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Visuelle Gestaltung von lokalisierten E-Learning-Kursen

Visuelle Gestaltung von lokalisierten E-Learning-Kursen

Lokalisierung ist der Prozess, Inhalte für eine bestimmte Kultur zu übersetzen und anzupassen. Sie fragen sich vielleicht, was die visuelle Gestaltung damit zu tun hat. Bedeutet Lokalisierung nicht nur, Texte zu übersetzen? Nicht ganz. Grafikdesign ist einer der komplexesten und am meisten vernachlässigten Aspekte der Lokalisierung. Warum? Weil es keine festen Regeln fürs Lokalisieren von Grafiken gibt.

Wenn Sie die Version Ihres Kurses erstellen, die als Vorlage für alle anderen Sprachen dient (oft als „Masterkurs“ bezeichnet), sollten Sie einige der Grafikdesign-Herausforderungen kennen, die sich durch die Lokalisierung ergeben. In diesem Artikel werfen wir einen Blick darauf, was Sie beim Entwerfen eines zu lokalisierenden Kurses berücksichtigen sollten.

1. Lassen Sie Platz für sprachliche Erweiterungen

In dem Unternehmen, für das ich arbeite, werden alle Inhalte zuerst in Englisch entworfen, bevor sie übersetzt werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die entsprechenden Texte in anderen Sprachen um 20 bis 50 Prozent länger sein können. Wenn Sie beim Entwerfen von Bildschirmlayouts keine Spracherweiterung in Erwägung ziehen, stellen Sie fest, dass nach der Übersetzung des Inhalts überlaufender Text angezeigt wird, der nicht auf den Bildschirm passt oder mit dem Layout überlappt.

Wenn Sie beispielsweise solch eine Seite haben:

Und der Text ins Französische übersetzt wurde, sieht es danach so aus:

Sehen Sie, wie viel Platz der französische Text einnimmt? Wenn die Texte nach der Übersetzung zu lang sind, müssen Sie jede einzelne Seite manuell anpassen. Das kann bedeuten, dass Sie nachträglich die Text- oder Bildgröße bearbeiten oder eine Seite in mehrere Unterseiten aufteilen müssen, um alles unterzubekommen. Das kann unter Umständen viel Zeit in Anspruch nehmen.

Versuchen Sie stattdessen, zusätzlichen Platz um Ihre Textfelder und Schaltflächen herum zu lassen, damit der Text nicht überläuft, wenn er nach der Übersetzung länger ist. Nehmen Sie dieses Layout zum Beispiel:

Sehen Sie den zusätzlichen Platz um die Textfelder herum und wie der Text innerhalb der Schaltflächen nicht bis zum Rand reicht? In der französischen Übersetzung sieht es dann so aus:

Selbst mit dem längeren Text sieht diese Seite immer noch gut aus. Wenn Sie mehr Platz zur Verfügung haben, wird es nicht nur einfacher, Ihre Kurse zu lokalisieren, sondern auch Ihre Original-Masterkurse werden schöner. Niemand mag ein textlastiges Design!

2. Vermeiden Sie es, Text in Bilder einzubetten

Wenn Text in ein Bild eingebettet ist, bedeutet das, dass das Bild und der Text nicht getrennt werden können, da der Text im Bild gespeichert wurde. Hier ist ein Beispiel für ein Bild mit eingebettetem Text:

Wenn man das Bild anklickt, sind Bild und Text nur ein Objekt und der Text kann nicht bearbeitet und insofern auch nicht übersetzt werden.

Viele Autorentools (wie Articulate Storyline) bieten eine „Zur Übersetzung exportieren“-Funktion an, die die Lokalisierung erheblich vereinfacht. Wenn Ihr Text jedoch in ein Bild eingebettet ist, wird er vom Autorentool nicht erkannt und auch nicht zur Übersetzung gesendet.

Aber mit etwas Bildbearbeitung konnte ich diesen Text löschen und ihn dann direkt im Autorentool auf dem Bild einfügen:

Sehen Sie, wie Bild und Textbox jetzt zwei getrennte Objekte sind? Es ist zwar nicht die gleiche Schriftart, aber die neue Schriftart hat ein ähnliches Look & Feel und der Text kann nun lokalisiert werden.

Alternativ können Sie auch den Bildteil mit dem eingebetteten Text ausschneiden und den Text außerhalb des Bildes wie folgt hinzufügen:

3. Verwenden Sie Unicode-Schriftarten

Nicht alle Schriftarten unterstützen Sonderzeichen. Deshalb ist es wichtig, beim Entwerfen eines Kurses, der lokalisiert werden soll, eine Unicode-Schriftart oder eine Schriftart auszuwählen, die eine große Anzahl von Zeichen unterstützt. Wenn Sie eine Schriftart auswählen, die keine Akzente oder Zeichen Ihrer lokalisierten Sprachen beinhaltet, wird dieses Zeichen entweder durch das gleiche Zeichen in einer anderen Schriftart oder sogar durch ein komplett anderes Zeichen oder Symbol ersetzt.

Wenn eines der Zeichen nicht in der gleichen Schriftart wie der Rest ist, sieht es unprofessionell aus. Betrachten Sie zum Beispiel das Zeichen „è“ in diesem Text:

Selbst wenn es nicht rot wäre, würde es immer noch fehl am Platz aussehen. Es ist größer als der Rest der Buchstaben und hat nicht den gleichen handschriftlichen Stil.

Manchmal ersetzt die Schriftart sogar das Sonderzeichen durch ein anderes, nicht verwandtes Zeichen, wie in diesem Beispiel, wo das deutsche „ß“ durch die Buchstaben „fs“ ersetzt wurde:


In diesem Fall verliert das Wort „größer“ an Bedeutung. Wer Deutsch spricht, kann sich zumindest denken, was es bedeutet, aber wer kein Deutsch kann, übersieht es leicht. Und das kann natürlich auch in anderen Sprachen passieren.

Die Auswahl einer Unicode-Schriftart stellt sicher, dass Sie später keine Probleme mit der Schriftart haben. Die meisten Schriftarten listen auf, welche Sprachen sie unterstützen. Überprüfen Sie diese Informationen daher, bevor Sie sich für eine Schriftart entscheiden.

4. Vermeiden Sie länderspezifische Bilder und Symbole

Bilder und Symbole sind oft reich an “kulturellen Untertönen”. Wenn Sie ein unpassendes Bild auswählen, kann es passieren, dass Sie Ihren Lernenden die falsche Botschaft vermitteln.

Damit Ihre Lernenden die Bilder in Ihrem Kurs und den Zusammenhang verstehen, versuchen Sie, die Bilder bei der Auswahl aus deren Sicht zu betrachten. Wenn Sie beispielsweise überlegen, das Bild unten zu wählen, um den Stress einer morgendlichen Fahrt zur Arbeit darzustellen, sollten Sie sich fragen: Spricht dieses Foto eines gelben Taxis in New York meine Lernenden in Indien an? Wie sieht dort der Berufsverkehr aus?

Anstatt diese Illustration von Dollar-Geldscheinen zu verwenden, um Geld darzustellen,

könnten Sie einen Stapel von nicht identifizierbaren Münzen verwenden:

Wenn Sie mit der Zielkultur nicht vertraut sind, holen Sie sich Hilfe von Leuten, die es sind. Bitten Sie sie, sich Ihre Bilder anzusehen und Ihnen sagen, ob etwas nicht „lokal“ ist oder ob es Symbole gibt, die sie nicht verstehen. Grundsätzlich sollten Sie möglichst „neutrale“ Bilder auswählen, damit Sie sie nicht für jede Sprachversion anpassen müssen.

5. Beachten Sie die Unterschiede in der Farbsymbolik

In westlichen Kulturen wird Rot oft verwendet, um „falsch“ oder „verboten“ zu signalisieren, aber in China ist es eine Farbe, die die meisten Menschen mit Glück und Wohlstand verbinden. Die Farbe Grün, mit der bei uns oft „korrekt“ markiert wird, ist in einigen südamerikanischen Kulturen mit dem Tod verbunden. Seien Sie sich also der Bedeutung dieser Farben in den Zielkulturen Ihres Kurses bewusst, damit Sie Ihre Lernenden nicht verwirren oder gar beleidigen.

Wenn Sie einen Kurs entwerfen, der in einem Land lokalisiert wird, in dem sich die Farbbedeutungen deutlich von denen in Ihrem Heimatland unterscheiden, versuchen Sie, Farben zu finden, die in beiden Ländern neutral sind. Sie können auch schriftliche Erklärungen neben korrekten und falschen Antworten einfügen, um mögliche Irritationen zu vermeiden.

6. Wählen Sie Ihre Figuren und Avatare sorgfältig aus

In E-Learning-Szenarien werden Figuren häufig unterstützend verwendet, um den Lernenden zu verdeutlichen, wie sich die gelernten Informationen auf ihre tägliche Arbeit auswirken. Figuren auszuwählen, mit denen sich alle Lernenden identifizieren können, kann eine Herausforderung sein, besonders, wenn Ihr Publikum aus Lernenden aus der ganzen Welt besteht. Eine Möglichkeit, diese Herausforderung zu umgehen, besteht darin, die Lernenden zu Beginn ihres Kurses zu bitten, ihren eigenen Avatar auszuwählen.


(Wenn Sie Storyline zum Erstellen Ihres Kurses verwenden, ist das ganz einfach! Lesen Sie einfach dieses Tutorial.)

Eine andere Möglichkeit ist, viele verschiedene Figuren zu verwenden, sodass jeder Lernende irgendwann während des Kurses vertreten ist.

Worauf Sie ebenfalls achten sollten, sind die Gesten Ihrer ausgewählten Figuren. Bestimmte Gesten sind bei uns völlig harmlos, während sie in anderen Ländern sehr beleidigend sind. Zum Beispiel wird der Daumen hoch oft verwendet, um „gute Arbeit“ zu signalisieren, aber im Nahen Osten kann es sehr offensiv wirken. Stellen Sie also sicher, dass Sie Gesten in den Zielkulturen erforschen, bevor Sie sie in Ihren Kurs aufnehmen.

7. Akzeptieren Sie, dass Anpassungen notwendig sind

Trotz aller angesprochenen Punkte ist es nicht immer möglich, Ihren Masterkurs so zu lokalisieren, dass keine Änderungen am Design und Layout erforderlich sind. Wenn Sie beispielsweise in Sprachen lokalisieren, die von rechts nach links gelesen werden, muss Ihr Design quasi gespiegelt werden. Oder wenn Sie ein Softwaretutorial entwickeln, müssen die Screenshots in der lokalisierten Oberfläche neu erstellt werden.

Es kann leider nicht alles in Ihrem Masterkurs zu 100 Prozent lokalisierungsfreundlich sein. Ziel sollte es jedoch sein, die Lokalisierung Ihres Kurses so einfach wie möglich zu machen. Um das zu erreichen, müssen Sie gegebenenfalls mit regionalen Experten zusammenarbeiten, um Elemente zu identifizieren, die angepasst werden müssen.

Tipp: Wenn Sie auf Dinge stoßen, die für jede Sprache aktualisiert werden müssen, notieren Sie sich diese. So können Sie bei der nächsten Lokalisierung sicherstellen, dass diese Dinge berücksichtigt werden.

Mit diesen Tipps für die Gestaltung Ihres Kurses läuft der Lokalisierungsprozess hoffentlich nicht nur reibungsloser ab, sondern Ihre Lernenden auf der ganzen Welt werden es leichter haben, sich auf Ihre Inhalte zu konzentrieren.

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