Wie viele E-Learning-Entwickler bestätigen können, ist das Schreiben von Sprechertext mit viel Arbeit verbunden. Von der Organisation und Überarbeitung des Inhalts bis zur Prüfung und Formatierung, um es leichter aufzeichnen zu können: Es scheint, dass der Großteil der Zeit, die für das Erstellen von Audioinhalten für das E-Learning erforderlich ist, auf das Schreiben des Skripts und dessen Vorbereitung für die Aufnahme fällt – und nicht auf die eigentliche Aufnahme, Bearbeitung oder Synchronisierung der Audiodateien.
Wie lässt sich also der Schreibprozess für ein Sprechertext-Skript optimieren, damit er weniger zeitaufwendig ist? Hier sind einige Tipps und Hinweise, die Ihnen weiterhelfen können.
Bevor Sie mit dem Schreiben beginnen
Ist für Ihr Projekt wirklich Sprechertext erforderlich? Manchmal erwarten Fachexperten und Beteiligte, dass wir Sprechertext zu Kursen hinzufügen, weil sie E-Learning als eine Plattform für erzählte Präsentationen oder animierte Vorträge ansehen. Sprechertext ist jedoch sehr viel effektiver, wenn er unterstützend eingesetzt wird – um Schaubilder auf dem Bildschirm zu erläutern oder zu beschreiben –, als wenn er den Lernenden Wort für Wort vorgelesen wird.
Wie lässt sich herausfinden, welche Art von Audioinhalten Ihr Kurs wirklich benötigt (wenn überhaupt)? Die folgenden Tipps und Ressourcen können Ihnen dabei helfen:
- Entlarven Sie den Mythos des auditiven Lerntyps. Einer der Gründe, der manchmal für das Vorlesen von Bildschirmtexten genannt wird, ist der, dass dadurch die „auditiven Lerntypen” unterstützt werden. Leider ist das Konzept des „auditiven Lerntyps” wissenschaftlich nicht belegt. Sehen Sie sich die in diesem Artikel untersuchte Forschung an: Das Redundanzprinzip: Sollte man Sprechertext auch als Bildschirmtext anzeigen?
- Versetzen Sie die Fachexperten in die Position des Lernenden. Haben Sie Schwierigkeiten, Ihr Unternehmen davon zu überzeugen, dass es nicht effektiv ist, Bildschirmtext vorzulesen? Versuchen Sie, die anderen in die Position des Lernenden zu versetzen, indem Sie sie bitten, einen Kurs mit vorgelesenen Bildschirmtexten mit einer Version desselben Kurses zu vergleichen, der keine Sprechertexte verwendet.
- Schlagen Sie andere Möglichkeiten vor, Audioinhalte zu verwenden. Audio muss nicht immer in Form von Sprechertexten verwendet werden. Beispielsweise kann Hintergrundaudio Ihren Kursen eine besondere Atmosphäre und Stimmung verleihen. Und wenn Sie Audio für ein szenariobasiertes Lernen verwenden, wird das Material für die Lernenden emotional ansprechend.
Weitere Ideen, Audio im E-Learning zu verwenden, finden Sie in diesem Artikel: So setzen Sie Audio sinnvoll in Ihrem E-Learning-Kurs ein.
Beim Schreiben des Skripts
Wenn Sie Ihre Audio-Anforderungen eingeordnet und festgestellt haben, dass Sprechertext erforderlich ist und wenn Sie ein Storyboard oder einen Prototyp für Ihr Projekt erstellt haben, gelangen Sie endlich in die Phase, in der Sie zum Stift (oder zur Tastatur) greifen können. Sie können jetzt damit beginnen, Sprechertext-Skripts zu schreiben. Mit den folgenden Hinweisen wird das zum Kinderspiel:
- Beginnen Sie mit einem Umriss des Inhalts. Ist ein Fachexperte mit langatmigen Inhalten an Ihrem Projekt beteiligt? Anstatt zu versuchen, seinen Inhalt selbst umzuformulieren, oder ihn zu bitten, Informationen zu streichen, die seiner Meinung nach vielleicht wichtig sind, sollten Sie ihn bitten, die wichtigsten Themen zu umreißen. Sie können vorschlagen, dass dieser Fachexperte unter den einzelnen Stichpunkten Anmerkungen oder Kommentare zum Inhalt hinzufügt, der unbedingt enthalten sein muss, oder dass er darlegt, wie ein bestimmtes Thema dazu beitragen wird, die Leistung zu steigern. Das ist nicht nur eine gute Möglichkeit, Fachexperten beim Vereinfachen und Optimieren von Informationen zu helfen, sondern kann auch eine nützliche Strategie dafür sein, um sie von der Denkweise „Lernende müssen wirklich alles wissen” abzubringen.
- Legen Sie den Ton fest, den Sie verwenden möchten, und bleiben Sie dann dabei. Es gibt nichts Schlimmeres als einen Kurs, der unterhaltsam und einladend aussieht, sich jedoch todernst anfühlt und anhört. Wenn Ihr Kurs sich auf ein ernstes, risikobehaftetes Thema bezieht, stellen Sie sicher, dass der Ton Ihrer Aufzeichnung dem angemessen ist. Und wenn Ihr Kurs sich auf ein weniger kritisches oder ein unbeschwerteres Thema bezieht, versuchen Sie, den Ton locker und ungezwungen zu halten.
- Entscheiden Sie, ob Sie aus einer Erzählperspektive der ersten, zweiten oder dritten Person schreiben möchten. Es kann verwirrend sein, dem Verlauf zu folgen, wenn sich die Erzählperspektive ständig ändert. Behalten Sie bei der Arbeit an Ihrem Skript sowohl den Ton ALS AUCH die Erzählperspektive im Hinterkopf und stellen Sie sicher, dass beide konsistent sind.
- Behalten Sie einen unterhaltsamen Schreibstil bei. Niemand hat gerne das Gefühl, ein Lehrbuch zu lesen oder von einem Roboter vorgelesen zu bekommen. Verwenden Sie erzählende Wörter und Ausdrücke, damit das Ergebnis unterhaltsamer wird. Verwenden Sie Kontraktionen, damit es nicht zu formell oder gekünstelt wirkt. Und lesen Sie diesen Artikel, um weitere Tipps für das Schreiben zu erhalten: Mit 10 Tipps ein besserer E-Learning-Designer werden.
- Kommen Sie schnell auf den Punkt. Eine der Schwierigkeiten beim Optimieren des Inhalts ist der Wunsch, alles zu erklären. Beim Schreiben eines Skripts sollten Sie besser auf den Punkt kommen. Denn wenn Sie jemandem beim Sprechen zuhören, möchten Sie möglicherweise einfach abschalten. Als gute Faustregel gilt: ein Kerngedanke pro Satz oder ein großer Gedanke pro Folie oder Seite.
- Nennen Sie nichts Offensichtliches. Eine sehr einfache Möglichkeit, ein Sprechertext-Skript zu optimieren, besteht darin, keine Tatsachen zu wiederholen, die offensichtlich sind. Wiederholen Sie beispielsweise nicht auf jeder einzelnen Bildschirmseite die Aufforderung „Zum Fortfahren auf die blinkende Schaltfläche ‚Weiter‘ klicken”. Weisen Sie die Lernenden stattdessen einmal zu Beginn darauf hin und verwenden Sie anschließend optische Hinweise.
- Vergessen Sie die Überleitungen nicht. Überleitungen helfen den Lernenden zu erkennen, wie alle Punkte miteinander verknüpft sind, wenn sie von einem Gedanken, Kapitel oder Thema zu einem anderen übergehen. Ein Beispiel für eine gebräuchliche Überleitung beim E-Learning lautet in etwa: „Jetzt, da Sie X besser verstehen, lassen Sie uns untersuchen, inwiefern X für Y gilt.”
- Weisen Sie auf Bildschirmtext hin, der gelesen werden muss. Einige Kurse, wie beispielsweise bestimmte Arten von Compliance-Schulungen, erfordern möglicherweise sehr viel Bildschirmtext. Anstatt den gesamten Text zum Skript hinzuzufügen, erwähnen Sie den Bildschirmtext einfach im Skript und bitten die Lernenden, ihn selbst zu lesen. Sie können ihnen auch anbieten, ein Transkript herunterzuladen oder sich eine Audioversion des Skripts anzuhören, um sicherzustellen, dass die Informationen zugänglich sind.
- Beachten Sie das Verhältnis 100 zu 1. Beachten Sie beim Schreiben und Bearbeiten Ihres Skripts, dass 100 Wörter ungefähr einer Minute Sprechertext entsprechen.
Beim Vorbereiten Ihres Skripts für die Aufnahme
Sie haben alle Details berücksichtigt. Aber ist Ihr Skript wirklich bereit für die Aufnahme? Im Folgenden finden Sie einige Tipps für das Vorbereiten des Skripts, damit die Übergabe reibungslos verläuft – und gute Ergebnisse erzielt werden.
- Nehmen Sie ein Muster-Audio auf. Bevor Sie dem Sprecher das Audio zur Aufnahme zukommen lassen, kann es hilfreich sein, ein „Muster-Audio” aufzunehmen – d. h. eine Audiodatei, die Sie oder ein Kollege aufnehmen – und es anschließend anzuhören. Die Wörter laut auszusprechen ist eine gute, kostengünstige Möglichkeit sicherzustellen, dass der Inhalt des Skripts korrekt ist und sich flüssig lesen lässt. Bei diesem Schritt haben Sie außerdem noch einmal die Möglichkeit, holprige Überleitungen oder Redewendungen auszubessern. Sie können auch Ihre Fachexperten bitten, sich Ihr Muster-Audio anzuhören, um mögliche Fehler oder Auslassungen aufzudecken, die während des Schreib- und Bearbeitungsprozesses übersehen wurden.
- Fügen Sie Pausen hinzu. Wenn ein Mensch liest, fügt sein Gehirn Pausen hinzu, damit er die dargelegten Informationen aufnehmen kann. Wenn ein Lernender sich Informationen anhört, benötigt er dieselben Pausen, damit sein Gehirn die Möglichkeit hat, das Gesagte zu erfassen und zu verarbeiten. Sie können mit einer Ellipse (…) oder mit einer kleinen Anmerkung am Rand darauf hinweisen.
- Stellen Sie dem Sprecher einen Leitfaden für die Aussprache zur Verfügung. Manchmal wird in einem Kurs eine große Menge an komplexer oder spezifischer Terminologie verwendet. Lassen Sie den Sprecher nicht raten, sondern versuchen Sie, eine Verknüpfung zu einem Onlinewörterbuch oder zu einem YouTube-Video bereitzustellen, aus dem die korrekte Aussprache hervorgeht.
- Legen Sie dar, wie mit Akronymen verfahren werden soll. Wenn in Ihrem Skript ein Akronym wie beispielsweise FEMA enthalten ist, weiß der Sprecher möglicherweise nicht, ob er es als F-E-M-A oder als FEEMA oder als „Federal Emergency Management Agency” aussprechen soll. Meine Faustregel hierfür ist: Wenn ich möchte, dass der Sprecher es im Audiotext buchstabiert, verwende ich Bindestriche zwischen den Buchstaben. Wenn ich möchte, dass er das Akronym verwendet, spreche ich es phonetisch aus und füge außerdem zur Verdeutlichung noch eine kurze Anmerkung hinzu (z. B. „als ‚Fi-ma‘ aussprechen). Und wenn ich möchte, dass er die Wörter anstelle des Akronyms verwendet, lasse ich das Akronym einfach weg, wenn es nicht in Klammern gesetzt ist.
- Verwenden Sie keinen Schrägstrich. In einem umgangssprachlichen Schreibstil verwenden wir manchmal „und/oder”. Dieser Schrägstrich ist für Druck- oder Bildschirmtexte geeignet. Ausgesprochen hört er sich jedoch ziemlich ungeschickt an.
- Verwenden Sie den doppelten Zeilenabstand. Damit hat es der Sprecher etwas einfacher, den Überblick zu behalten.
- Heben Sie Begriffe durch Kursivschrift hervor. Soll der Sprecher ein bestimmtes Wort betonen? Zeigen Sie es durch Kursivschrift an. Sie können auch zu Beginn eine Anmerkung anfügen, um Ihr Anliegen zu verdeutlichen, z. B.: „Wörter in Kursivschrift betonen.” Meiner Erfahrung nach haben die meisten Sprecher ein gutes Gespür dafür, wie die Wörter basierend auf dem Thema Ihres Kurses betont werden sollten. Wenn Sie jedoch etwas Bestimmtes im Sinn haben, können Sie weitere Anleitungen geben.
- Fügen Sie keine Produktionsnotizen hinzu. Während Anmerkungen zu Animationen, Bildern oder Videos möglicherweise hilfreich sind, wenn Audiodateien und Objekte auf Ihren Folien synchronisiert werden, sollten diese Hinweise nicht im Aufnahmeskript enthalten sein. Hinweise, die für den Sprecher nicht relevant sind, könnten ihn verwirren oder ablenken – ganz zu schweigen von den zusätzlichen Wörtern oder Zeichen, durch die Ihr Skript länger erscheint, als es tatsächlich ist. Wenn Sie wirklich Produktionsnotizen in das Skript einfügen möchten, sollten Sie diese in Klammern setzen und dem Sprecher den Zweck erläutern.
- Denken Sie an die technischen Spezifikationen. Manchmal gehen die technischen Details im E-Mail-Verkehr mit dem Sprecher verloren. Deshalb ist es meiner Meinung nach hilfreich, am Anfang des Skripts einige wenige Spezifikationen bereitzustellen. Beispielsweise möchte ich angeben, welche Art von Audioausgabedatei ich benötige (z. B. MP3, WAV), welche Aufnahmequalität ich suche und wie diese bearbeitet werden sollen (z. B. Bereitstellung als Einzeldatei, die ich bearbeiten kann, oder in mehreren Dateien).
Wie verwenden Sie Audio in Ihren Kursen? Haben Sie Tipps zum Schreiben von Skripts, die Sie mit anderen teilen möchten? Hinterlassen Sie unten einen Kommentar.
Um zukünftige Updates nicht zu verpassen, abonnieren Sie meinen Blognewsletter, und vergessen Sie nicht, mir auf Twitter zu folgen.