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Lernlogistik – Wie der Inhalt zu den Lernenden kommt

Lernlogistik – Wie der Inhalt zu den Lernenden kommt
Lernlogistik
Heute berichtet Gastblogger Severin Neumann aus seiner E-Learning-Praxis: Er leitet die Softwareentwicklung der eLearning AG, die für Unternehmen Lernlogistik bereitstellt, und arbeitet an der Spezifikation des SCORM-Nachfolgers cmi5 mit.
Severin Neumann - eLearning AG

 

“Wie kommt der Inhalt zum Lernenden?” – das ist eine der ältesten Fragen im Bildungsbereich. Die Zahl der Antworten ist mannigfaltig, jedoch möchte ich mich weniger in die philosophische, soziologische und kulturelle Debatte stürzen, sondern technische Lösungen für die digitale Bildung vorstellen und diskutieren. Es geht also darum, wie ein digitaler Inhalt vom Dozierenden auf das Gerät des Lernenden kommt und dessen Ergebnisse wieder zurück.

Option 1 ‐ “Old School”

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Denkt man über das Problem kurz nach, fällt einem schnell eine Antwort ein: Der Lerninhalt wird in ein gängiges Text-, Audio- oder Video-Dateiformat gepackt. Für die Bereitstellung können ein USB-Stick, eine E-Mail, ein gemeinsames Datenlaufwerk oder ein Download auf einer Webseite genutzt werden. Neben der Einfachheit hat diese Lösung zwei weitere Vorteile: Die Integration in bestehende Systeme (z. B. ein Intranet) ist mit einem Download-Link erledigt und die Privatsphäre des Lernenden ist insofern geschützt, da nicht bekannt ist, ob und wie er den Inhalt gelernt hat.

Option 2 ‐ “Vendor Lock-in”

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Leider erfüllt der Old School-Ansatz ein paar Wünsche des Dozierenden, des Lernenden oder des Instructional Designers nicht: Die Inhalte sind nicht interaktiv. Es lässt sich kein Zustand oder Fortschritt speichern. Den Lernerfolg zu evaluieren ist nicht möglich. Diese Anforderungen lassen sich durch das Entwickeln einer (Web)-Applikation erledigen: Ein auf die Lerninhalte zugeschnittenes Programm verwaltet die Lernenden und deren Aktionen und generiert daraus beliebig detaillierte Reports: Welche Videos wurden am meisten angesehen? Wie viele Punkte hat der Lernende erzielt? Welche Lernenden haben den Kurs bestanden?

Schnell ist klar, dass damit zwar die neuen Wünsche erfüllt, aber die Vorteile des Old School-Ansatzes dahin sind: Für jeden einzelnen Lernenden kann ein detailliertes Nutzerprofil erstellt werden und nur durch freiwillig auferlegte Privatsphären-Einstellungen der Applikation lassen sich hier Grenzen setzen. Die Integration in bestehende Systeme ist zwar möglich, erfordert aber das Erstellen von Schnittstellen, auf die sich die Entwickler beider Umgebungen einigen müssen, womit wir aber schon bei der dritten Option sind: Austauschformate für Lerninhalte!

Option 3 ‐ Austauschformate für Lerninhalte

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Wir möchten also unsere Lerninhalte sowohl leicht in eigene Systeme integrieren können, als auch mit Interaktionen, Lernstandsspeicherung und Evaluierung ausstatten. Wie bereits erwähnt, müssen sich Systementwickler und Instructional Designer auf einen Standard einigen, der festlegt, wie die Lerninhalte in das System integriert werden und wie mit dem System kommuniziert wird.

Solche Standards existieren bereits und werden von vielen Systemen unterstützt. Der bekannteste ist das “Sharable Content Object Reference Model“ (SCORM), zu deutsch das “Referenzmodell für teilbare Inhaltsobjekte”. Genau genommen ist SCORM eine Zusammenfassung bestehender Standards: der “IMS Content Packaging Specification”, des “IEEE LTSC Learning Object Meta Data Standard” und der “AICC/CMI Guidelines for Interoperability”.

Was ist SCORM?

Das klingt kompliziert, ist aber in der Anwendung besser nachvollziehbar: Ein SCORM-Inhalt ist ein Zip-Archiv, das HTML-Seiten beinhaltet. Darin befindet sich eine Datei, die dem Learning-Management-System (LMS) mitteilt, welche Sharable Content Objects (Lerneinheiten) es gibt und welche Seite jeweils für den Einstieg aufgerufen werden soll. Das System liest diese Datei ein und erstellt dem Lernenden ein Inhaltsverzeichnis mit Links, durch die er die Lerneinheiten erreicht.

Startet ein Lernender eine Einheit, öffnet sich in seinem Browser die Einstiegsseite. Über die im Kurs angelegten Kommunikationsschnittstellen wird dem LMS mitgeteilt, dass eine Sitzung beginnt und vordefinierte Datenwerte wie Lernstand, Punkte oder Sitzungszeit werden gesammelt und gespeichert.

Autorensysteme, die auf diese durch den Standard festgelegte Vorgehensweise abgestimmt sind, ermöglichen Instructional Designern, Lerninhalte zu erstellen, die dann in jedes SCORM-kompatible Learning-Management-System integrierbar sind. Somit sind die genannten Wünsche erfüllbar: Interaktionen, speicherbare Zustände und Fortschritte, standardisierte Evaluierungen und Schutz der Privatsphäre des Lernenden.

Lernlogistik ist aber noch mehr

Die vorgestellten Optionen sind am Ende jedoch nur eine Teilantwort auf die Frage, wie der Inhalt zu den Lernenden kommt. Außerdem gibt es im Moment viele neue spannende Ansätze, die bekannte Probleme mit SCORM aus der Welt schaffen möchten. So hört man in den letzten Jahren immer mehr über Project TinCan, die Experience API und schließlich cmi5. Dazu aber ein anderes Mal.

Wenn Sie Fragen an Severin haben, können Sie gerne unten den Kommentarbereich nutzen.

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