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Wann ist Gamification im E-Learning sinnvoll?

Wann ist Gamification im E-Learning sinnvoll?

Auf den ersten Blick scheint Gamification eine einfache Möglichkeit zu sein, E-Learning-Kurse spannender zu gestalten. Einfach ein paar Spielelemente einbauen, z. B. Punkte, Erfolge oder Abzeichen, und schon macht alles mehr Spaß … oder?

Nun, nicht ganz. Mit Gamification können Sie in puncto Motivation eine Menge bewirken, aber wie so Vieles ist auch Gamification kein Allheilmittel. Und wenn sie eingesetzt wird, wo sie nicht passt, können Spaß und Motivation sogar sinken – das Gegenteil von dem, was Sie erreichen wollen.

Deshalb ist es wichtig, schon früh in der Projektplanung auszuloten, ob sich ein Gamification-Ansatz für den konkreten Kurs eignet oder nicht. Dazu müssen Sie zum Glück kein Gamification-Experte sein. Wenn Sie die folgende Liste an Kriterien im Auge behalten, sehen Sie schnell wohin die Entscheidung fallen sollte.

Wann Gamification die richtige Wahl sein könnte

Die Zielgruppe ist bereits motiviert, könnte aber einen kleinen Extraschubs gebrauchen Eines der bekanntesten Beispiele für Gamification im E-Learning ist Duolingo. Diese Sprachlern-App setzt alle möglichen Techniken wie Level, Erfahrungspunkte, Abzeichen und Ranglisten ein, die vor allem darauf abzielen, die Lernenden zu motivieren, jeden Tag an ihren Fremdsprachenkenntnissen weiterzuarbeiten. Doch selbst gut durchdachte Gamification wie diese funktioniert nur, wenn die Zielgruppe eh schon motiviert ist, sich mit dem Stoff zu beschäftigen.

Eine Fremdsprache zu lernen ist schwer und erfordert viel Zeit. Wenn jemand überzeugt davon ist, dass sich der Zeitaufwand lohnt, können Gamification-Elemente dabei helfen, eine Lernroutine aufzubauen und Durststrecken zu überwinden. Wenn das Lernen aber sowieso weit unten auf der Prioritätenliste steht, hilft Gamification auch nicht, es weiter nach oben zu schieben.

Den Aufwand, Gamification einzubauen, heben Sie sich am besten für solche Kurse auf, bei denen Sie wissen, dass die Zielgruppe bereits motiviert ist und nur noch einen kleinen zusätzlichen Schubs gebrauchen könnte.

Ihr Kurs ist eher lang Die Motivation der Zielgruppe ist eine Sache, aber die meisten Gamification-Techniken entfalten ihre Wirkung erst über einen längeren Zeitraum, wenn nach und nach z. B. Erfolge erreicht, Level freigeschaltet oder eine Geschichte weitererzählt wird.

Heißt das, dass jeder lange E-Learning-Kurs ein guter Kandidat für Gamification ist? Nein. Aber es bedeutet, dass Sie mehr und unterschiedlichere Gamification-Techniken sinnvoll einsetzen können, je länger der Kurs ist.

Es gibt naheliegende Gründe, Belohnungen einzubauen, die tatsächlich relevant sind
Einer der stärksten motivierenden Faktoren im Kontext von Gamification sind Belohnungen. Das können externe Belohnungen wie Erfahrungspunkte, Abzeichen oder ein Platz in einer Rangliste sein, aber auch interne Belohnungen wie das erfüllende Gefühl, den nächsten Teil einer Geschichte zu erleben, oder die Befriedigung, eine schwere Herausforderung gemeistert zu haben.

Damit das in Ihrem Kurs auch funktioniert, müssen Sie allerdings wissen, welche Arten von Belohnungen bei Ihrer Zielgruppe funktionieren (und welche nicht). Wenn sich Ihr Kurs zum Beispiel an Vertriebler richtet, die es gewohnt sind, miteinander um Umsatz und Abschlüsse zu konkurrieren, bietet sich vielleicht eine Rangliste an. Wenn die Zielgruppe aber kein Interesse daran hat, sich miteinander zu messen, und mehr Befriedigung aus Kooperation zieht, wird eine Rangliste die Motivation eher senken.

Egal, für welche Arten von Belohnungen Sie sich entscheiden, Sie sollten dafür sorgen, dass sie sich nahtlos in den Ablauf des Kurses einfügen. Wenn Sie ein Belohnungssystem einführen, das sich umständlich oder aufgesetzt anfühlt, stört es mehr, als dass es hilft.

Es gibt Möglichkeiten, echte Entscheidungsmomente einzubauen Vielleicht verbinden Sie Gamification nicht sofort mit dem Stichwort Wirkungsmacht, also dem Konzept, dass die Kursteilnehmer das Gefühl haben, frei Entscheidungen treffen zu können, die relevant sind und echte Konsequenzen haben. Das ist ein zentrales Konzept aus dem Game-Design, das den Teilnehmern das Gefühl gibt, ihr eigener Herr zu sein, sinnvoll mit dem Stoff zu interagieren und es ihnen damit leichter macht, motiviert bis zum Ende des Kurses am Ball zu bleiben.

Wichtig sind hier die Wörter „frei“, „relevant“ und „echte Konsequenzen“. Wie schon bei den Belohnungen funktioniert dieser Ansatz nicht, wenn die Teilnehmer die Entscheidungen als sinnlos, vorgegeben oder irrelevant empfinden. Können sich die Teilnehmer aussuchen, in welcher Reihenfolge sie die Lektionen bearbeiten, oder durch ihre Entscheidungen den Verlauf eines Szenarios beeinflussen? Das wird sich positiv auf ihre Motivation auswirken. Können sie lediglich die Farbe des Kurs-Players bestimmen, hat das kaum motivierende Wirkung.

Der Stoff lässt sich gut in einer Geschichte verpacken Die Stoffvermittlung in eine Geschichte zu verpacken, ist eine weitere bewährte Gamification-Technik – auch wenn viele bei Gamification nicht unbedingt an Geschichten denken. Wenn Sie es schaffen, den Kursinhalt in eine für Ihre Zielgruppe ansprechende Geschichte einzubetten, kann es das den Teilnehmern leichter machen, zu erkennen, welchen Bezug der Stoff zu ihrem Alltag bzw. ihren Arbeitsabläufen hat. Geschichten sind auch gute Vehikel, um Empathie zu erzeugen, eignen sich also für Kurse, in denen Sie die Kursteilnehmer in die Situation anderer Personen hinein versetzen möchten, um einen Sachverhalt klarzumachen. Und unterschätzen Sie auf keinen Fall, wie sehr der schlichte Wunsch, zu erfahren, wie eine Geschichte ausgeht, die Teilnehmer motivieren kann, den Kurs bis zum Ende durchzuziehen.

Natürlich gibt es auch Situationen, in denen der Geschichtenansatz nicht passt. Nehmen Sie zum Beispiel eine Anleitung zum Autoreifenwechsel. Wer einen solchen Kurs nutzt, weiß schon, warum die Informationen darin wichtig sind und wann er sie anwenden kann. Er braucht keine Geschichte über eine Person, die auf der Landstraße rechts ran fahren muss, weil ihr ein Reifen platzt. Er will einfach nur schnell gezeigt kriegen, was er tun muss, um den Reifen zu wechseln. Eine Geschichte würde den Kurs unnötig in die Länge ziehen.

 

Wann Gamification eher nicht so gut passen könnte

Einer der Projektbeteiligten legt schon beim Projektstart gesteigerten Wert auf Gamification Es leuchtet ein, dass Kunden oder Vorgesetzte von der Idee, Gamification in E-Learning-Kursen zu nutzen, begeistert sind. Doch der Ansatz „wir wollen einen Kurs mit Gamification-Elementen“ zäumt gewissermaßen das Pferd von hinten auf und führt mit einiger Wahrscheinlichkeit zu einem Kurs, der sein Ziel verfehlt.

Gamification könnte tatsächlich eine gute Wahl sein, aber zu diesem Entschluss sollten Sie am Ende einer eingehenden Analyse des Projekts kommen und es nicht von vornherein als gegeben setzen.

Der Kurs ist kurz
Es gibt einige wenige Gamification-Techniken, die auch in kurzen Einheiten funktionieren, z. B. ein Fortschrittsbalken, der anzeigt wie viel eines Online-Formulars Sie bereits ausgefüllt haben.

Die allermeisten Techniken würden eine ansonsten kurze Lerneinheit allerdings unnötig überfrachten. Zudem ist es in der Regel sehr zeitaufwendig, Gamification-Elemente einzubauen. Heben Sie sich das also lieber für umfangreiche Kurse auf, in denen sie ihre volle Wirkung entfalten können.

Gamification soll einen problematischen Kurs retten
Gamification wird nicht selten für Kurse ins Spiel gebracht, die nicht richtig bei der Zielgruppe ankommen. Aber einen Kurs, der ohnehin schon mühsam, zu lang oder einfach unpassend für die Zielgruppe ist, mit Gamification weiter aufzublähen ist wie ein Pflaster auf ein gebrochenes Bein zu kleben. Es löst einfach nicht das zugrunde liegende Problem.

Könnte Gamification Teil einer Strategie sein, einen schlechten Kurs aufzubessern? Gut möglich. Damit das funktioniert, müssen Sie aber auch den Kurs selbst überarbeiten, nicht einfach eine Gamification-Spritze setzen und hoffen, dass sich dadurch alles von selbst klärt.

Sie kennen sich mit den konkreten Gamification-Techniken nicht aus (bzw. haben keine Zeit, sich das Wissen anzueignen) Haben Sie schon mal ein Spiel gespielt, das Ihnen keinen Spaß gemacht hat? Herauszufinden, was Anderen Spaß macht, ist nämlich ganz schön schwierig – selbst für professionelle Spieleentwickler.

Gamification effizient einzusetzen, ist eine Fähigkeit, die grundsätzlich jeder E-Learning-Designer lernen kann, aber dazu braucht es Zeit und den nötigen Willen – besonders, um zu verstehen, wie die einzelnen Gamification-Techniken genau funktionieren. Wenn Sie diese Fähigkeit noch nicht haben und auch keine Zeit, sie sich anzueignen, heben Sie sich Gamification lieber für eines Ihrer nächsten Projekte auf.

Sie haben keine Zeit, mehr über die Zielgruppe herauszufinden
Sicher ist Ihnen schon aufgefallen, dass nicht jeder Mensch die gleiche Art von Spielen mag. Was der eine spannend und unterhaltsam findet, kann auf der anderen trocken und langweilig wirken.

Gamification-Techniken gibt es viele. Jede hat ihre eigene Art, Teilnehmer anzusprechen und zu motivieren, aber keine funktioniert gleich gut für alle. Um die richtigen Techniken für die Zielgruppe Ihres E-Learning-Kurses zu finden, müssen Sie wissen, was die Teilnehmer interessiert und motiviert. Wenn Sie die Zielgruppe aber nicht genau genug kennen und nicht die Zeit haben, sie besser kennen zu lernen, gibt es keine Garantie, dass die Gamification-Elemente, die Sie einbauen, auch wirklich zünden.

 

Fazit

Gamification hat das Potenzial, die Teilnehmer Ihrer E-Learning Kurse zu motivieren und zu begeistern, aber auch das Potenzial, sie zu langweilen oder zu überfordern – es hängt alles davon ab, wie Sie sie einsetzen. Mit den Überlegungen aus diesem Artikel fällt es Ihnen hoffentlich leichter, zu entscheiden, wann, wo und für wen Gamification sinnvoll sein kann, und wo nicht. Nach dieser Entscheidung können Sie entweder selbstbewusst weiter arbeiten oder sich nach anderen Optionen umsehen.

Sind Sie nach diesem Artikel zu der Entscheidung gelangt, dass Gamification für Ihren Kurs die richtige Wahl ist? Dann empfehlen wir Ihnen diese Artikel unseres Blogs, die das Thema noch näher beleuchten:

 

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