Über den Arbeitsalltag von angestellten Instruktionsdesignern und freiberuflichen E-Learning-Designern haben wir bereits berichtet. Für den heutigen Artikel haben wir uns mit einer E-Learning-Projektmanagerin unterhalten und sie gebeten, aus ihrem Alltag zu berichten:
8:50 Uhr
Heute bin ich etwas früher ins Büro gefahren, um in Ruhe einen Kaffee zu trinken und schon mal am Schreibtisch zu sein, bevor die Kollegen eintreffen, damit ich etwaige dringende E-Mails konzentriert abarbeiten kann.
9:15 Uhr
Ich trommle das Team fürs morgendliche Standup-Meeting zusammen. Hier trägt jeder kurz seine oberste Priorität für den heutigen Arbeitstag zusammen. Wenn irgendetwas Dringendes reingekommen ist oder die Prioritäten verschoben werden müssen, teile ich das in diesem Rahmen allen mit.
9:30 Uhr
Ich mache mich mit einigen Instruktionsdesignern auf zu Konferenzraum 2, wo das Kickoff-Meeting für Projekt XYZ stattfindet. Der Kunde samt Fachmann (SME) erwartet uns da schon. Weil es das erste E-Learning-Projekt des Kunden ist, fange ich damit an, unsere Abläufe zu erklären, damit er eine Vorstellung davon bekommt, was ihn erwartet. Dann erkläre ich kurz, wer im Projekt welche Rolle übernehmen wird und wer letztlich wichtige Entscheidungen fällt. Danach besprechen wir die technischen Voraussetzungen und andere Parameter, bevor ich an die Instruktionsdesigner übergebe, die gemeinsam mit dem Kunden das Zielpublikum ermitteln und die Lernziele festlegen.
10:30 Uhr
Ich bin zurück am Schreibtisch. Da klingelt das Telefon. Kunde QRS ruft an, um mir mitzuteilen, dass die Frist für sein Projekt vorverlegt werden muss. Ob wir das Projekt statt nächsten Monat vielleicht schon nächste Woche fertigstellen könnten? Ich antworte, dass ich das mit dem Team besprechen muss und mich dann noch mal zurückmelde.
10:45 Uhr
Ich berufe ein außerplanmäßiges Meeting mit dem Team für Projekt QRS ein, um zu besprechen, ob die neue Frist machbar ist. Die Instruktionsdesigner sagen, ihr Teil sei bereits fertig. Die Entwickler sagen, sie könnten es bewerkstelligen, sofern die Grafikdesigner sämtliche Dateien in den nächsten zwei Tagen liefern. Die Grafikdesigner sagen, dass sie noch eine Menge Arbeit vor sich haben und dass sie bezweifeln, alles in zwei Tagen fertigzustellen, es sei denn der Kunde wäre damit einverstanden, dass einiges an den Grafiken schlanker ausfällt als ursprünglich geplant. Wir rufen den Kunden an und fragen nach, ob er bereit ist, ein abgespeckteres Grafikdesign zu akzeptieren, um die neue Frist möglich zu machen. Der Kunde ist einverstanden, und alle gehen wieder an die Arbeit.
11:15 Uhr
Nachdem das unter Dach und Fach ist, habe ich endlich Zeit, mich wieder meinen E-Mails zu widmen. Da sind einige zusammengekommen in der Zwischenzeit. Ich beantworte Kundenanfragen, liefere fertige Projektdateien gemäß den Absprachen und leite den verschiedenen Projektteams die für sie relevanten E-Mails weiter.
12:15 Uhr
Schon nach 12? Kein Wunder, dass mein Magen knurrt! Zeit für die Mittagspause.
13:15 Uhr
So, Hunger gestillt, kurz durchgeatmet, weiter im Text. Inzwischen ist endlich die Antwort von Kunde JKL gekommen. Auf das Feedback warten wir schon seit Ewigkeiten. Allerdings sollen wir heute noch einen aktualisierten Prototyp liefern. Das nenne ich mal agile Planung! Ich spreche mit den Instruktionsdesignern, die kurz ihre To-do-Listen überprüfen und mir dann zusagen, das bis zum Feierabend noch zu schaffen. Puh!
13:45 Uhr
Endlich ist mein Posteingang leer. Und das Telefon ist auch still. Jetzt kann ich mich meiner eigenen To-do-Liste für heute zuwenden. Ein neues Projekt braucht einen voraussichtlichen Zeitplan, und für ein anderes muss noch ein Angebot abgegeben werden. Daran werde ich erst mal eine Weile sitzen!
15:30 Uhr
Kunde XYZ meldet sich, um das Ergebnis des Meetings von heute Morgen zu besprechen. Also schnappe ich mir einen der Instruktionsdesigner – der gerade an Projekt ABC sitzt – und starte eine Telefonkonferenz. Der Kunde gibt uns sein Feedback, und der Instruktionsdesigner macht sich Notizen. Nach dem Meeting teile ich dem Instruktionsdesigner mit, dass für ihn jetzt erst mal Projekt XYZ Priorität hat, denn das Storyboard muss bis Ende der Woche fertig sein, während das für Projekt ABC noch zwei Wochen Zeit hat.
16:30 Uhr
Ich muss einige Storyboards und Prototypen prüfen, die wir demnächst liefern müssen. Ich öffne sie in Articulate Review und füge Kommentare ein, wo sie mir nötig erscheinen.
17:30 Uhr
Bevor ich für heute Schluss mache, werfe ich einen letzten Blick in mein E-Mail-Postfach und erstelle eine To-do-Liste für morgen.
18:00 Uhr
Feierabend!
Was für ein turbulenter Tag! Wie Sie sehen, geht es als Projektmanager in einem kleinen E-Learning-Unternehmen oft alles andere als ruhig zu. Wenn Sie gerade mehrere Projekte betreuen, dazu noch von verschiedenen Kunden, gestaltet sich der Verlauf oft schubweise. Mal scheint ein paar Tage gar nichts voranzugehen, und dann melden sich alle Kunden gleichzeitig und wollen noch am selben Tag Zwischenergebnisse sehen, Änderungen besprechen oder sonst etwas. An solchen Tagen ist es extrem wichtig, Prioritäten setzen zu können.
Natürlich sind nicht jedes Unternehmen, jede Projektmanagerstelle und jeder Tag gleich, aber dieser Artikel sollte Ihnen ein Gefühl dafür geben, was Sie mit einiger Wahrscheinlichkeit erwartet, wenn Sie in einem Unternehmen als Projektmanager anfangen.
Einblicke in andere Tätigkeitsfelder der E-Learning-Branche finden Sie in den folgenden Artikeln:
- Was macht ein Weiterbildungsteam? 7 häufige Berufsbezeichnungen in der E-Learning-Branche
- Als E-Learning-Designer selbstständig machen oder nicht?
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