kurs zu integrieren ist, zuerst einige Grundinformationen anzubieten und sie dann in Szenario-basierten Aktivitäten anwenden und üben zu lassen.
4. Fordern Sie Ihre Lernenden heraus, ihr Wissen anzuwenden
Für dieses Konzept brauchen Sie die richtige Infrastruktur und eine Anleitung für die Lernenden, damit sie das Szenario lösen können. In diesem Szenario bekommen sie nämlich nicht die Informationen im Voraus, sondern gehen auf Entdeckungsreise. Bei der Entwicklung von solchen Szenarien müssen Sie die Möglichkeiten schaffen, sie zu erforschen und die Informationen zu finden, die sie brauchen, um Fortschritte zu machen und das Szenario erfolgreich zu absolvieren.
5. „Keep it simple“
Szenarien müssen nicht übermäßig kompliziert sein. Vermeiden Sie langwierige Erklärungen und komplizierte Abläufe.
Eine weitere Möglichkeit der Vereinfachung ist, einen Teil der Kursinhalte als Arbeitshilfen oder Spickzettel unter den Kursressourcen anzubieten, die auch nach dem Kurs noch als Hilfen verwendet werden können. Der Vorteil ist, dass Sie zeigen, welche Hilfsmittel wie zum Erreichen der Kursziele eingesetzt werden können und wo sie auch nach dem Kursablauf noch verfügbar sind.
6. Fragen Sie Ihre Lernenden, wie relevant die Kursinhalte für sie sind
Irgendwann im E-Learning-Entwicklungsprozess werden Sie sich mit Ihren Lernenden unterhalten (oder zumindest sollten Sie das!). Fragen Sie sie, wie sie oder wann sie die Inhalte verwenden würden. Aus den Antworten werden Sie viele Ideen für Szenarien in Ihrem Kurs ableiten können.
Möglicherweise möchten Sie ihnen bei der Befragung gar nicht vorab sagen, dass Sie ein Szenario entwerfen, sondern sie einfach frei sprechen lassen. Ansonsten könnte es passieren, dass sie sich verzetteln oder gedanklich alle möglichen Versionen durchspielen, anstatt die offensichtlichste zu nennen, weil sie Ihnen möglichst viele Informationen geben möchten.
Versuchen Sie außerdem gleichzeitig herauszufinden, welchen Unterschied es macht, ob ein erfahrener Mitarbeiter oder ein Anfänger sich die Inhalte aneignen. Gerade von Unerfahrenen können Sie gute Fragen für Ihren Kurs erhalten.
7. Bestätigen Sie, dass die Szenarien auf den Punkt und realistisch sind
Lassen Sie sich für Ihren Kurs sowohl von Ihrem Kunden, den Fachexperten, als auch den Test-Lernenden bestätigen, dass die Inhalte korrekt und verständlich, aber vor allem auch realistisch und angemessen dargestellt werden. Besonders wenn Sie für ein internationales Publikum entwickeln, könnte dies sehr wichtig sein in Bezug auf kulturelle Unterschiede und Gebräuche.
Manchmal kann ein informationsbasierter Kurs alles sein, was Sie brauchen – sozusagen als Ressource anzusehen. Wenn Sie allerdings wirklich versuchen wollen, das Verhalten und die Leistung der Lernenden mit einem E-Learning-Kurse zu ändern, dann sind Szenarien eine sehr gute Methode, dies umzusetzen.
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