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Robert Gagnes 9 Schritte für das Design von E-Learning-Kursen

Robert Gagnes 9 Schritte für das Design von E-Learning-Kursen
Robert Gagnes 9 Schritte für das Design von E-Learning-Kursen

Sie wissen nicht so recht, wie Sie das Design Ihres E-Learning-Kurses angehen sollen? Robert Gagne und seine Mitautoren definieren in ihrem Buch „Principles of Instructional Design” ein paar Leitlinien für den Entwurf eines passenden Kurses. Heute schauen wir uns die von ihnen empfohlenen neun Unterrichtsschritte („Events of Instruction“) an und wie Sie sie in Ihrem E-Learning-Kurs umsetzen können.

1. Aufmerksamkeit des Lernenden wecken

Untersuchungen zeigen, dass die Aufmerksamkeitsspanne der Lernenden immer kürzer wird. Ihre Lernenden entscheiden innerhalb von wenigen Sekunden, ob sich Ihr Kurs lohnt. Sorgen Sie daher für einen starken Einstieg. Sie fragen sich, wie der aussehen könnte? Probieren Sie es mit den folgenden Techniken:

  • Zeigen Sie ein kurzes und schnell geschnittenes Einführungsvideo.
  • Steigen Sie mit einer provokanten Frage zum Thema ein.
  • Sorgen Sie mit einer passenden Geschichte für einen Bezug.
  • Wecken Sie mit überraschenden Fakten Interesse.
  • Kombinieren Sie für ein ansprechendes Intro schwungvolle Soundeffekte mit ausdrucksstarken Grafiken und schnellen Animationen.

Wichtig ist, dass die Inhalte kurz und interessant sind. Sie sollen die Lernenden neugierig machen. Arbeiten Sie wie bei einem Filmtrailer: Verraten Sie nicht gleich allzu viel, damit es spannend bleibt.

2. Ziele erläutern

Dieser Schritt klingt einfach. Sie sollten die Ziele jedoch so formulieren, dass die Lernenden motiviert sind. Um dies zu erreichen, bieten sich Ihnen beispielsweise die folgenden Möglichkeiten:

  • Listen Sie die Ziele als Aussagen auf. Beispiel: „Nach diesem Kurs können Sie Ladendiebe erkennen und aufhalten.”
  • Formulieren Sie die Ziele als Fragen an die Lernenden. Beispiel: „Wie können Sie mögliche Ladendiebe erkennen? Was machen Sie, wenn Sie einen Verdächtigen sehen?“
  • Bilden Sie aus den Lernzielen Aufgaben, die die Lernenden zum Bestehen des Kurses erfüllen müssen. Beispiel: „Ihre Aufgabe ist es, mögliche Ladendiebe zu erkennen und aufzuhalten.”

Vermitteln Sie, was der Lernende aus dem Kurs mitnehmen wird. Mehr zu diesem Schritt erfahren Sie im Artikel zur Definition Ihrer Lernziele und zur Bloom’schen Taxonomie.

3. Integrieren Sie die Inhalte in einen Kontext

Ihre Lernenden setzen die neuen Informationen und Fähigkeiten schneller um, wenn Sie diese zu bestehenden Kenntnissen und Erfahrungen in Bezug bringen. Dazu können Sie beispielsweise folgendermaßen vorgehen:

  • Stellen Sie offene Fragen zu bisherigen Erfahrungen oder Konzepten. Sorgen Sie so dafür, dass die Lernenden über das Gelernte nachdenken.
  • Fragen Sie bestehendes Wissen ab und bauen Sie darauf auf.
  • Stellen Sie ein Szenario oder Problem vor und lassen Sie es von den Lernenden lösen. Reicht das bestehende Wissen der Lernenden dazu nicht aus, vermitteln Sie ihnen die fehlenden Kenntnisse.

Wenn Sie auf bereits vorhandenem Wissen aufbauen, können sich die Lernenden neue Informationen oder Fähigkeiten leichter aneignen.

4. Inhalte präsentieren

Hier geht es um die tatsächlichen Kursinhalte. Es gibt buchstäblich Millionen Möglichkeiten zur Darstellung von Inhalten. Seien Sie einfach kreativ. Einige Beispiele:

  • Gamification: Machen Sie aus Ihrem Kurs ein Spiel. Arbeiten Sie mit Herausforderungen, Belohnungen und anderen Gaming-Elementen. Lesen Sie den Artikel zum Thema Gamification, um die entsprechenden Techniken kennenzulernen.
  • Interaktive Videos: Platzieren Sie an strategischen Stellen Hotspots und sorgen Sie so für Interaktivität. Lassen Sie die Lernenden Fragen beantworten, weitere Informationen abrufen oder andere Videos starten.
  • Storytelling: Machen Sie aus den Kursinhalten eine Erzählung, zu der die Lernenden einen Bezug aufbauen können. Sie können den Lernenden zu einem Charakter der Story machen oder ihn als Beobachter agieren lassen. Im Artikel zum Erstellen von E-Learning-Szenarien erfahren Sie mehr über dieses Thema.

Damit die Lernenden bei der Stange und motiviert bleiben, müssen Sie die Darstellung der Inhalte variieren. Auch als Spiel gestaltete Kurse können ohne Abwechslung schnell langweilig werden.

5. Lernende durch den Kurs leiten

Wir möchten nicht, dass sich der Lernende im E-Learning-Kurs entmutigt, verloren oder alleingelassen fühlt. Daher müssen Sie den Lernenden auf zwei Ebenen unterstützen: Indem Sie die Kursinhalte und die Aktivitäten im Rahmen des Kurses vermitteln. Dazu können Sie beispielsweise folgendermaßen vorgehen:

  • Bauen Sie Tipps ein, die den Lernenden bei schwierigen Fragen oder Konzepten unterstützen. Dafür können Sie beispielsweise Fragezeichen platzieren. Zeigt der Lernende auf ein Fragezeichen, so erhält er zusätzliche Informationen.
  • Arbeiten Sie mit Beispielen zu Inhalten. Wenn Sie theoretische Informationen in einen praktischen Kontext setzen, kann der Lernende sie besser verstehen.
  • Verwenden Sie On-Screen-Anweisungen, wenn Sie eine neue Aktivität vorstellen oder der Lernende vor dem nächsten Kursabschnitt eine Aktivität durchführen muss (beispielsweise „Ziehen Sie die richtige Antwort in das grüne Feld”).

Ob Sie den Lernenden ausreichend unterstützen, finden Sie am einfachsten über einen Test heraus.

6. Lernenden Übungsmöglichkeiten bieten

Nachdem die Lernenden die Inhalte kennengelernt haben, sollten Sie ihnen die Möglichkeit geben, sie anzuwenden und zu vertiefen. Je nach Thema bieten sich Ihnen hierzu verschiedene Möglichkeiten:

  • Simulationen: In einem Softwarekurs können Sie das Gelernte beispielsweise zusammen mit den Lernenden in einem simulierten „Testmodus“ vertiefen und bei Problemen Tipps geben.
  • Entscheidungsszenarien: Lassen Sie die Lernenden die gelernten Inhalte auf eine bestimmte Situation oder Problematik anwenden, die auch im wahren Leben vorkommt.

Je früher die Lernenden ihr neues Wissen anwenden und je realistischer das entsprechende Szenario ist, desto eher können Sie es später umsetzen.

7. Lernenden Feedback geben

Übungsmöglichkeiten ergeben keinen Sinn, wenn Sie dem Lernenden kein Feedback zu den Übungen geben. Dieses können Sie beispielsweise mithilfe folgender Optionen bieten:

  • Arbeiten Sie mit Verzweigungen der Kursaktivitäten auf Basis der Antworten des Lernenden. So kann der Lernende erkennen, was er falsch gemacht hat.
  • Gewähren Sie dem Lernenden eine zweite Chance, wenn er eine Frage falsch beantwortet hat.
  • Geben Sie dem Lernenden einen Tipp und lassen Sie es ihn erneut versuchen.
  • Zeigen Sie die korrekte Antwort und lassen Sie den Lernenden nicht im Unklaren.
  • Erläutern Sie, was richtig gewesen wäre, und stellen Sie die korrekte Antwort dar.

Nutzen Sie die jeweils am besten zum Thema, zur Zielgruppe und zum Kursdesign passende Möglichkeit.

8. Leistung des Lernenden bewerten

Nun müssen Sie feststellen, ob die Lernenden die Lernziele erreichen konnten. Die entsprechende Bewertung sollte dem Übungsteil ähnlich sein. Aber in diesem Teil gibt es natürlich keine Tipps. Führen Sie in diesem Abschnitt keine neuen Informationen oder Fähigkeiten mehr ein. Testen Sie ausschließlich das bereits Gelernte.

9. Lernende dabei unterstützen, die erlernten Informationen und Fähigkeiten auf ihren Job zu übertragen

Wie können Sie am besten dafür sorgen, dass die neuen Informationen und Kenntnisse im Job genutzt und bestmöglich umgesetzt werden? Natürlich können Sie nicht garantieren, dass die Lernenden die Inhalte auch anwenden. Aber es gibt ein paar Möglichkeiten, um dies zu unterstützen:

  • Stellen Sie Hilfsdokumente zur Verfügung, wie beispielsweise ausdruckbare Checklisten oder Schnellreferenzen.
  • Bieten Sie den Lernenden Übungsmöglichkeiten, wie sie ihr Wissen und ihre Fähigkeiten nach dem Kurs vertiefen können.
  • Erstellen Sie einige kurze Review-Kurse oder -Tests, die in den Wochen nach dem Kurs zur Vertiefung des Wissens und der Fähigkeiten genutzt werden können.

Wenn Sie nach diesen grundlegenden Leitlinien vorgehen, sind Sie auf dem besten Weg, einen guten E-Learning-Kurs zu erstellen. Verlassen Sie sich jedoch nicht nur auf diese Tipps. Es gibt noch eine Menge anderer Verfahren für das Instructional Design. Sehen Sie sich die folgenden Artikel zum Thema an:

Wenn Sie Fragen haben oder uns Feedback geben möchten, hinterlasse Sie doch einen Kommentar unter diesen Artikel.

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